Lockruf Des Mondes
doch er hatte sie nur angeknurrt und nach ihnen geschnappt, bis sie mit eingezogenen Schwänzen abgezogen waren. Und jetzt war er allein.
Er wäre mit Drustan gelaufen, wenn der andere Werwolf nicht schon wieder auf der Burg wäre, in seinen Gemächern bei seiner Gefährtin. Er war nur zur Jagd herausgekommen. Einen Teil der Beute hatte er für Cait mitgenommen, damit sie sie für sich zubereitete und aß. Bis das Kind geboren war, würde sie sich nicht verwandeln können, doch Drustan schien es nicht gestört zu haben, so früh zur Burg zurückzukehren. Er wusste, dass seine Gefährtin ihn daheim erwartete. Verdammt, dachte Lachlan und fragte sich, warum er selbst so lange gezögert hatte, eine Verbindung einzugehen.
Denn wäre er verheiratet, dann wäre er jetzt nicht hin und her gerissen zwischen dem, was er wollte, und dem, was er für das Beste für das Rudel hielt.
Ein Bild von Emilys makellosem weißem Körper erschien vor seinem inneren Auge, um ihn zu verhöhnen. Sie wäre die perfekte Gefährtin, wenn sie eine Werwölfin wäre. Sie war mutig, liebevoll und überaus loyal. Aber sie war auch menschlich, und er würde keine Paarung zwischen Mensch und Wolf riskieren. Sein Rudel verdiente mehr als das.
Lachlan erhob den Kopf zum Mond und stieß ein klagendes Heulen aus, das nicht die Verzweiflung verdrängen konnte, die ihn bei der Erkenntnis überfiel, dass er keine andere Wahl hatte, als Emily gehen zu lassen. Ein einziges Mal wenigstens wollte er sie mit den Augen des Wolfes ansehen ...
Er konnte sie nicht mit seinem Duft markieren, wie er es gern täte, doch er konnte sie wenigstens betrachten.
Und so lief er zur Burg zurück und nahm erst kurz vor der Zugbrücke wieder seine menschliche Gestalt an. Als er Emilys Zimmer erreichte, öffnete er die Tür so leise wie nur möglich.
Sie lag auf der Seite, mit dem Gesicht zu ihm. Ihre langen, goldbraunen Locken umgaben sie wie ein schimmernder Schleier, und das Balmoral'sche Plaid bedeckte sie.
Ohne nachzudenken, verwandelte sich Lachlan und schaute sie durch die Augen des Wolfes an. Sie sah noch genauso aus und trotzdem anders. Da seine Sicht in Wolfsgestalt viel besser war, konnte er jede einzelne Wimper sehen, die unter ihren geschlossenen Augenlidern ihre Wangenknochen streifte. Auch ihr Duft war anders, femininer und irgendwie realer. Er konnte noch den Duft von Flieder an ihr wahrnehmen, der ihn daran erinnerte, dass sie den Frauen unten im Hof geholfen hatte, die auf den Fliederbüschen getrocknete Wäsche einzusammeln.
Und er konnte auch den Duft wahrnehmen, der ganz allein der ihre war. Er war anders als der einer Werwölfin, unaufdringlicher und nicht so intensiv, aber auch nicht weniger verführerisch für die Sinne des Wolfes in ihm. Kein weibliches Wesen, ob menschlicher oder wölfischer Natur, hatte für ihn je so angenehm gerochen. Auf leisen Pfoten trat er näher, als sein hervorragender Geruchssinn einen weiteren Duft ausmachte. Sie war noch erregt gewesen, als sie sich schlafen gelegt hatte ...
Er hatte sie zum Höhepunkt gebracht, aber das hatte nicht genügt. Sie brauchte die Erfüllung durch das Einswerden mit ihm genauso sehr wie er, doch er bezweifelte, dass sie das wusste. Sie war zu unerfahren. Selbst nach heute Nacht war sie noch nahezu unberührt. Das Tier in ihm knurrte vor Verlangen, sie als die seine zu markieren und diese Unschuld ganz allein für sich zu beanspruchen.
Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihr einen kleinen Kuss zu geben, indem er ihr ganz sanft über die Wange leckte. Sie zog ihre Nase kraus, und er bleckte die Zähne in einem wölfischen Grinsen, das jedoch genauso schnell wieder verblasste, wie es erschienen war. Bald würden die Dinge mit dem Sinclair geregelt werden müssen, und Emily würde zu der anderen Burg zurückkehren.
Lachlan wollte sie nicht gehen lassen, doch je länger sie bei ihm blieb, desto größer wurde das Risiko, dass er seine Pflicht gegenüber seinem Clan vergessen würde. Er hatte ihr Asyl angeboten, war aber froh, dass sie es abgelehnt hatte. Denn wenn sie bliebe, würde er sie behalten. Das war unvermeidlich, und es wäre nicht fair seinem Rudel oder seinem Clan gegenüber. Das Bedürfnis, unauflösbar eins mit ihr zu werden und sie mit seinem Samen zu befruchten (selbst wenn er nicht aufgehen sollte), stieg mit jedem Augenblick, den er in ihrer Nähe war.
Sogar jetzt war er versucht, mit den Zähnen die Decke von ihr wegzuziehen und ihren Körper mit seinem zu
Weitere Kostenlose Bücher