Lockruf der Toten / Magischer Thriller
zu Eve, als wir zum Auto zurückgingen. »Dein Timing war wirklich perfekt.«
»Ehrlich gesagt, ich war schon seit ein paar Minuten da, aber ich dachte, ich warte mal ab, wie ihr ohne mich klarkommt. Ich mochte das mit dem ›verdächtigen Herumlungern am Schauplatz einer unerlaubten paranormalen Versammlung‹. Er hat’s eine Weile wirklich geschluckt. Das Problem ist, wenn du zu bluffen versuchst, dann neigst du dazu, es zu übertreiben. Da müssen wir noch dran arbeiten.«
Eve begleitete uns zurück zu Hopes Wohnung und argumentierte dabei für ihre Lösung – unsere Beute zum Handeln zu zwingen, statt weiter nach ihr zu suchen. Nachdem sie uns geholfen hatte, konnte ich mich nicht weigern, ihr zuzuhören, und sie wusste es und wurde fast so lästig wie Stan.
Als wir vom Parkplatz zu Hopes Wohnhaus gingen, wurde die Unterhaltung zu einer Diskussion zwischen Jeremy und Eve, mit mir als »Dolmetscherin«. Hope hielt sich völlig heraus – es war ihre erste echte Begegnung mit einem Geist, und wahrscheinlich fand sie sie einigermaßen verstörend.
»Schön, du hast recht«, sagte Eve zu Jeremy. »Möglichst wenig Pressebeteiligung, um alle Beteiligten zu schützen und zu verhindern, dass die Sache außer Kontrolle gerät.«
Ich gab die Antwort weiter und ließ etwas Kleingeld in den Gitarrenkasten eines Straßenmusikanten fallen.
»Ich hoffe, du bezahlst ihn für Musikunterricht«, sagte Eve. »Oder noch besser dafür, dass er mit der Spielerei ganz aufhört.«
Ich schüttelte den Kopf und sah zu Jeremy hin, der damit beschäftigt war, die Straße zu mustern. Ich glaubte zunächst, er dächte nach, bis ich sah, wie seine Nasenflügel sich blähten.
»Jeremy?«, sagte ich.
Er sog noch einen Atemzug ein. Dann ein Nicken.
»Was riechst du?«, fragte ich.
Er schüttelte den Kopf.
Als wir die Wohnung erreichten, hatten wir eine Entscheidung getroffen. Wir würden Botnicks Wohnhaus durchsuchen, und wenn wir dort nichts Aufschlussreiches fanden, würden wir heute Nacht den nächsten Schritt tun. Wir würden im Garten nach einer Leiche suchen … allerdings nicht mit Hilfe der Nekromantie.
Botnick lebte in einem alten einstöckigen Haus in einer Arbeitergegend. Es hatte etwas von einer Cornflakesschachtel – schmal, rechteckig und tief. Nicht gerade die schauerromantische Villa, die man vom Anführer eines Sexkults erwartet hätte.
Die Inneneinrichtung war vollkommen nichtssagend. Cremeweiße Wände in jedem Raum. Einrichtung von Ikea – praktische, moderne Möbel, zusammengehörige Sets; selbst die Bilder an den Wänden sahen aus, als hätte er sie zusammen mit den Möbeln gekauft. Vielleicht hatte Botnick einfach den Ikea-Katalog durchgeblättert, sich die Einrichtungsvorschläge für jedes Zimmer angesehen und alles bestellt, was auf dem Foto zu sehen war.
Nachdem wir uns die Anlage des Hauses angesehen hatten, trennten wir uns. Hope würde sich überall nach chaotischen Schwingungen umtun. Jeremy würde sich das Bürozimmer vornehmen. Ich würde nach Verstecken suchen – verschlossenen Schränken, Falltüren und so weiter, Vorrichtungen von der Sorte eben, die Botnick zu mögen schien.
Das einzige schauerromantische Element des Hauses waren die Geister. Es waren drei – was für ein einziges Haus viel war. Botnick schien sie angezogen zu haben. Nicht weiter überraschend – die Leute suchen auch nach dem Tod noch nach magischen Lösungen für ihre Probleme. Als Menschen versuchen sie eine Hintertür ins Jenseits zu finden, wo sie durch den Kontakt zu den Toten an überzeitliches Wissen zu kommen hoffen. Und als Geister sind sie damit beschäftigt, eine Hintertür zurück ins Leben zu finden, die Ewigkeit wieder gegen die Zeitlichkeit zu vertauschen. Das Gras ist immer grüner dort, wo man selbst gerade nicht ist.
Und jetzt hatte dieses Dreigespann von Geistern, die wohl gehofft hatten, der Schmalspurokkultist würde ihnen den Weg zeigen, versehentlich den Jackpot geknackt. Es war eine Nekromantin im Haus.
Erst flüsterten sie nur miteinander. Für Geister, die selbst früher keine Paranormalen waren, sind Nekromanten geradezu Stoff für Legenden. Wie die Möglichkeit, im Jenseits Elvis zu begegnen. Jeder sagt, dass er dort ist, jeder sagt, er wüsste, woran er ihn erkennen würde, wenn er ihn sähe, und der eine oder andere hat ihn tatsächlich gesehen. Aber die meisten werden durch ihr Jenseits gehen, ohne je einen Blick auf den Mann zu werfen. Mit Nekromanten ist es ähnlich. Diese
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