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Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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waren; die Wände waren mit Regalen voller Kartons und Glasbehälter bedeckt.
    Ich ließ den Lichtstrahl auf einen davon fallen und fuhr zurück. In dem Glas trieb ein Fötus in einem Konservierungsmittel. Ich musterte die anderen Behälter. Überwiegend Körperteile, Organe allem Anschein nach. Ich leuchtete mit der Taschenlampe in einen Karton. Er war voller klarer Plastikbeutel, von denen jeder ein getrocknetes Teil von irgendetwas … oder irgendjemandem enthielt.
    Alle Beutel und Gläser waren beschriftet, aber auf den Etiketten standen nur Nummern. Der zugehörige Code war wahrscheinlich im Büro. Ich würde Jeremy danach fragen, aber zunächst sah ich mir die Beutel näher an, wobei ich ein Paar in einem Glas treibender Augäpfel zu ignorieren versuchte, die auf mich herunterstarrten.
    Getrocknete Teile, damit komme ich zurecht – habe mein ganzes Leben mit ihnen zu tun gehabt. Es war schwer zu sagen, wie viele davon menschlichen Ursprungs waren; oft waren es nur runzlige, nicht näher bestimmbare graue Fragmente. Andere waren unverkennbar
nicht
menschlich: ein Fledermausflügel, ein buschiger Schwanz, ein spitzes Ohr. Ich schob einen Beutel mit Zähnen zur Seite – scharf, wahrscheinlich von einem Nagetier. Drunter lag etwas eindeutig Menschliches: ein Daumen. Ich hob ihn hoch. Selbst eingetrocknet noch war er als der eines Erwachsenen zu erkennen.
    Ich spähte in den Kasten hinein. Ganz unten war ein Schlauch aus getrockneter Haut. Zu groß, um von einem Finger zu stammen. Ich hob den Beutel ins Licht, sah genauer hin, und – ja, menschlich. Männlich. Und ganz entschieden nichts, was man in
meinem
Beutel mit Überresten gefunden hätte.
    Ich sah zu den Reihen von Kartons und Gläsern hinüber. Es wurde Zeit, Jeremy Bescheid zu sagen. Als ich zurücktrat, verfing sich mein Absatz in etwas, und ich sah nach unten. Ein merkwürdiger Ort für einen losen Teppich. Mein Schuh hatte ihn ein Stück weit zurückgeschlagen, und ich sah Holz, das in den Zementboden eingelassen zu sein schien. Ich bückte mich und zog den Läufer zur Seite. Staub stieg auf. Ich hustete, dachte an die Körperteile und hoffte sehr, dass es sich hier wirklich um gewöhnlichen Staub handelte.
    Unter dem Teppich war eine Falltür. Mit Angeln und einem versenkten Griff. Kein Schloss erkennbar. Ich packte den Griff und zog versuchsweise. Nichts. Ich zog stärker. Die Tür klappte auf. Eine Leiter verschwand nach unten in die Dunkelheit. Selbst mit Hilfe der Taschenlampe erkannte ich nichts als einen engen Schacht.
    Es wurde
wirklich
Zeit, Jeremy Bescheid zu sagen.
    Ich schloss die Falltür.
    Als ich den Vorhang wieder zufallen ließ, dachte ich an den auf der anderen Seite. Ich sollte wirklich einen Blick dahinterwerfen, schon um sagen zu können, dass ich mir alles angesehen hatte. Ich öffnete den zweiten Vorhang und … starrte. Ein metallener Helm starrte zurück. Mattschwarzes Metall mit winzigen Atemlöchern, ohne Öffnungen für Augen und Mund. Auf einer Seite war eine Angel, auf der anderen ein Schloss. Ich versuchte mir vorzustellen, wie das Ding über meinem Gesicht zuklappte, und schnappte unwillkürlich nach Luft.
    Ich riss den Blick von dem Helm los und sah mich um. Noch ein Lagerraum mit Regalbrettern und Wandhaken; hier wurden keine Körperteile, sondern Bondagezubehör aufbewahrt. Der Raum stank nach Leder und Schweiß und etwas Scharfem, dessen Geruch mir vage bekannt vorkam. Urin.
    Als ich mich zurückzog, fiel mein Blick auf eine Peitsche – eine, die wenig Ähnlichkeit mit dem Spielzeug vorn im Laden hatte. Geflochtenes Leder, und die Enden der einzelnen Stränge waren mit eisernen Gewichten versehen. Die Peitschenschnüre waren dunkel verfärbt. Blut.
    Ich betrachte mich selbst als sexuell erfahren – durchaus erfahren. Und für mich ist es beim Sex immer um den Spaß gegangen. Aber als ich mir diese Regale ansah, kam ich mir vor wie eine Klosterschülerin.
    »Ich glaube, wir können davon ausgehen, dass wir da drin keine Antworten finden werden«, murmelte Jeremy an meiner Schulter.
    Ich fuhr zusammen und versuchte es mit einem kleinen Auflachen zu überspielen. »Ziemlich beunruhigendes Zeug, was? Bei den meisten Sachen kann ich nur raten, wofür sie gebraucht werden. Und bei manchen davon will ich gar nicht raten. Der Helm da reicht schon aus, um mir Alpträume zu verursachen.« Ich ließ den Vorhang zufallen. »Ich habe dich gerade holen wollen. Da drüben habe ich ein paar Dinge gefunden.« Ich zeigte auf

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