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Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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es macht.«
    Die Pioniersfrau musterte sie mit einem finsteren Stirnrunzeln. »Und was glaubst du, wer du bist, dass du uns herumkommandierst?«
    »Sagen wir einfach, ihr wollt es gar nicht wirklich rausfinden«, antwortete Eve, während sie von der Höhe ihrer hundertdreiundachtzig Zentimeter auf die Frau hinuntersah. Und jetzt …«
    »Du machst mir keine Angst«, sagte die Viktorianerin.
    Sie ging auf Eve zu. Die zweite Frau schlug einen Bogen, um ihr in den Rücken zu kommen, während der Mann vortrat, die Hände zu Fäusten geballt. Eve blieb stehen, wo sie war, und sah gelangweilt aus.
    »Ihr Typen wollt euch prügeln? Ich habe eine bessere Idee. Was ihr braucht, ist eine Abwechslung. Einen Urlaub. In Schottland, glaube ich. Die haben ein paar tolle Burgen dort.«
    Sie brachte den Mann mit einem Tritt zu Fall und jagte der Viktorianerin einen Energiestoß in die Magengrube. Die Pioniersfrau rannte auf sie zu und erstarrte in einem Bindezauber.
    »Hey, Kris?«, sagte Eve. »Das war dein Stichwort.«
    Kristof erschien – an einen Baum gelehnt, als sei er schon die ganze Zeit da gewesen und hätte sich die Sache von der anderen Seite her angesehen.
    »Sorry«, sagte er. »Hat so ausgesehen, als amüsiertest du dich, ich wollte nicht unterbrechen.«
    »Habe ich auch, aber jetzt wird es Zeit zum Abmarsch, und ich könnte ein bisschen Unterstützung brauchen. Wenn du den hässlichen Typen nimmst, nehme ich die hässlichen Weiber.«
    Die Viktorianerin gab ein Quiekgeräusch von sich, als Eve sie und die immer noch bewegungslose Pioniersfrau an den Armen packte.
    »Bin gleich zurück«, sagte Eve und verschwand.

[home]
29 Undankbar
    A ls sie fort waren, sah ich zum Haus hinüber. Sollte ich wieder hineingehen? Nein. Nicht gleich jetzt. Stattdessen schlich ich mich auf die Straße hinaus und machte mich auf die Suche nach dem Café, das Jeremy erwähnt hatte. Ein Möchtegern-Starbucks, irgendeine Kette – die Sorte, ohne die keine Wohngegend mehr auszukommen zu scheint.
    Ich rief Jeremy an, während ich auf meinen Kaffee wartete, damit er wusste, wo er mich finden konnte. Ich teilte ihm mit, dass Eve aufgetaucht war und »das Problem gelöst« hatte. Wieder ein Tag, wieder eine Rettungsaktion.
    Dann saß ich in einem der viel zu bequemen Sessel, mit denen diese Läden immer eingerichtet sind und die einladend und behaglich aussehen, bis man in ihnen versinkt und feststellt, dass man nicht mehr an seinen Kaffee herankommt.
    Zwei Frauen meines Alters plumpsten auf das Sofa gegenüber, obwohl das Café zu drei Vierteln leer war, und führten eine Unterhaltung, die laut genug war, um alle anderen Gäste auch noch zu unterhalten.
    »Und also hab ich ihr gesagt: ›Nein, du gibst das Ballett
nicht
auf, ganz sicher nicht, nachdem ich für fünf Jahre Unterricht im Voraus bezahlt habe.‹ Die ganzen Stunden, die ich damit verbracht habe, sie ins Studio zu kutschieren, mir die Proben anzusehen! Undankbares kleines …«
    Ich biss die Zähne zusammen, bis mir der Kiefer weh tat. Wie oft hatte ich Variationen zu diesem Thema von meiner eigenen Mutter gehört? Zu meinen frühesten Erinnerungen gehörte, wie sie mich aus den Vorbereitungen zu einem Schönheitswettbewerb für Vorschulkinder gezerrt hatte, die Finger so fest um meinen Arm geschlossen, dass man die Spuren noch wochenlang sah, weil ich undankbar genug gewesen war zu weinen, als das Brenneisen des Friseurs dort mir die Kopfhaut versengte. Noch bei meinem letzten Telefongespräch mit ihr hatte ich den Sermon gehört. Meine ewige Undankbarkeit für die Opfer, die sie meinetwegen gebracht hatte.
    Die Frauen sprachen weiter, und die Stimme meiner Mutter rollte über mich hinweg und trug mich zurück zu der Zeit, als meine Kräfte begonnen hatten, sich zu manifestieren.
    »Hast du eigentlich eine Vorstellung, wie ich mich fühle bei alldem, Jaime? Wenn ich Anrufe von der Highschool kriege und mir anhören darf, dass du dich im Mädchenklo versteckst? Oder Fototermine verschieben muss, weil irgendein Geist dir zu schaffen macht? Deine nassen Laken wechseln darf? Machst ins Bett, in deinem Alter, weil du
Angst
hast? Ich hab mir den Hintern aufgerissen, um etwas aus dir zu machen. Dein Vater hat sich so viel Mühe nicht gemacht. Bürdet mir seine Probleme mit seiner verkorksten Familie und seinem verkorksten Kind auf, und dann zieht er sich aus der Affäre und hängt sich auf. Und deine kostbare Nan ist auch keine Hilfe mit ihrer Verhätschelei, und dann macht

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