Lockruf Des Mondes
bedaure ich die Kinder, die ihr vielleicht haben werdet. Kinder, die so sein könnten wie ich.«
»Wenn es Gottes Wille ist, werden wir Kinder haben. Und sollten einige von ihnen - oder sogar alle - menschlich sein, werde ich sie deswegen nicht weniger lieben.«
»Unser Vater hat mich auch geliebt, bis er sah, dass ich nicht verwandlungsfähig war. Vorher war ich sein Lieblingssohn, und er bildete mich zu seinem Oberkommandierenden aus - aber all das war vorbei, als sich herausstellte, dass ich keinen Wolf in mir hatte. Dass ich ein Mensch war und kein blödes, dummes Tier.«
»Nicht die Tatsache, dass du kein Werwolf bist, macht dich ungeeignet, einen Clan zu führen, sondern der Mangel an Ehrgefühl und Gewissen. Ich glaube, unser Vater hat das gut erkannt.«
Ulf stürzte sich auf Lachlan, doch schon Sekunden später lag er wieder besinnungslos am Boden. »Sperrt ihn in den Westturm«, befahl Lachlan mit harter Stimme.
Cait nahm Drustan beiseite, um ihm leise etwas mitzuteilen. Der Krieger sah für einen Moment sehr wütend aus, bevor er einem anderen Soldaten Anweisungen erteilte. Emily konnte sich jedoch nicht allzu lange fragen, womit ihre Freundin ihren Mann so verärgert haben mochte, weil jetzt der Priester erschien, den Lachlan hatte rufen lassen.
Und so war es dazu gekommen, dass sie nun vor dem Pater stand und schon die zweite Hochzeitsmesse hörte, seit sie in den Highlands war. Sie hatte die Resignation und Qual in Lachlans Augen gesehen. Er hatte in der letzten Stunde einen Bruder verloren und war so unglücklich, dass es ihr schier das Herz zerriss.
Sie wollte seine Qual nicht noch vergrößern, indem sie sich ihm weiter widersetzte, aber wie konnte Lachlan dieses Opfer bringen? Wie konnte sie es tun? Er wollte keine menschliche Frau heiraten, und sie wollte keinen Mann, der sie für geringer hielt, als sie war, nur weil sie nicht zur Hälfte ein Werwolf war.
Dennoch hatte er dieser Heirat zugestimmt und nicht einmal den kleinsten Einwand vorgebracht. Emily glaubte jedoch nicht eine Minute lang, dass das etwas mit Talorcs Kriegsdrohungen zu tun hatte. Lachlan war zu stolz, um sich so leicht einschüchtern zu lassen. Nein, er hatte seine eigenen Gründe, sie zu heiraten, nur konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen, welche das sein könnten. Und obwohl sie wusste, dass ihre Gefühle nie erwidert werden konnten - oder jedenfalls nicht, solange er sie nicht als gleichwertig betrachtete -, liebte sie ihn über alle Maßen.
Nur in sehr intimen Situationen mit ihm hatte sie nie das Gefühl gehabt, als hielte er sie für nicht ebenbürtig. Aber auch seine Zärtlichkeiten hatten sich nicht nach bloßer sinnlicher Begierde für sie angefühlt, weshalb sie nicht glaubte, dass sie sich das nur eingebildet hatte. Denn was immer er auch zu ihr gesagt hatte, er hatte sie nie so behandelt, als wäre sie »nur ein Mensch« in seinen Augen.
Und Talorc gegenüber hatte Lachlan sogar so von ihr gesprochen, als bewunderte er sie. Sie könnte Schlimmeres tun, als einen Mann zu heiraten, der eine so hohe Meinung von ihr hatte, oder nicht?
Als jedoch der Moment kam, die Gelübde zu wiederholen, die der Priester ihr vorsprach, öffnete sie den Mund, aber kein Laut kam über ihre Lippen.
Lachlan senkte seinen Blick auf sie. »Ist das so schwer, meine Liebe?«
Emily nickte nur stumm. Zu viele Gedanken kämpften um die Oberhand in ihrem Kopf, um auch nur einen einzigen in Worte fassen zu können.
»Ich verstehe nicht, warum. Du hast gesagt, du liebst mich. Das werde ich dich später, wenn ich deine Neugierde befriedige, noch einmal wiederholen lassen«, versicherte er augenzwinkernd.
Emily fiel fast in Ohnmacht vor Verlegenheit und Schock. Es geschah ihm nur recht, diesem Satan, wenn sie ihn heiratete und ihm das Leben zur Hölle machte!
»Psst!«, zischte sie.
»Das ist nichts, wofür man sich schämen muss.«
»Sagst du«, bemerkte Talorc von Lachlans anderer Seite.
»Du willst mich doch gar nicht heiraten«, flüsterte Emily, als sie endlich wieder sprechen konnte.
»Wir würden nicht vor einem Priester stehen, wenn ich es nicht wollte.«
»Aber du hast gesagt, du wolltest eine Chrechte heiraten.«
»Ich will dich zur Frau und keine andere.«
»Ich könnte es nicht ertragen, wenn du meine Kinder ablehnen würdest, wie dein Vater Ulf ablehnte - vorausgesetzt, wir können Kinder haben.«
»Wie ich Ulf bereits erklärt habe, ist es Gottes Wille, ob wir Kinder haben werden oder nicht. Glaubst du
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