Lockruf des Blutes
habe?« Auch seine Stimme klingt ein wenig heiser.
Plötzlich kehrt das Begehren nach ein bisschen körperlicher Aktivität, das ich schon neulich empfunden habe, kreischend und tosend zurück. Ich sage gar nichts. Ich schließe die Tür hinter mir mit einem Fußtritt, klemme einen Stuhl dagegen, damit sie auch zubleibt, und stürze mich auf ihn.
Max reagiert genau so, wie ich es mir erhofft habe. Auch er verschwendet keine Zeit auf Worte. Er zerrt an meinen Kleidern, zieht mir den Pulli aus und fummelt zu lange am Reißverschluss meiner Jeans herum. Ich verliere die Geduld, stoße seine Hände weg und ziehe sie selbst aus.
Seine Stimme dicht an meinem Ohr klingt atemlos. »Du bist so kalt.«
»Dann wärm mich auf.«
Das tut er, mit Händen und Lippen. Die vampirische Physiologie ist schon seltsam. Sexuelle Erregung lässt die Haut heiß werden, und nach kürzester Zeit glühe ich förmlich. Wir liegen auf dem Boden, die Beine ineinander verschlungen, meine Brüste sind an seinen Brustkorb gepresst. Meine Sinne kribbeln, erwachen vom Duft seiner frisch geduschten Haut. Ich kann nicht warten. Ich presse mich an ihn, meinen Mund auf seinen, führe ihn mit der Hand in mich ein. Auch er ist bereit. Er besteigt mich, und ich nehme ihn in mich auf, genieße die Erregung, die ich in jeder Zelle meines Kopfes, Herzens und Körpers spüre. Seit ich zum Vampir geworden bin, hat mir davor gegraut, mit Max zu schlafen. Ich hatte Angst, dass die köstliche Kombination aus Blut und Sex, die ich mit Avery genossen habe, das bloße menschliche sexuelle Erleben ziemlich fade erscheinen lassen könnte. Avery hat das jedenfalls behauptet.
Max und ich finden das Tempo, das unsere Körper miteinander in Einklang bringt und uns gemeinsam immer höher schraubt. Als Max kommt und ich spüre, wie seine Liebe wie warmer Honig in mich hineinfließt, lässt mein eigener Höhepunkt die Nacht um uns herum in eine Million funkelnder Sterne zerspringen.
Und ich erinnere mich an etwas.
Avery war ein Lügner.
Kapitel 18
M ax rollt sich von mir herunter und landet stöhnend auf dem Teppich. Ich bleibe still neben ihm liegen, lausche seinem Atem, dem Pochen seines Blutes, seinem Herzschlag. Plötzlich richtet er sich auf, sein Gesicht schwebt über meinem und nimmt einen zutiefst besorgten Ausdruck an. »Du lieber Himmel, Anna. Ich habe gar kein Kondom benutzt.«
Ich kann mir das Lachen nicht verkneifen. »Schon gut, Max. Es kann nichts passieren.«
»Woher willst du das wissen?«
Weil ich kein Mensch mehr bin und Vampire sich keine Sorgen darum machen müssen, ob sie ein Kind bekommen oder sich eine Geschlechtskrankheit einfangen. Natürlich kann ich Max das nicht sagen. Er weiß nur, dass wir immer gewissenhaft darauf geachtet haben, Kondome zu benutzen. Also sage ich ihm einfach: »Dafür ist es der falsche Zeitpunkt in meinem Zyklus. Vertrau mir.«
»Bist du ganz sicher?«
Der Anklang von Enttäuschung in seiner Stimme ist unverkennbar. Er legt eine Hand auf meinen Bauch. »Mit dir ein Baby zu machen, wäre nämlich gar nicht so schrecklich. Vielleicht sollten wir wirklich mal darüber nachdenken.«
Alarmglocken schrillen in meinem Kopf. Ich setze mich hastig auf und deute auf Max’ Glas, das neben uns auf dem Boden steht. »Mach mir bitte auch so einen, ja? Ich möchte erst mal duschen.«
Bevor er etwas erwidern oder gar auf die Idee kommen kann, sich mit mir unter die Dusche zu stellen, habe ich die Tür hinter mir zugemacht. Die Wendung, die dieses Gespräch plötzlich genommen hat, ist einfach bizarr und birgt Konsequenzen, von denen Max nichts ahnen kann. Wann ist ihm die Sache mit uns so ernst geworden?
Als ich aus der Dusche steige, schlüpfe ich in die besten Erotikkiller, die mir einfallen – einen Herrenschlafanzug aus Flanell und einen Bademantel, fest zugebunden. Kein Zentimeter nackte Haut.
Max mustert mich, als ich aus dem Schlafzimmer komme, er reicht mir meinen Drink und zieht eine Augenbraue hoch. »Nettes Outfit. Sehr sexy, wenn man auf L. L. Bean steht.«
Ich nippe an dem Drink, purem Scotch, und lasse mich auf dem Sofa nieder, den Bademantel fest um meine Beine gewickelt. Max hat sich Jeans übergezogen, aber er trägt immer noch kein Hemd, und ich wende den Blick ab, weil dieser Bauch und diese muskulösen Arme eine vorhersehbare Wirkung auf mich haben. Meine Haut heizt sich schon wieder auf.
Er setzt sich neben mich und schiebt beiläufig eine Hand zwischen die Falten des Bademantels. Seine Hand
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