Lockruf Des Mondes
auch nicht gerade glücklich aus. Tatsächlich wirkte er sogar regelrecht verärgert, als er Cait an den Schultern packte und sie wieder zu sich herumdrehte. »Meine Frau zu werden, ist keine Strafe.«
»Ich weiß«, flüsterte Cait, was Emily schockierte und Lachlan einen zustimmenden Laut entlockte.
Drustans grüne Augen wurden weicher. »Ich werde für dich sorgen und dich und dein Kind beschützen.«
Bei der Erwähnung ihres Kindes schüttelte Cait den Kopf.
Drustan seufzte und zog sie näher. »Doch, das werde ich. Du wirst lernen müssen, mir zu vertrauen, Mädchen.«
Und dann, bevor Cait widersprechen konnte, küsste er sie. Diesmal sah Emily nicht zu, sondern wandte den Kopf ab, aber sie konnte nicht die zufriedenen kleinen Laute überhören, die ihre Freundin von sich gab.
Nach einer Weile, die Emily endlos lange erschien, sagte Drustan: »Wiederholt noch einmal die Gelübde meiner Frau, Pater.«
Der Priester gehorchte, und Cait gab ihre Antworten mit so verträumter Stimme, dass Emily zum ersten Mal seit Langem wieder lächelte. Cait behagte es nicht, dass ihr die Entscheidung aus der Hand genommen worden war, aber sie war auch nicht dagegen, Drustans Frau zu werden. Nicht wirklich. Und es war ja auch tatsächlich nicht schlimmer als bei ihrer ersten Hochzeit, bei der Talorc sie erst am Tag der Trauung davon unterrichtet hatte, dass er sie einem seiner Soldaten geben würde. Auch das war keine Liebesheirat gewesen, soweit Emily das beurteilen konnte.
Eine Frau hatte es nicht leicht, aber Cait hätte es schlechter treffen können, als einen starken Mann zu heiraten, der keine Gewalt angewendet hatte, um seinen Willen durchzusetzen.
Sie feierten die Hochzeit mit einem Toast auf die Frischvermählten, und danach wies Lachlan seinen Bruder an, Emily zum Ostturm zu begleiten.
»Kann sie nicht bei uns bleiben?«, bat Cait Drustan und wandte sich dann an Lachlan. »Du kannst doch nicht ernsthaft vorhaben, sie in einen Turm zu sperren?«
»Kritisier nicht deinen Laird«, sagte Drustan, bevor Lachlan Gelegenheit bekam zu antworten.
»Er ist nicht mein Laird.«
»Seit einer Viertelstunde ist er es.«
»Aber ...«
»Es gibt nur ein Bett in unserem Zimmer.«
»Ich teile es gern mit Emily zum Schlafen.«
»Ich werde es mit dir teilen, und schlafen werden wir ganz sicher nicht«, sagte Drustan in einem Ton, der Emily die Schamesröte in die Wangen trieb.
Cait bat ihre Freundin mit den Augen um Verzeihung.
»Schon gut, Cait. Wirklich. Ich gehe gern in den Turm. Du musst dir keine Sorgen um mich machen.«
Die ältere Frau, die sie vorher auf dem Burghof angesprochen hatte, trat vor und legte ihre Hand auf Caits Arm. »Ich bin Moira, Drustans, Angus' und Susannahs Mutter. Willkommen in unserer Familie, Kind.« Dann sah Moira Emily an. »Ihr seid Engländerin?«
»Ja.«
»Und Ihr seid mit dem Sinclair verlobt?«
»Ja.«
»Wie ist das möglich?«
»Auf Anordnung unserer zwei Könige.«
»Aha.« Moira nickte wieder. »Das erklärt so einiges. Aber warum ist unser Laird so versessen darauf, Euch in einen Turm zu sperren? Wart Ihr schwierig?«
»Ein bisschen vielleicht.«
Ulf schnaubte ärgerlich und packte sie am Arm. »Kommt.«
Emily wandte sich zu ihrer Freundin um und zog sie mit ihrem freien Arm noch einmal an sich. »Es wird alles gut, Cait. Ganz bestimmt.«
»Ja.« Dann, als wüsste sie, was Emily am meisten Sorgen bereitete, sagte sie: »Er wird mir nicht wehtun. Er hat es mir versprochen.«
Emily schluckte, um den Kloß in ihrer Kehle loszuwerden, nickte und trat zurück. Dann sah sie Drustan an. »Sei gut zu ihr. Wenn sie deine Frau sein soll, musst du begreifen, dass es deine Pflicht ist, sie vor allem Bösen zu bewahren.«
Statt verärgert zu reagieren, nickte Drustan ernst. »Ich werde meine Pflicht ihr gegenüber niemals vergessen.«
Emily wandte sich an Ulf. »Lass bitte meinen Arm los. Du tust mir weh. Ich werde dir widerspruchslos folgen.«
Er ignorierte jedoch ihre Bitte und begann, sie auf den Haupteingang der großen Halle zu zu ziehen. Doch dann blieb er unversehens stehen und zog seine Hand von ihrem Arm zurück.
Lachlan war plötzlich hinter ihnen aufgetaucht und fauchte seinen Bruder an: »Ich habe dir einen Befehl gegeben, aber der schließt nicht mit ein, sie anzufassen! Tu das nicht noch mal, hörst du?«
Ulf fluchte unterdrückt, doch er rührte Emily nicht wieder an, als er sie zu einem Treppenhaus in der östlichen Ecke des großen Saales führte. In angespanntem
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