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Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Absperrband im leichten Wind; es war auf einer Seite losgerissen, als wäre jemand geradewegs hindurchgelaufen. Hope? Das Band abzureißen kam mir nicht sonderlich intelligent vor, aber wenn sie es nicht gewesen war, wer dann? Als ich das letzte Mal nach unten gesehen hatte, waren die Polizisten, die den Garten bewacht hatten, auf dem Weg zu ihrem Mannschaftswagen gewesen.
    Ich huschte hinter eine Hecke und stellte mich auf die Zehenspitzen, um über sie hinwegsehen zu können. Dort, vielleicht vier Meter vor mir, ging Hope in den Garten hinaus mit den langsamen, gemessenen Schritten einer Schlafwandlerin.
    »Was zum Teufel treibst du eigentlich?«
    Ich wäre fast nach hinten gekippt. Eves Blick war mörderisch.
    »Ich weiß nicht, was du glaubst, dass du da machst, Jaime, aber schieb deinen Arsch wieder da…«
    Ich unterbrach sie mit einer geflüsterten Erklärung, während ich vorsichtig hinter der Hecke hervortrat, um Hope zu folgen.
    »Ist mir egal, was für Gründe du hast. Geh sofort zurück in das verdammte Haus.«
    »Das hier ist keine Falle. Sieh sie dir an.« Ich winkte zu Hope hinüber, gerade als sie mit dem Schienbein eine niedrige Mauer rammte und weiterging, als habe sie es nicht gemerkt. »Sie ist in einer Art Trance.«
    »Sie lockt dich da raus. Macht dich neugierig. Damit du glaubst, es wäre ungefährlich, ihr zu folgen.«
    Ich blieb nicht stehen. »Ich habe sie gesehen, wenn sie eine Vision hat. Genau so sieht sie dann aus.«
    »Und das kann man nicht spielen? Sei doch …« Eve verbiss sich den Rest mit einem hörbaren Zähneklicken. Dann baute sie sich vor mir auf. »Bleib stehen und sieh dich um, Jaime. Fällt dir irgendwas auf an der Stelle, wo du gerade bist? Und wo du hingeführt wirst?«
    Ich warf einen Blick über die Schulter zurück, auf die Hecke, die sich um den Garten zog und mich vor jedem verbarg, der zur Seiten- oder Hintertür herauskam. Dann drehte ich mich wieder um und sah Hope auf den abgelegensten Teil des Gartens zusteuern.
    »Die folgt keiner Chaosspur«, sagte Eve. »Sie führt dich zu einer Stelle, wo keiner sehen kann, was als Nächstes passiert.«
    Mist. Es hatte etwas für sich, was sie da sagte.
    Ich sah zurück zum Haus.
    »Na endlich«, flüsterte Eve.
    »Jaime?« Hope kam durch den Garten zurück. »Was machst denn du hier draußen?«, fragte sie mit einem verwirrten Zwinkern – wie eine Schlafwandlerin, die man aufgeweckt hat.
    »Verdammt noch mal, Jaime, ignorier sie doch einfach …«
    »Ich hab mir Sorgen um dich gemacht.« Ich hob die Pistole. »Du hast das hier liegen lassen.«
    Sie runzelte die Stirn und sah auf ihren Hosenbund hinunter, als fragte sie sich, wie die Waffe von dort in meine Hand geraten war. Eve versuchte mich in Richtung Tür zu schieben, aber ihre Hände glitten durch mich hindurch.
    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    »Ich bin mir … nicht sicher. Jemand …« Hope zitterte. »Ich glaube, da hinten ist jemand umgebracht worden. Gerade eben erst. Ich kann’s immer noch spüren.«
    Sie legte sich die Arme um den Oberkörper und schauerte zusammen, aber ihr Gesichtsausdruck verriet weder Angst noch Besorgnis. Sie sah beinahe … verzückt aus. Ich spürte, wie die Härchen in meinem Nacken sich aufstellten.
    »Hör dir den Bockmist gar nicht erst an«, sagte Eve. »Die würde doch alles sagen, um …«
    Ich ignorierte sie. Hope sah sich über die Schulter hinweg um, zu der dunklen Ecke hin.
    »Ich glaube, wir sollten das überprüfen.« Ihre Stimme war hoch und erfüllt von kaum verhohlener Erregung.
    »So, meinst du?«
    Ihr Blick blieb auf den dunkelsten, am weitesten entfernten, schattigsten Teil des Gartens gerichtet. Meine Finger schlossen sich fester um die Waffe. Eve war verstummt, eine angespannte Stille, als warte sie darauf einzuschreiten – als
könnte
sie einschreiten.
    Hope bedeutete mir mit einer Handbewegung, ich solle ihr folgen, tat ein paar Schritte und drehte sich um, als ihr klarwurde, dass ich ihr nicht gefolgt war. Ihre Finger streiften meinen Arm. Eve begann etwas zu murmeln. Eine Formel? Aber in meiner Dimension würde die nicht wirken.
    Hopes Finger schlossen sich um meinen Arm. Ich hob die Waffe. Eve reckte beide Hände über den Kopf; ich sah, wie etwas zwischen ihnen Gestalt annahm.
    Ich holte aus. Ein dumpfer Aufschlag, als die Waffe auf Hopes Schläfe auftraf. Ihre Augen wurden weit. Sie stand da und starrte mich ungläubig an. Dann gaben die Knie unter ihr nach, und sie sackte auf den Steinplatten

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