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Lockruf des Blutes

Lockruf des Blutes

Titel: Lockruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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werde diese Wut wegsperren, sie in einem dunklen Winkel meines Geistes einsperren, damit ich sie später wieder herauslassen kann.
    Wenn mir Carolyn gegenübersteht.

Kapitel 15
    E s dauert einen Moment, aber sobald ich sprechen kann, ohne dabei zu schreien, strecke ich Trish eine Hand entgegen. »Es tut mir leid, aber ich muss dich das fragen. Hat deine Mutter dich« – ich zeige auf den kaputten Laptop – »dazu gezwungen?«
    Sie spricht leise, doch Demütigung und Abscheu sind nicht zu überhören. »Sie hat gesagt, mir würde ja nichts passieren. Nicht so richtig. Und wir könnten viel Geld damit verdienen. Seit mein Dad weg ist, haben wir eine Menge Rechnungen, die wir nicht bezahlen können. Sie hat gesagt, ich müsste das nur einmal machen.«
    Ihrer traurigen Stimme ist deutlich anzuhören, wie sehr sie unter diesem Missbrauch ihres Vertrauens leidet. Es überrascht mich auch nicht, als sie flüsternd hinzufügt: »Aber es war nicht nur einmal.«
    Ryan hat sich berappelt, er tritt nun zwischen Trish und mich und funkelt mich böse an.
    »Sehen Sie jetzt, warum sie nicht dahin zurückkann? Diese Männer, die Trish zu solchen Sachen zwingen, die wissen, dass alle ihre Aufnahmen auf diesem Computer sind. Sie wollen ihn wiederhaben. Sie sind auf Barbara losgegangen, weil sie wusste …«
    Ich hebe die Hand. »Moment mal. Was hatte Barbara damit zu tun? Hat sie …?«
    »Nein.« Trishs Stimme klingt scharf wie ein Peitschenknall. »Sie hat gar nichts gemacht. Sie ist einmal nach der Schule zu mir nach Hause gekommen. Da waren die Männer gerade weggegangen. Sie hat mich weinen gesehen. Ich weiß, ich hätte es ihr nicht erzählen dürfen, aber ich musste es doch jemandem erzählen. Ich wollte mich umbringen. Sie hat gesagt, ich soll zu Mr. Frey gehen. Sie hat gesagt, dass ich ihm erzählen muss, was los ist. Dass er mir helfen könnte.«
    Wieder durchfährt mich die Erkenntnis wie ein glühend heißer Blitz, dass alles, was Carolyn uns erzählt hat, gelogen war. »Bist du zu Mr. Frey gegangen?«
    Sie wird bleich und schüttelt den Kopf. »Nein. Ich konnte einfach nicht. Also hat Barbara gesagt, sie würde es ihm erzählen.« Ihre Stimme bricht. »Sie ist wohl nicht mehr dazu gekommen.«
    Ich kämpfe gegen die Wut, die in mir kocht, und zwinge mich zur Ruhe. »Weißt du, wer den Männern erzählt haben könnte, was Barbara vorhatte?«
    Wieder ein Kopfschütteln. Aber sie sieht mich dabei nicht an, und ihr zerbrechlicher Körper scheint in sich zusammenzuschrumpfen. Das ist eine deutlichere Bestätigung als bloße Worte. Ich weiß, was sie vermutet. Carolyn ist irgendwie dahintergekommen. Es war ihre Mutter.
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich muss ruhig bleiben, vernünftig denken. Um der Kinder willen. Doch in Wahrheit will ich nur noch Carolyn aufspüren und ihr den verlogenen Kopf von den Schultern reißen. Trish weint wieder, völlig lautlos. Der Anblick weckt mich auf. Ich muss sie in Sicherheit bringen.
    »Ryan, weiß irgendjemand, dass du Trish hier besucht hast?«
    »Nein.« Er hat einen Arm um Trishs Schultern gelegt. »Ich war sehr vorsichtig. Meine Eltern glauben, ich gehe mit Cujo spazieren. Wir wohnen nicht weit von hier. Es war nicht schwierig, sich zu Hause wegzuschleichen.«
    »Aber was ist mit den Männern, die hinter dem Laptop her sind? Wisst ihr, wer sie sind?«
    Er und Trish schütteln die Köpfe. Trish antwortet schließlich: »Sie waren immer zu zweit. Einer hat die Bilder gemacht, der andere …«
    Sie verstummt. »Na ja, jedenfalls haben sie nie miteinander geredet, während ich im Zimmer war. Der mit der Kamera hat mir gesagt, was ich machen soll. Wenn sie fertig waren, haben sie das Video rausgenommen, auf den Computer geladen und sind gegangen.«
    »Wie hast du es geschafft, an diesen Computer zu kommen?«
    Trish zuckt mit den Schultern. »Den haben sie dagelassen, und die Kamera auch.«
    Ryan schaltet sich ein. »Trish war wirklich schlau. Sie hat den Computer mit rausgeschmuggelt, als sie abgehauen ist. Ihre Mom war im Krankenhaus. Sie hat sicher nicht gleich gemerkt, dass er weg ist. Sie haben ihn immer in einem Karton ganz hinten im Schrank versteckt. Trishs Mom hatte keine Ahnung, dass Trish wusste, wo er ist.« Bei seinen letzten Worten schwingt eine Art jugendlicher Stolz auf den Wagemut und den Einfallsreichtum seiner Freundin in seiner Stimme mit.
    Wie in Zeitlupe nimmt ein Plan in meinem Kopf Gestalt an. Ich habe nicht allzu viele Möglichkeiten. Hier kann ich

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