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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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Staat zu schlüpfen, obgleich sie zunächst halbherzig protestierte, dass es doch noch niemanden gäbe, der sie anschauen und bewundern könnte, und es deshalb eine Verschwendung sei, das Kleid jetzt schon zu tragen.
    »Dann bin ich also niemand?«, fragte Nick, der gegen den Kaminsims gelehnt dastand und mit einer Mischung aus Belustigung und Befriedigung zusah, wie sie sich herausputzte.
    »Sei nicht albern«, schimpfte Polly und blickte mit gerunzelter Stirn in den Kristallspiegel auf ihrem Frisiertisch. »Ist der Kragen jetzt gerade angesteckt? Es ist gar nicht so einfach, wenn man das allein machen muss.« »Dann werde ich wohl besser noch ein Mädchen für dich engagieren«, erwiderte Nick und trat einen Schritt zurück, um sich den Kragen genauer ansehen zu können. »Wenn du diese Nadel ein wenig versetzt... genau so ... Voila, perfekt.«
    »Ihr seid doch eine höchst talentierte Kammerzofe, Mylord«, erklärte Polly in der Annahme, dass Nicholas lediglich einen Scherz gemacht hätte. Sie zog die Spitzenrüschen an den Ärmelabschlüssen ihres Hemds zurecht und strich die bogenförmigen Falten ihres Unterkleides glatt, die unter dem Rock des Samtkleids hervorschauten, der vorne offen war und dessen Hälften an beiden Seiten ein wenig gerafft waren.
    »Aber ich werde nicht immer hier sein, um dir bei deiner Toilette zu helfen«, erklärte Nicholas. »Ich bin zwar sicher, dass die Hauswirtin dir jede nur erdenkliche Hilfe zukommen lassen wird, aber sie hat eben auch noch andere Verpflichtungen. Nein, du brauchst eine Kammerzofe.«
    Polly starrte Nicholas entgeistert an. »Kommt überhaupt nicht infrage! Ich wüsste doch gar nicht, was ich sagen oder wie ich mich ihr gegenüber geben sollte oder -«
    »Unsinn«, unterbrach Nicholas sie. »Natürlich weißt du das. Es ist doch nur eine weitere Rolle, die zu spielen du lernen wirst.«
    »Aber ich lerne nur die Rollen, die mir auch gefallen«, entgegnete Polly. »Und es gefällt mir ganz und gar nicht, mich als die Herrin von Dienstboten aufzuspielen!«, erklärte sie entschlossen. »Nicholas, ich will nicht ungehorsam sein, und ich bin mir sicher, dass du nur nett sein möchtest, aber so etwas würde wirklich nicht zu mir passen.« Nick zog seine Schnupftabakdose aus der Tasche seines Gehrocks und schnippte den Deckel geschickt mit dem Daumennagel auf. Dies war also offensichtlich eines jener Themen, bei denen Polly sich von ihrer dickköpfigen Seite zeigte, und es wäre keinem damit geholfen, wenn er die Diskussion so lange weiterführte, bis sie sich ernsthaft darüber stritten.
    »Warum probierst du nicht mal die Schuhe an?«, schlug er freundlich vor.
    Wenn Nicholas ein so heikles Thema so unvermittelt wieder fallen ließ, bedeutete dies üblicherweise, dass er beschlossen hatte, es bei einer anderen Gelegenheit noch einmal von einem anderen Ansatzpunkt aus zur Sprache zu bringen. So viel hatte Polly bereits gelernt. Die Diskussion war also mit Sicherheit noch nicht beendet. Es war vielmehr eine Vorgehensweise, die die Gegenpartei in einer reichlich unangenehmen Lage zurückließ. Schließlich konnte man kaum weiter auf seiner Meinung beharren, wenn es gar keinen Streitpunkt mehr gab. Doch im Augenblick konnte sie nichts daran ändern. Polly wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihren Schuhen zu. »Sie erfordern ein wenig Übung«, beruhigte Nicholas Polly, als sie auf etwas wackeligen Beinen durch den Salon stakste. »In zehn Minuten hast du dich garantiert an die hohen Absätze gewöhnt.«
    Polly zeigte sich skeptisch, musste zu ihrem Erstaunen jedoch feststellen, dass Nick Recht hatte. Mit etwas Übung konnte sie zwar noch immer nicht perfekt in den Schuhen gehen, hatte sich dem Ziel jedoch zumindest deutlich genähert.
    Polly vollführte gerade eine recht ordentliche Drehung, bei der sie sogar auf den Umfang ihrer herumwirbelnden Röcke achtete, als von unten der Türklopfer erklang. Verstohlen warf Nick einen Blick auf die Uhr, die von seiner Westentasche baumelte. Thomas Killigrew war auf die Minute pünktlich. Aus dem Erdgeschoss ertönte die Stimme von Mrs. Benson, die den Besucher bat, am oberen Ende der Treppe um die Ecke zu biegen. »Erwartest du Besuch?« Ohne darüber nachzudenken, trat Polly in die Sonnenstrahlen, die durchs Fenster hereinfielen. In kleinen Locken ergoss sich ihr honigfarbenes Haar über ihre Schultern, während das Sonnenlicht die goldenen Reflexe darin aufleuchten ließ.
    Kincaid lächelte im Stillen. Polly hatte sich kerzengerade

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