Lockruf Des Mondes
seit über zehn Jahren das seine war, fühlte sich zum ersten Mal nicht einladend an, als er sich auf die Felle fallen ließ, die es bedeckten.
Doch so müde er auch war, er schlief nicht ein. Allein schon seiner fast schmerzhaften Erektion wegen konnte er es nicht. An Emilys süßes, unschuldiges Gesicht zu denken, war auch keine Hilfe, und als er endlich doch einschlief, träumte er von ihr. In dem Traum war sie von ihm schwanger und schwamm lächelnd und ohne jede Furcht in den Augen in dem See.
Mit einem wehen Gefühl im Herzen erwachte er ein paar Stunden später aus dem Traum.
Er verdrängte dieses Gefühl jedoch zusammen mit dem Wunsch, zu Emily zu gehen und sie zu sehen. Heute hatte er viel zu tun, musste das Kampftraining seiner Soldaten beaufsichtigen, sich Berichte anhören und vor allem auch mit Drustan reden. Kurz vor dem Essen am vergangenen Abend hatte eine der Werwölfinnen von einem fremden grauen Werwolf berichtet, den sie am Tag zuvor am See bemerkt hatte. Lachlan war sicher, dass es Talorc oder einer seiner gut ausgebildeten Elitegarden gewesen war.
Lachlan hatte nichts gewittert, als er mit Emily zu dem See gegangen war. Entweder war der Wolf nicht dort gewesen, oder aber er konnte seinen Geruch sehr gut verbergen. Falls es Talorc war, spionierte er - doch wozu? Um zu sehen, wie es seiner Schwester ging, oder um zu versuchen, sie zurückzuholen? Wenn er mit Cait hätte reden wollen, hätte er sich sehen lassen, als sie und Emily zum See gegangen waren - außer, er hatte vermeiden wollen, dass Emily etwas von seiner Gegenwart erfuhr.
Oder? Als Lachlan sie am Abend zuvor gefragt hatte, ob sie ein wildes Tier gesehen hatte, hatte sie erwidert, nur falls er einen Laird als solches ansehe. Auch Talorc war ein Laird, und Emily war sich seiner und Lachlans Wolfsnatur bewusst. War sie seiner Frage also nur mit einer raffinierten Gegenfrage aus dem Weg gegangen, oder hatte sie wirklich nichts gesehen, wie er angenommen hatte?
Er musste mit Drustan reden, und dann würde er Emily aufsuchen und die Wahrheit ans Licht bringen.
17. Kapitel
E mily knetete einen dicken Klumpen Teig, während sie dem Klatsch der Küchenhilfen lauschte. Sie war früh erwacht und allein in ihrem Bett gewesen, aber an dem Plaid, mit dem sie zugedeckt gewesen war, hatte sie noch Lachlans Duft wahrnehmen können. Doch selbst ohne das hätte sie sich nicht einreden können, dass alles nur ein Traum gewesen war. So unwirklich die Ereignisse der Nacht gewesen waren, war ihre Erinnerung an ihn doch ebenso real wie die an ihre eigene Familie.
Und sie hatte das unausweichliche Gefühl, dass er jetzt ebenso sehr ein Teil von ihr war, wie diese anderen Erinnerungen es waren.
Sie konnte den Clan der Balmorals verlassen, doch Lachlan würde sie nie ganz hinter sich zurücklassen. Er würde bis in alle Ewigkeit in ihrem Herzen leben. Wie viel unkomplizierter wäre ihr Leben gewesen, wenn sie bei Talorc das Gleiche empfunden hätte statt der sicheren Gewissheit, dass sie nicht zu ihm gehörte!
Was für ein Durcheinander!
Warum war Lachlan zu ihr gekommen, und dann auch noch als Wolf? Diese Frage hatte sie sich schon den ganzen Morgen gestellt, wieder und wieder, und noch immer keine vernünftige Antwort darauf gefunden. Außer, dass es vielleicht sein Wolfsinstinkt gewesen war, der ihn der Vorfälle kurz vor ihrem Zubettgehen wegen zu ihr geführt hatte. Aber selbst wenn es so gewesen wäre, bewiese sein Verhalten ein Ausmaß an Vertrauen, das dieser Mann ihr unmöglich entgegenbringen konnte.
Aber er war als Wolf zu ihr gekommen, hatte sich von ihr berühren und streicheln lassen und sie geküsst, wie ein Wolf küsste. Dann war er neben ihr liegen geblieben, bis sie eingeschlafen war. Wahrscheinlich sogar noch länger.
Emily verstand noch immer nicht, was sie empfunden hatte, als er mit seiner etwas rauen Zunge über ihre Haut gestrichen war, doch es war ein sehr ... ungewöhnliches Gefühl gewesen. Eine Erfahrung, die so einzigartig gewesen war wie die Explosion von Gefühlen, die er kurz vorher in ihr herbeigeführt hatte, und dennoch auch ganz anders. Es war nichts Erotisches gewesen - oder jedenfalls nicht nur. Es hatte sich gut angefühlt, aber auch irgendwie ... bizarr.
Als verbände sich ein Teil seiner Lebenskraft mit ihrer.
Und trotzdem war er, wie er schon gesagt hatte, heute Morgen nicht gekommen, um sie zu einer Schwimmstunde abzuholen. Als wären die Geschehnisse der Nacht für ihn bedeutungslos gewesen. Doch
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