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Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Aufenthaltsorte und so weiter. Ich bezweifelte, dass wir irgendetwas davon brauchen würden. Jeremy hatte Zack Flynn erzählt, ich sei bereits nach Chicago zurückgeflogen, um dem Medienrummel aus dem Weg zu gehen.
    Während sie fort war, hatte ich etwas Zeit, um meine Gedanken zu sortieren. Ich machte mir Sorgen um Jeremy. Ich hatte zwar keinerlei Zweifel, dass er auf sich aufpassen konnte, aber ich fühlte mich nicht wohl mit dem Wissen, dass Karl Marsten seine einzige Verstärkung war. Und ich wusste, dass die Tatsache Jeremy ebenso unangenehm war, so viel Mühe er sich auch gab, es nicht merken zu lassen.
    Vor nunmehr sechs Jahren hatte sich eine Gruppe von Außenseiterwerwölfen zusammengefunden, um das Rudel zu stürzen. Clay war dabei entführt und gefoltert worden, und zwei seiner Rudelbrüder waren umgekommen. Von den Rebellen hatte nur einer überlebt – Karl Marsten.
    Bei dem letzten Kampf hatte Elena Karl verschont, weil er ihr geholfen hatte. Dann hatte sie Jeremy mit Clays Unterstützung gebeten, ihm zu verzeihen. Vor der Rebellion hatte Karl dem Rudel niemals irgendwelche Schwierigkeiten gemacht – man hatte sich sogar recht gut vertragen. Er hatte sich weder an den Morden beteiligt noch daran, Clay zu foltern, und er hatte sich der Gruppe aus einem Grund angeschlossen, den jeder Werwolf verstand – dem instinktiven Bedürfnis des Wolfs nach einem eigenen Territorium, das das Rudel ihm zuvor verweigert hatte.
    So hatte Jeremy Karl eine Chance gegeben und ihm ein Revier in einem weit entfernten Bundesstaat zugewiesen unter der Bedingung, dass er zumindest erwog, sich dem Rudel anzuschließen. Es war alles sehr fair gewesen, sehr salomonisch, sehr Jeremy-typisch.
    Inzwischen war Karl zu einem Mitglied des Rudels geworden und hatte sich als loyal und nützlich erwiesen. Und das Rudel hatte ihn akzeptiert. Auch Jeremy … das jedenfalls glaubten alle anderen.
    Jeremy machte ganz den Eindruck, als hieße er Karls Mitgliedschaft gut und unterstütze ihn sogar. In seinen Augen war dies die beste Methode, mit Karl umzugehen. Aber er konnte nicht vergessen, was Karl getan hatte. Vielleicht hatte Karl Peter oder Logan nicht persönlich umgebracht. Vielleicht hatte er Clay nicht geschlagen. Vielleicht hatte er sogar den Gemäßigten gegeben, die Stimme der Vernunft, und Clay vor den übelsten Exzessen seiner Gefängniswärter geschützt. Aber er hatte auch alles, was geschehen war, geschehen lassen, hatte sich herausgehalten, bis er sah, dass das Blatt sich gewendet hatte, und erst dann die Seiten gewechselt.
    Jeremy gab sich Mühe, Karl als einen Bruder im Rudel zu akzeptieren. Clay war es gewesen, der gefoltert worden war, und er hatte Karl vergeben, warum also konnte Jeremy nicht das Gleiche tun? Aber in meinen Augen lag genau hier die Erklärung. Es ist einfach, jemandem etwas zu vergeben, das er einem selbst angetan hat – sehr viel schwieriger, wenn er es jemandem angetan hat, den man liebt. Heute sieht Clay Karl an, zuckt die Achseln und denkt: »War nicht persönlich gemeint.« Jeremy sieht nach wie vor den Mann, der dabeigestanden und zugesehen hat, wie sein Sohn halb totgeprügelt wurde.
    Aber wie Jeremys Empfindungen Karl gegenüber auch immer aussehen mochten, er vertraute ihm offensichtlich so weit, dass er ihn heute Vormittag aufgespürt und aufgefordert hatte, sich uns anzuschließen. Ich wusste eben nur, es wäre ihm lieber gewesen, ein anderes Rudelmitglied an seiner Seite zu haben. Und mir auch.
     
    Als Nächstes nahm ich Verbindung zu Eve auf, wie ich es Jeremy versprochen hatte. Sie konnte mich nicht physisch beschützen, aber sie konnte noch besser Wache halten als Hope und mir Bescheid sagen, wenn sie irgendwo etwas Ungewöhnliches sah – ganz ohne dabei zu riskieren, dass sie verdächtig wirkte.
    Als ich ihr die jüngsten Entwicklungen geschildert hatte, saß Eve im Schneidersitz auf dem Bett und überlegte ein paar Sekunden lang. »Okay. Jeremy trifft sich also mit diesem Jungen, der sagt, er hat Informationen über die Gruppe, aber in Wirklichkeit gehört er selbst zu der Gruppe – das nehmt ihr jedenfalls an. Was bedeutet, dass er Jeremy wahrscheinlich in eine Falle locken will. Aber weil Jeremy jetzt vorgewarnt ist, wird er in diese Falle nicht gehen.«
    »Genau das.«
    Noch ein Moment des Nachdenkens, dann nickte sie. »Nicht schlecht. Aber mit einem entscheidenden Teil davon habe ich ein großes Problem.«
    »Nämlich?«
    »Dem Teil, dass du hier rumsitzt mit einem

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