Lockruf Des Mondes
geglaubt, weiter von ihm entfernt zu sein, als sie es war. Das war alles. Aber sie hatte keine Bewegung bei ihm wahrgenommen - nur einen verschwommenen Fleck zwischen ihnen, und auch das war seltsam. Sie war sicher, dass sie zu ihm hinübergeblickt hatte, doch vielleicht war sie ja für einen Moment abgelenkt gewesen?
Er sah sie an, als wollte er sie mit Haut und Haar verschlingen.
War er wütend über ihre Lüge? Hatte er beschlossen, sie statt Talorc umzubringen? Sie dachte kurz daran zu erwähnen, dass auch das Cait zweifellos sehr mitnehmen würde, aber dieses Argument hatte Lachlan ja nicht einmal in Bezug auf ihren Bruder umstimmen können.
»Dann gehörst du ihm also nicht?«, fragte er mit einer Stimme, die fast wie das Knurren eines großen Raubtiers klang.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin seine Verlobte.«
»Doch nicht seine Frau?«
»Nein, seine Frau bin ich nicht.«
Lachlan zog sie an sich, bis ihre Körper förmlich miteinander zu verschmelzen schienen. Er war so groß und heiß, dass seine Hitze sie durch ihr Kleid und Unterkleid hindurch versengte. Noch nie in ihrem Leben war sie so umarmt worden. Es war schamlos, ungehörig, aber ihre Kehle war so ausgetrocknet, dass sie nicht einmal protestieren konnte. Selbst das Atmen fiel ihr schwer.
Ihre Brüste pressten sich an seinen Oberkörper, und jeder ihrer schnellen, flachen Atemzüge bewegte sie auf eine Art und Weise, die sie prickeln und ganz seltsam schwer erscheinen ließ.
Lachlans Augen waren schmal und wichen nicht von ihrem Gesicht. Er sah nicht so aus, als würde er von ähnlich seltsamen Gefühlen ihrer Nähe wegen heimgesucht. »Und du hast mir vorhin die Wahrheit gesagt? Er hat dich nie berührt?«
»Ja.« Sie brachte das Wort kaum über die Lippen.
Lachlan sagte nichts mehr, aber er hielt sie mit seinem Blick gefangen, während er langsam den Kopf senkte und sich zu ihr hinunterbeugte.
Erst als er ihr so nahe war, dass sie seinen warmen Atem an ihren Lippen spüren konnte, hielt er inne, und eine ganz eigenartige Mischung aus Furcht und Vorfreude bemächtigte sich ihrer. Würde er sie küssen?
Sie hätte es sich nicht wünschen sollen. Es war schamlos von ihr, aber sie konnte nichts dagegen tun.
Emily hatte den Gedanken kaum zu Ende gebracht, als Lachlans Lippen auch schon von ihrem Mund Besitz ergriffen. Sie waren warm und fest, anders als alles, was sie je gespürt hatte, und sie bog sich ihm entgegen, weil sie einen intensiveren Kontakt als diese flüchtige Berührung wollte.
Ein leises Stöhnen stieg in seiner Kehle auf, als er ihren Mund mit seinem bedeckte und sie in einer augenblicklichen, instinktiven Reaktion ihre Lippen in Übereinstimmung mit seinen bewegte. Es war die erstaunlichste Erfahrung ihres Lebens. Sie hätte nie gedacht, dass ein Kuss ein solch wundervolles, aufregendes Prickeln in ihr bewirken könnte. Sie wollte, dass er nie wieder aufhörte, sie zu küssen.
In diesem magischen Moment gab es nichts, was sie verletzen könnte. Keine Eltern, die ihre eigenen Kinder als entbehrlich betrachteten, keinen zornigen Sinclair-Krieger, der sie heimschicken würde, um ihre Eltern zu zwingen, an ihrer Stelle Abigail zu schicken, keine Balmoral'schen Soldaten, die darauf warteten, sie zu ihrer Burg zu bringen, wo sie eine Gefangene sein würde.
Doch jetzt, in diesem wundervoll intimen Augenblick, war sie keine Gefangene, sondern eine Frau. Sie hatte sich noch nie so frei gefühlt und glaubte auch nicht, dass sie je wieder solche Empfindungen verspüren würde. Und egal, ob es richtig oder falsch war, sie wollte sie so lange wie nur möglich genießen.
Lachlans Körper war so hart, so völlig anders als der ihre: groß und stark, mit einem schwer zu bestimmenden, aber unwiderstehlichen Duft, der ihre Sinne überschwemmte. Ein unverkennbar männlicher Duft, der etwas in ihr ansprach, dem sie keinen Namen geben konnte und das dazu führte, dass sie sich tief in ihrem Innersten ganz leer und hohl fühlte. Es war aber kein unangenehmes Gefühl, wie der Hunger nach etwas zu essen, sondern mehr wie eine völlig andere Art von Hunger, den nur dieser Mann hier stillen konnte. Wärme und ein aufregendes Prickeln vermischten sich mit einer seltsamen Empfindung der Leere zwischen ihren Beinen.
Emily seufzte leise, als ihre Hüften sich aus eigenem Antrieb bewegten, sich an Lachlans harten Schenkeln rieben und den Ansturm wohliger Gefühle verstärkten, die sie so heiß durchfluteten. Sie verstand nicht, was mit ihr
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