Lockruf Des Mondes
geschah; es beängstigte sie ein wenig, aber es faszinierte und verzauberte sie auch. Sie musste ihm noch näher sein; sie wusste nur nicht, wie. Ihre Körper waren einander schon so nahe, dass sie miteinander zu verschmelzen schienen.
Doch das genügte ihr noch nicht.
Ihre Lippen teilten sich, wurden weicher unter seinen, und endlich konnte sie auch seinen Geschmack erkunden. Er war süßer als Honig, was komisch war, weil dieser Mann alles andere als »süß« war, aber Emily hatte nie etwas Köstlicheres gekannt als Lachlans Kuss.
Um seinen Geschmack noch intensiver in sich aufzunehmen, strich sie mit der Zungenspitze über seine Lippen. Er knurrte wie ein hungriger Wolf, und sein ganzer Körper erbebte unter dem Geräusch. Das Beben übertrug sich auf Emily, ließ sie erzittern und nahm ihr alle Kraft aus den Knien, worauf sie sich aber nur noch fester an ihn klammerte, weil sie den Kuss nicht enden lassen wollte.
Sie wünschte sich noch weitaus schamlosere Dinge: Lachlan zu berühren und von ihm berührt zu werden, dass er sie noch fester an sich zog und ihr Gesicht in seine Hände nahm, während er sie küsste.
Sie wollte seine Haut an ihrer spüren, sich seinen Duft und das Gefühl von ihm für immer und ewig im Gedächtnis einprägen. Es kribbelte ihr in den Fingern, die kunstvolle Tätowierung an seinem Oberarm nachzuzeichnen und dann die des Tieres auf seinem Rücken. Sie wollte ihm mit den Fingern durch das seidig glänzende Haar fahren und die krausen dunklen Locken an seiner muskulösen Brust berühren.
Sie wagte jedoch nicht, mehr zu tun, als ihre flache Hand an die nicht von seinem Plaid bedeckte Seite seiner Brust zu legen.
Überall, wo ihre Haut mit seiner in Kontakt kam, durchzuckte sie ein heißes Kribbeln. Es war das seltsamste Gefühl, das sie je verspürt hatte, und verschärfte das Verlangen, das ihr Innerstes versengte. Es war fast so, als müsste sie dies alles tun, als wäre sie dazu geboren worden, mit diesem Mann und keinem anderen zusammen zu sein.
Das konnte aber nicht wahr sein. Er war nicht ihr Verlobter. Sie konnte niemals seine Braut werden. Tränen traten ihr in die Augen von dem unerklärlichen Schmerz, der sie bei dem Gedanken erfüllte.
Hör auf damit, schrie ihr Verstand. Sie musste das beenden, bevor sie ihr Herz verlor und sich um ihre Ehre brachte. Anstand und Vernunft verlangten es, doch ihr Herz schrie, dass dies ihre einzige Chance sei, je wahre Leidenschaft zu erfahren. Wenn sie erst einmal mit Talorc verheiratet war, würde sie nichts dergleichen je wieder erleben. Das wusste sie. Nicht mit Talorc. Sie mochte seinen Geruch nicht, und sie würde auch seinen Geschmack nicht mögen.
Und höchstwahrscheinlich würde er sie nicht mal küssen.
Er hasste sie.
Wie konnte sie die Frau eines Mannes werden, der sie hasste?
Aber ihr Verstand bestand darauf, dass es trotzdem falsch war, einen anderen zu küssen.
Als sie sich endlich zwang, darauf zu hören, und versuchte, sich aus Lachlans Armen zu befreien, ließ er nur die Hände zu ihrer Taille hinuntergleiten, um sie ein wenig anzuheben und in noch intimeren Kontakt mit seinem Körper zu bringen. Mit einem rauen Aufstöhnen presste er sie an die heiße Härte zwischen seinen Schenkeln, und eine Welle solch wundervoller Empfindungen durchströmte sie, dass sie an seinen Lippen leise aufschrie.
»Was zum Teufel tust du da?«
Die barsche Stimme drang im selben Augenblick in Emilys Bewusstsein, in dem sich Lachlan jäh versteifte und seine Finger sich fast schmerzhaft hart in ihre Taille krallten.
Widerstrebend löste er seinen Mund von ihrem. »Verschwinde, Ulf.«
»Balmoral'sche Krieger machen nicht mit verheirateten Frauen rum.« Ulf spie die Worte förmlich aus, mit solch unübersehbarer Verachtung, dass Emily über und über errötete.
Beschämt verbarg sie ihren Kopf an Lachlans Nacken.
»Sie ist nicht verheiratet.«
»Sie hat aber gesagt, sie wäre es.«
»Das war gelogen.«
»Und darauf hast du nur ihr Wort?«, versetzte Ulf.
»Ja«, knurrte Lachlan, während er Emily vorsichtig herunterließ, bis sie wieder auf eigenen Füßen stand.
Dann trat er von ihr zurück und wandte sich seinem Bruder zu. So plötzlich seiner Wärme beraubt, rieb Emily sich fröstelnd ihre Arme. Er stand zwischen ihr und Ulf, doch sie hatte nicht das Gefühl, dass er ihr beistand - er stand nur vor ihr. Er war eine Barriere, aber kein Verbündeter.
Scham durchflutete sie, als sie sich bei dem Wunsch ertappte, er wäre es. Sie
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