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Lockruf Des Mondes

Lockruf Des Mondes

Titel: Lockruf Des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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wenn das die logischste Erklärung war, war Emily noch längst nicht überzeugt, dass es so war.
    Lachlan hatte so viele Dinge gesagt, die darauf schließen ließen, dass er sich für mehr als menschlich hielt, und falls er ein Werwolf war, war das verständlich. Er war von Natur aus arrogant, das ja, trotzdem schienen seine Haltung und sein Verhalten darauf hinzudeuten, dass es mehr war als nur der Dünkel des mächtigen Oberhauptes eines Clans. Hatte er nicht mehr als einmal von dem Tier in sich gesprochen? Außerdem besaß er ein erstaunliches Gehör, von seinem Geruchssinn ganz zu schweigen.
    Emily blieb stehen und unterhielt sich mit ein paar Kindern, die in der Nähe der Küche spielten. Aber egal, wie sehr sie sich bemühte, konnte sie doch keine Unterschiede zwischen ihnen sehen. Sie interessierten sich allerdings alle sehr für England und waren entzückt, dass Emily mit ihnen Gälisch sprach.
    »Gibt es in England Ungeheuer, die unartige Kinder fressen?«, fragte ein kleines Mädchen.
    Emily lachte. »Ich denke, einige Eltern erzählen ihren Kindern das, doch ich habe noch nie eins gesehen.«
    »Warst du böse als Kind?«, wollte ein kleiner Junge wissen.
    »Normalerweise nicht.«
    »Nun, dann konntest du sie ja auch nicht sehen, nicht?«, entgegnete er mit unwiderlegbarer kindlicher Logik.
    »Der Sohn unserer Köchin war jedenfalls sehr, sehr böse. Er ist immer aus dunklen Ecken herausgesprungen, um die Leute zu erschrecken, besonders Kinder, die kleiner waren als er. Und er ist nicht von einem Ungeheuer aufgefressen worden.«
    »Vielleicht hat die Köchin dem Ungeheuer ja etwas anderes zu essen gemacht.«
    Emily lachte. »Gibt es hier in den Highlands Ungeheuer?«
    Das kleine Mädchen zog die Nase kraus. »Ich glaube, es gibt riesige Schlangen in den Lochs, doch Mum sagt, das stimmte nicht. Sie sagt, ich müsste keine Angst haben, dort zu baden; denn ich könnte nicht aufgefressen werden.«
    Emily bückte sich und streichelte der Kleinen die Wange. »Ich denke, deine Mum hat recht.«
    »Aber wir haben ganz viele wilde Tiere hier, die genauso gruselig wie Ungeheuer sind«, prahlte einer der Jungen.
    »Aye. Unsere Wölfe sind viel größer als anderswo, und die Wildschweine mit ihren großen Hauern können sogar einen Krieger töten.«
    Emily tat so, als erschauderte sie heftig. »Dann werde ich unbedingt vermeiden müssen, ihnen zu begegnen.«
    Die Kinder lachten, und einer der Jungen meinte: »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, denn unsere Soldaten beschützen unseren Clan, und niemand kann einen Balmoral'schen Krieger schlagen.«
    »Und du wirst eines Tages einer sein, nicht wahr?«, entgegnete sie mit einem Lächeln.
    Der Junge nickte selbstbewusst. »Und ich werde keine Schlange meine kleine Schwester fressen lassen.«
    Das Mädchen, das diese Furcht geäußert hatte, sah ihn mit geradezu ehrfürchtiger Bewunderung an, und Emily konnte ein Lächeln nicht verbergen. »Das wirst du ganz gewiss nicht tun.«
    »Trotzdem bin ich sicher, dass es Ungeheuer in England gibt. Sie haben ja auch keine Chrechten, um sie zu vernichten.«
    »Chrechten?«, wiederholte Emily mit angehaltenem Atem.
    »Unsere furchtlosesten Krieger.«
    »Mein Dad ist ein guter Krieger, und er ist kein Chrechte«, sagte ein anderer Junge empört.
    Es sah ganz so aus, als würde ein Streit ausbrechen, und deshalb griff Emily schnell ein. »Ich bin sicher, eure Väter sind beide tapfere Krieger.«
    Der Sohn des Chrechten nickte, doch der Ausdruck in seinen Augen schien zu besagen, dass er etwas wusste, wovon die anderen keine Ahnung hatten. Vielleicht bildete sie es sich nur ein, aber Emily hatte den Eindruck, dass er eine Arroganz ausstrahlte, die nicht viel anders war als Lachlans.
    Ihr schwirrte der Kopf, als die Kinder ihr Spiel wieder aufnahmen. Ihre Gewissheit, dass ein Wesen nicht zu sehen sein musste, um zu existieren, erinnerte sie daran, dass viele Dinge im Leben in gutem Glauben akzeptiert werden mussten. Sie hatte den König nie persönlich gesehen - und doch existierte er. Schließlich hatten ihr Vater und andere ihn gesehen und ihr von ihm erzählt. Auch Gott hatte sie nie gesehen und zweifelte trotzdem nicht an seiner Existenz. Sie bekreuzigte sich schnell.
    Nein, sie wusste, dass ihr Schöpfer existierte. Sie wusste, dass ihre Mutter im Himmel wartete, um eines Tages wieder mit ihr vereint zu sein. Cait hatte Emily versichert, Werwölfe wären etwas sehr Reales, und sie konnte das entweder für bare Münze nehmen oder

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