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Lockruf des Blutes

Lockruf des Blutes

Titel: Lockruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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euch?«
    »Sie ist gerade angekommen. Hör mal, wir wollten nachher zu Sammy’s zum Abendessen. Ich nehme an, im Strandhaus ist alles in Ordnung, sonst hättest du ja längst angerufen. Also, wann kannst du bei Sammy’s sein?«
    Zu einem Abendessen mit Gloria, Davids zickiger Modelfreundin? Wie wäre es mit »nie«? Ich hole zischend Atem und stoße ihn wieder aus. »Geht ihr nur. Ich brauche wohl noch eine Weile.«
    Davids Stimme wird ernst. »Warum? Es ist doch alles in Ordnung, oder nicht?«
    »Nein, David. Es ist nicht alles in Ordnung. Hast du Trish vergessen?«
    Einen Moment lang herrscht verlegenes Schweigen. »Entschuldigung, Anna. Hast du von diesem Lehrer irgendetwas erfahren?«
    »Ja. Und ich will jetzt gleich wieder zu ihm. Also geht ihr ruhig essen. Sag Max, es tut mir leid. Ich versuche ihn morgen zu erreichen.«
    Er will noch etwas sagen, aber ich klappe hastig das Handy zu. Ärger, ätzend wie Säure, mischt sich mit der brodelnden Wut in meinem Bauch. Gloria ist da. Das hat mir gerade noch gefehlt.
    Als ich aus dem Haus gehe, stehen die Kinder vor der Garagentür, die jetzt geschlossen ist. Trish hält ihr Bündel Kleidung in beiden Händen, und Ryan hat die Decke um etwas gewickelt, was nur der Computer sein kann.
    Ich strecke die Hand danach aus. »Den muss ich mitnehmen, Ryan.«
    Er schüttelt den Kopf und weicht zurück. »Nein. Das ist der einzige Beweis, den wir haben. Sie glauben vielleicht, Sie hätten ihn kaputtgemacht, aber ich kann sicher noch was von der Festplatte holen.«
    Ich lasse die Hand sinken. Ich habe jetzt keine Zeit, mit ihm darüber zu streiten. Je länger wir herumstehen, desto größer wird das Risiko, dass jemand Trish hier sieht. Ich will, dass diese beiden Jugendlichen mir vertrauen, aber ich will Ryan nicht in noch größere Gefahr bringen.
    Mir will keine schlaue Begründung einfallen, warum er mir den Laptop geben sollte, also sage ich ihm die Wahrheit. »Ich habe Angst um dich, Ryan. Wenn du diesen Computer behältst, könnten die Männer auch dich und deine Familie angreifen. Willst du das riskieren?«
    Er schenkt mir ein breites, niedliches Lächeln und zeigt auf Cujo, der mit einem dümmlichen Hundegrinsen neben ihm sitzt. »Ich habe noch zwei Hunde zu Hause«, sagt er. »Cujo ist der Kleinste. Ich glaube nicht, dass uns was passieren wird.«
    Ich sehe Cujo vor mir, wie er sich mit blitzenden Zähnen auf mich stürzt, und muss zugeben, dass seine abschreckende Wirkung nicht zu unterschätzen ist. »Aber behalte Cujo immer in deiner Nähe – lass ihn heute Nacht in deinem Schlafzimmer bleiben, ja?«
    »Da schläft er immer.«
    »Soll ich dich erst nach Hause bringen?«
    Er schüttelt den Kopf. »Nein. Sonst fragen sich meine Eltern vielleicht, wer Sie sind. Ich komme schon klar.«
    Er und Trish wechseln einen Blick, der mir völlig rätselhaft ist. Wohl so eine Art Teenager-Telepathie. Ich spüre echte Zuneigung zu diesem Jungen, der zu so viel bereit ist, um seine Freundin zu beschützen. Aber jetzt müssen wir los. Wortlos gehen Ryan und Cujo die schmale Straße entlang und verschwinden um die Ecke auf die Strandpromenade. Trish und ich gehen in die andere Richtung los, zum Mission Boulevard, wo mein Auto steht.

Kapitel 16
    D ie angespannte Atmosphäre im Auto entsteht durch die Mischung aus Trishs Kummer und Verwirrung und meine beinahe unbeherrschbare Wut. Dementsprechend unbehaglich und stumm verläuft die Fahrt. Ich habe noch mehr Fragen an Trish, doch ein Blick auf ihr ängstliches, erschöpftes Gesicht, und ich bringe es nicht über mich, ihr diese Fragen jetzt zu stellen. Stattdessen konzentriere ich mich auf die Fahrt, und als ich zu Freys Wohnanlage abbiege, halte ich unmittelbar vor dem Tor und wende mich zu ihr um.
    »Bist du wirklich damit einverstanden?«
    Sie sieht mich an, und ihr Blick ist voll Kummer über den Verrat ihrer Mutter. »Muss ich ja«, sagt sie. »Bei Ihnen kann ich nicht mehr bleiben. Und Barbara hat Mr. Frey vertraut. Also werde ich das auch tun.«
    Sie hält das Bündel Kleider auf ihrem Schoß mit beiden Händen umklammert, so fest, dass ihre Fingerknöchel sich weiß verfärbt haben. Ich berühre ihre Hände kurz, nur mit den Fingerspitzen. Ihre Haut ist fast so kalt wie meine.
    Ich gebe Freys Wohnungsnummer auf dem Tastenfeld ein, und er antwortet. Sobald er meine Stimme hört, öffnet sich das Tor. Er erwartet uns an der Haustür.
    Er braucht keine Sekunde, um die ganze Geschichte aus meinen Gedanken zu lesen. Mit

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