Lockruf Des Mondes
einer von zehn Clan-Angehörigen ist ein Chrechte. Wenn jedoch in einem Clan ein Rudel existiert, kannst du sicher sein, dass der Laird ein Chrechte ist. Wir lassen uns nicht von anderen regieren.«
»Das klingt alles so ... unwirklich.« Aber gerade das Fantastische von Caits Geschichte machte sie gleichzeitig glaubhafter.
»Du musst mir glauben.« Ohne Rücksicht auf den Stolz der Chrechten, von dem Cait vorhin gesprochen hatte, ließ sie sich vor Emily auf die Knie nieder, was für ihre Freundin ebenso überzeugend war wie alles andere, was Cait gesagt hatte. »Ich flehe dich an, Emily. Du musst Lachlan morgen von dem See fernhalten.«
»Das kann ich nicht«, flüsterte Emily und begann, sich wie die schlechteste Freundin der Welt zu fühlen. »Ich habe es heute versucht, und er hat keinen Einwand gelten lassen. Er ist unglaublich arrogant und versteht seinen Willen durchzusetzen.«
»Aber du musst es schaffen.« Cait hieb mit der Faust auf den mit Stroh bedeckten Boden. »Ich weiß, dass du das kannst. Er will dich haben, Emily. Er hat Anspruch auf dich erhoben. Das muss doch etwas zu bedeuten haben. Er wird auf dich hören. Er muss es einfach!«, sagte sie verzweifelt.
»Komm, setz dich wieder auf das Bett. Dich so aufzuregen, kann nicht gut sein für das Baby«, meinte Emily und zog Cait auf die Beine. »Du musst versuchen, deine Fassung wiederzuerlangen.«
»Ich weiß ja, dass du recht hast, aber ich habe solche Angst, Emily! Ich liebe meinen Bruder. Ich will keinen Krieg zwischen meinem neuen Clan und meiner früheren Familie.«
»Ich auch nicht.« Emily biss sich auf die Lippe und versuchte nachzudenken, was jedoch nicht leicht war, wenn so viele neue Ideen in ihrem Kopf um Aufmerksamkeit rangen. »Du hast gesagt, Lachlan hätte Anspruch auf mich erhoben. Was meintest du damit?«
»Er hat es beim Mittagsmahl getan. Er hat geknurrt. Das konntest du natürlich nicht hören, weil die Tonhöhe nur für die Werwölfe des Rudels bestimmt war. Besonders für Angus, weil du ihn angefasst hattest. Und dann bestand Lachlan darauf, dass du dich neben ihn setztest. Du kannst doch nicht glauben, dass das normal ist für eine Gefangene und einen Laird?«
»Ich dachte, das sei nur eine weitere Eigentümlichkeit der Highlander«, gab Emily zu. Sie hatte viele Dinge als typische Highlander-Merkmale abgetan, die in Wahrheit jedoch sehr gut in Zusammenhang mit der fantastischen Geschichte stehen könnten, die ihre Freundin ihr erzählt hatte.
Cait schüttelte den Kopf.
»Ich verstehe diese ›Inanspruchnahme‹ nicht. Er hat mich während des ganzen Essens ignoriert.«
»Er ist sicher nicht darüber erfreut, dass er dich begehrt, aber er hat klargestellt, dass kein anderer Wolf dich haben kann.«
»Weil ich mit Talorc verlobt bin?«
»Das würde keine Rolle spielen, wenn er vorhätte, dich zu behalten.«
»Aber das hat er nicht.«
»Nein, ich glaube nicht, dass er das will.«
Emily wusste, dass er es nicht wollte. »Er hat mir versprochen, mich keinem anderen Soldaten zu überlassen. Vielleicht war dieses Knurren, von dem du sprachst, seine Art, die anderen das wissen zu lassen.«
Cait schüttelte den Kopf. »Er bräuchte es nur zu verfügen, und keiner seiner Männer würde es wagen, sich ihm zu widersetzen. Ein Clan-Chef bleibt Oberhaupt, weil er stärker als alle anderen ist und sie das wissen.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Ich verstehe es auch nicht ganz«, sagte Cait, die zum ersten Mal wieder ruhiger klang, seit sie den Wolf am See gesehen hatte. »Die Balmoral'schen Wölfe handeln in vielem anders, als ich es gewöhnt bin. Der Geschlechtsverkehr zum Beispiel zieht keine lebenslange Bindung nach sich, außer, wenn eine Schwangerschaft daraus entsteht.«
»Könnte ich denn von ihm schwanger werden?«
»Wenn ihr Seelenverwandte seid, dann ja.«
»Wie soll ich das verstehen?«
»Wenn ein Gestaltwandler und eine menschliche Frau miteinander verkehren, können sie, wenn sie wahre Seelenverwandte sind, in ihrem Kopf die Stimme des anderen hören, und aus dieser Vereinigung entstehen dann Kinder.«
Sie konnten Stimmen in ihren Köpfen hören? Emily hatte von Magiern gehört, die so etwas von sich behaupteten, aber Sybil hatte sie immer als Scharlatane abgetan. Emily dagegen erschien die Fähigkeit, die Stimme eines anderen in ihrem Kopf zu hören, nicht unglaublicher als die Vorstellung, dass Menschen sich in Wölfe verwandeln konnten. »Und was ist mit den Werwölfen?«
»Wenn ein Werwolf und eine
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