Lockruf Des Mondes
Unterhaltung heute Morgen. Ich wollte dich mit meiner Bemerkung nicht beleidigen.«
»Das hast du auch nicht.«
»Bist du sicher?«
Cait lachte. »Ja. Die Sinclair'schen Frauen haben wirklich alles getan, damit du dir wie eine Außenseiterin vorkommst, und außerdem bin ich auch gar nicht so schnell beleidigt.«
»Dein Bruder schon. Bedenk doch nur, wie empört er darüber war, mit einem Ziegenbock verglichen zu werden«, scherzte Emily.
»Das ist immer noch besser, als ein Pferdearsch genannt zu werden.«
Beide lachten, als sie aus dem Wäldchen auf die Lichtung am See hinaustraten.
»Oh, wie schön es hier ist!«, rief Cait aus.
Emily blickte auf das in der Sonne glitzernde Wasser und konnte fast nicht glauben, dass sie sich so weit hineingewagt hatte, dass es Lachlan bis an die Brust und ihr selbst bis über den Kopf gereicht hatte. Das Geschenk, das er ihr an diesem Morgen gemacht hatte, war ein größeres, als sie je zuvor erhalten hatte. Lachlan konnte ruppig und tyrannisch sein, aber er war auch liebevoll und leidenschaftlich ihr gegenüber. Und interessiert genug an ihr, um ihr zu helfen. Das machte ihn in ihren Augen zu einem Helden, auch wenn er ein sehr anmaßender war.
»Ich habe morgen früh wieder eine Schwimmstunde«, fasste sie ihren nächsten Gedanken in Worte.
»Mit Lachlan?«, fragte Cait in merkwürdigem Ton.
»Mit wem denn sonst?«
»Aber ich bin sicher, dass ihr nicht allein sein werdet. Es werden noch andere Soldaten in der Nähe sein.«
»Falls heute Morgen welche da waren, habe ich sie nicht bemerkt. Lachlan hat ein außergewöhnlich gutes Gehör und bemerkte seinen Bruder schon, bevor er aus dem Wäldchen herausgetreten war.«
»Trotzdem bin ich mir sicher, dass Lachlan Wachen dabeihatte«, beharrte Cait mit einer Eindringlichkeit, die Emily sich nicht erklären konnte.
»Nein, das glaube ich wirklich nicht. Er ist so selbstbewusst, dass er vermutlich nicht mal denkt, Wachen zu brauchen. Besonders nicht auf Balmoral'schem Land.«
Cait gab einen bestürzten Laut von sich, und ihr Blick war auf irgendetwas auf der anderen Seeseite gerichtet.
Emily drehte sich um und sah einen ganz ungewöhnlich großen grauen Wolf. Da er sich auf der anderen Seite des Sees befand, war er zu weit entfernt, um sie anzugreifen, aber die von ihm ausgehende Bedrohung genügte, um ihr einen kalten Schauder über den Rücken zu jagen. Er hatte allerdings nicht das knochige Aussehen eines hungrigen, verzweifelten Tieres. Deshalb nahm sie auch nicht an, dass der Wolf sie anfallen würde. Diese Tiere waren scheue Kreaturen, solange sie nicht hungrig waren oder ihr Territorium verteidigten.
»Ich bin jetzt verheiratet«, sagte Cait gerade. »Die Hochzeit war gestern Abend ... und die Paarung.«
»Das weiß ich«, erwiderte Emily und dachte, was für ein merkwürdiges Thema das doch war, während sie einem wilden Tier gegenüberstanden.
»Das Ganze war ein Missverständnis. Susannah hatte nicht die Erlaubnis des Lairds, allein auf die Jagd zu gehen. Ihr Bruder beharrt darauf, dass sie von der Insel der Balmorals verschleppt wurde.«
»Das sagtest du schon.« Emily berührte den Arm ihrer Freundin. »Alles in Ordnung, Cait?«
»Der Laird der Balmorals erwartet eine Entschuldigung.«
Der Wolf schüttelte den Kopf und fletschte knurrend seine scharfen Zähne. Emily fuhr zurück, obwohl ein ganzer See sie trennte.
»Bitte, ich will keinen Krieg zwischen unseren Clans«, sagte Cait beschwörend.
»Ich auch nicht, aber ich weiß nicht, was ich dagegen tun könnte«, erwiderte Emily.
Der Wolf wandte sich ab und verschwand in dem Wald auf der anderen Seite des Sees.
»Das war knapp!«, murmelte Emily.
»Knapper, als du ahnst.« Tränen rannen über Caits Wangen. »Emily, du darfst morgen nicht zu deiner Schwimmstunde hierherkommen!«
»Aber ich möchte schwimmen lernen.«
»Es ist zu gefährlich.«
»Heute Morgen hätte ich dir noch zugestimmt, Cait, aber du weißt doch, dass Lachlan mir hilft, meine Ängste zu besiegen.«
»Bitte, Emily. Du darfst nicht hierherkommen.«
Etwas sehr Beunruhigendes ging mit ihrer Freundin vor. »Dann verrate mir, warum nicht, Cait.«
»Das kann ich nicht. Nicht hier. Glaub mir einfach, dass es zu gefährlich ist. Ich denke, dass Lachlan dich verführen will.«
»Ich weiß, was er will, und ich will das auch. Es tut mir leid, wenn du das nicht verstehst, Cait. Ich möchte dich nicht enttäuschen, und deine Meinung ist für mich sehr wichtig. Du bist meine einzige
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