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Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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den Geist. »Es gibt noch einen Weg, richtig?«
    Er lächelte.
    »Es gibt einen«, sagte ich zu Jeremy. »Wahrscheinlich irgendwo hinter diesen Kisten und Kartons da hinten.«
    »Den findet ihr aber nicht«, sagte der Geist in einer Art Singsang. »Der ist gut versteckt. Und abgeschlossen. Gebt’s lieber gleich auf.«
    Jeremy ging mit langen Schritten zur Wand hinüber und winkte mich zu sich. »Schau du da drüben. Bleib dicht an der Mauer. Wenn Kisten gerückt werden müssen, sag Bescheid.«
    Ich nickte, und wir trennten uns.
    Kisten und Kartons waren an mehreren Stellen aufgetürmt, und manche Stapel reichten bis zur Decke. Ich hängte meine Schuhe mit den Riemen aneinander und drapierte sie mir über den Arm; dann begann ich auf der Suche nach einer Öffnung die Wand abzugehen.
    »Netter Arsch«, sagte der Geist, während er mir folgte. »Nicht zu groß, nicht zu hart. Du setzt den gern ein, stimmt’s? Den kleinen Zusatzschwenk beim Gehen, der die Jungs verrückt macht.«
    Ich hatte den ersten Kistenstapel erreicht. Die Lücke dahinter war breit genug, dass ich mich hineinschieben konnte, also tat ich es.
    »Weißt du, was der Arsch zu mir sagt?«, fuhr der Geist fort. »Er sagt ›Ich kann’s gar nicht erwarten, dass du mich über den nächsten Tisch wirfst, mir den Rock hochschiebst und …‹«
    Er redete weiter. Ich hörte auf zuzuhören.
    Ich hatte eine Kiste von über einem Meter Länge erreicht, die unmittelbar an der Wand stand. Ich packte die Kanten, aber das Ding rührte sich nicht.
    »Jeremy?«
    Er war neben mir, bevor ich den Namen wiederholen konnte. Ein Ruck, und die Kiste war aus dem Weg.
    »Ist das der Typ, den du magst, Süße?«, fragte der Geist, als wir hinter die Kiste spähten. »Starke Männer? Dominant? Alphatypen?«
    Beim letzten Wort lachte ich auf. Der Geist stierte mich wütend an – er hatte sich offensichtlich eine andere Reaktion gewünscht. Jeremy sah zu mir herüber und zog eine Braue hoch.
    »Bloß der Geist«, sagte ich, während ich mich weiter an der Wand entlangschob.
    »Stört er dich?«
    »Ach was, es ist bloß ein alter Perverso, der auf die Sexshow wartet.«
    Die Lippen des Geistes verzogen sich. »Wenn ich noch am Leben wäre, würde ich dir jetzt ein paar Manieren beibringen. Erst würde ich …«
    »Ich bin mir ganz sicher, dass es eine Menge Dinge gibt, die du mit mir machen würdest, wenn du noch am Leben wärst. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass du’s nun mal nicht bist, fürchte ich, du wirst dich für alle Ewigkeit aufs Zusehen und …« – ich illustrierte den Gedanken mit einer entsprechenden Handbewegung – »… verlegen müssen.«
    Jeremy lachte leise. Der Geist begann Drohungen und Beleidigungen hervorzustoßen. Ich ignorierte ihn und tastete weiter die Wand ab.
    »Hab’s«, sagte ich, als Jeremy einen weiteren Stoß Kartons nach vorn gezogen hatte. »Geh du vor.«
    Jeremys Kopf fuhr hoch; sein Blick glitt zu der Leiter hinüber. Von oben hallte ein Lachen zu uns herunter. Er griff nach meinem Arm und sah sich um.
    »Das war’s jetzt, du Miststück«, gackerte der Geist. »Eine echte Gefangene, das müsste denen gefallen.«
    Ich ließ den Strahl der Lampe durch den Raum schwenken und hielt inne, als er auf einen ganzen Berg von Kisten zu unserer Linken fiel.

[home]
21 Galgenmännchen
    D ie Kisten waren in drei oder vier Reihen hintereinander aufgestapelt. Jeremy schob eine der vordersten eben weit genug zur Seite, dass man sich in die Lücke quetschen konnte, und winkte mir zu, ich sollte ihm folgen. Er arbeitete sich weiter vor, eine Kistenschicht nach der anderen; als er die letzte erreicht hatte, hielt er inne und gab mir zu verstehen, ich solle die Taschenlampe ausschalten. Ich tat es, gerade als er eine der obersten Kisten zur Seite und auf eine andere schob.
    Es wurde dunkel. Füße schepperten auf der Leiter. Das schleifende Geräusch weiterer zur Seite bewegter Kartons. Eine Hand legte sich um meine Taille und zog mich weiter nach hinten.
    Das Licht im Keller ging an, und ich stellte fest, dass Jeremy einen einzigen Karton aus dem Stapel unmittelbar an der Wand stehen gelassen hatte. Eine Sitzgelegenheit. Die Kiste war zu klein, als dass wir nebeneinander hätten sitzen können, also winkte er mir zu, ich solle mich umdrehen und mich auf seinen Schoß setzen.
    »Ihr glaubt, das reicht?«, höhnte der Geist; sein Kopf streckte sich aus einer Kiste hervor. »Sie können euch immer noch sehen.«
    Ich wollte schon weiter

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