Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
Vom Netzwerk:
Lieblingsrestaurants und -bars aus, und so weiter. Aber mit der Zeit wurde die Unterhaltung etwas bemüht; wir machten uns beide Sorgen um Jeremy und Karl.
    Irgendwann verlegte Hope sich auf das, was auch Eve zuvor getan hatte – das Auf-und-ab-Rennen. Sie ging zum Fenster oder zur Balkontür, sah hinaus, kam zurück, versuchte die Konversation wieder aufzunehmen und verstummte, wenn sie das nächste Mal zum Fenster lief … oder das Display ihres Handys studierte.
    »Marsten hat nichts damit zu tun«, sagte eine Stimme hinter mir.
    Eve kam um mich herummarschiert.
    »Neue Theorie. Marsten weiß von nichts. Bloß ein Mittel zum Zweck. Werwölfe brauchen keine Magie, die Gruppe würde ihn also nicht weiter interessieren. Und er weiß, wenn er Jeremy hintergeht, dann würde Clay ihn eine Hölle erleben lassen, die wahrscheinlich schlimmer wäre als alles, was die Parzen sich einfallen lassen könnten. Marstens einziges Verbrechen sind die Illusionen eines Mannes in den mittleren Jahren. Nicht mal abgebrühte Veteranen sind immun gegen hübsche junge Frauen.«
    Ich öffnete den Mund und sah dann zu Hope hinüber.
    Eve fuhr fort: »Ein Mädchen wie sie, mit ihren Kräften – sie wäre eine leichte Beute für diese Gruppe. Was ich nicht verstehe, ist, warum sie mit dir hier herumhängt.«
    »Mhm«, murmelte ich.
    »Es wäre einfacher, wenn sie Jeremy überredet hätte, dich mitzunehmen. Hat sie’s probiert?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ah. Na ja, sie wird dich aus dem Haus und von den Wachmännern wegkriegen müssen. Hat sie vorgeschlagen, irgendwo hinzugehen? Vielleicht was trinken, einen Spaziergang machen?«
    Noch ein Kopfschütteln.
    »Wenn sie’s tut, bleib hier. Ich mache inzwischen noch einen Rundgang … und überlege mir die Sache.«
    Eve war erst ein paar Minuten lang fort, als Hopes Nervosität plötzlich nach oben zu schnellen schien.
    »Mach weiter mit dem Gerenne, und du scheuerst ein Loch in den Boden«, sagte ich.
    Sie fuhr zusammen, als sei sie überrascht, eine Stimme zu hören. Ihre Augen waren aufgerissen und blicklos.
    Ich stand auf. »Hope? Siehst du irgendwas …«
    Ein heftiges Kopfschütteln, dann wurde ihr Blick klar. »N-nein. Einfach bloß …« Sie schien nach Worten zu suchen; dann sagte sie unvermittelt: »Sie hätten inzwischen anrufen sollen.«
    »Nicht, wenn alles okay ist. Was Jeremy auch vorhat, es wird eine Weile dauern. Ich weiß, die Warterei ist schwierig …«
    Ich ließ den Satz verklingen, als mir klarwurde, dass sie nicht zuhörte. Sie hatte sich wieder in Bewegung gesetzt; ihr Blick zuckte vom Fenster zur Balkontür und wieder zurück, als suchte sie den Garten ab. Ihr Gesicht war angespannt, aber statt bleich und besorgt auszusehen, hatte sie jetzt glitzernde Augen und hektische Flecken auf den Wangen. Eine Ader an ihrem Hals pochte.
    Sie ging schneller, wurde wieder langsamer, um zum Fenster hinauszusehen, rannte zur Tür, auch hier wieder ein Blick ins Freie, eine ruckartige Wendung und zurück zum Fenster. Wie eine Hauskatze, die unmittelbar vor dem Fenster einen Vogel gesehen hat – zitternd vor Erregung am ganzen Körper und außerstande, den Blick von der Beute zu wenden.
    Luzifers Tochter.
    »Hope?«
    Sie fuhr herum; ihre Lippen verzerrten sich angesichts der Unterbrechung. Dann ein Lidschlag, und der Ausdruck war verschwunden.
    »Ich habe bloß … es tut mir leid«, sagte sie, während ihr Blick immer noch zum Fenster hinüberzuckte, als könne sie sich einfach nicht losreißen. »Irgendwas ist da draußen.«
    Ich ging zum Fenster. Sie streckte den Arm aus, als wollte sie mich fortreißen, hielt dann inne und gab mir nur zu verstehen, ich sollte etwas Abstand halten. »B-bloß zur Sicherheit. Irgendwas ist los da draußen.«
    »Ist jemand dort?«
    Eine lange Pause; ich dachte zunächst, sie überlegte. Aber ihr Blick blieb auf das Fenster gerichtet und mühte sich zu sehen. Sie versuchte keine Antwort zu finden – sie hatte die Frage wahrscheinlich nicht einmal gehört.
    Etwas im Garten also. Dem leeren Garten, aus dem die Polizei sich zurückgezogen hatte, den die Bewohner des Hauses aber immer noch nicht betreten durften.
    Ich hielt die Stimme neutral, als ich fragte: »Meinst du also, wir sollten es uns ansehen?«
    Wieder eine lange Pause. Ich wollte die Frage eben wiederholen, als sie plötzlich zur Tür ging.
    »Ich gehe«, sagte sie. »Du bleibst hier.«
    »Moment mal …«
    Ich packte die Tür, bevor sie sie öffnen konnte. Ihr Kopf fuhr zu

Weitere Kostenlose Bücher