Lockruf Des Mondes
und brauchte ihrer Schwangerschaft wegen ohnehin mehr Ruhe als gewöhnlich. Beunruhigt und fasziniert zugleich von ihren Träumen, war sie nach einer Weile wieder aufgewacht.
Aber Drustan war noch immer nicht zurück.
Wie sie von Emily wusste, erwartete Lachlan ihn für ein paar Tage nicht zu sehen, was bedeutete, dass ihr Mann zumindest für die erste Zeit nach der Hochzeit von seinen Pflichten entbunden worden war. Nach ihrer mangelnden Bereitschaft, bei ihm zu bleiben, hatte er jetzt jedoch anscheinend beschlossen, dass diese Beurlaubung überflüssig war. Warum ihr deswegen die Tränen kamen, war Cait unbegreiflich, und sie tat ihr Bestes, um an etwas anderes zu denken.
Sie hatte weiß Gott genügend andere Sorgen! Nicht die geringste davon war die Tatsache, dass sie einem menschlichen Wesen die Geheimnisse des Clans verraten hatte, ohne ihren Laird um Erlaubnis gefragt zu haben. Sollte sie es Lachlan erzählen? Talorc würde sie es ohne Zögern eingestehen, obwohl sie wusste, wie er sie dafür anbrüllen würde. Aber ihrem Bruder vertraute sie, während sie zu ihrem neuen Laird erst noch Vertrauen entwickeln musste.
Doch könnte sie es nicht Drustan sagen? Nein, denn er würde mit Sicherheit sofort damit zu Lachlan gehen. Aber müsste sie ihren Mann nicht zumindest über die Anwesenheit ihres Bruders informieren? Ihr Herz verkrampfte sich bei dem Gedanken. Die Loyalität zu ihrem neuen Clan erforderte, dass sie mit Drustan sprach, doch sie brachte es nicht über sich. Wenn sie etwas über Talorcs Anwesenheit auf der Insel verlauten ließ, würden die Krieger des Rudels sich unverzüglich auf die Suche nach ihm machen - und wenn sie ihn auf Balmoral'schem Territorium fanden, würden sie ihn töten.
Und selbst wenn sie Drustan gestand, was sie Emily erzählt hatte, würde sie ihn über ihre Beweggründe belügen müssen. War es schlimmer zu lügen, als Informationen zurückzuhalten? Cait wollte weder das eine noch das andere bei Drustan tun, und trotzdem hatte sie das Gefühl, gar keine andere Wahl zu haben.
Sie war so vertieft in ihre chaotischen Gedanken, dass sie nichts von Drustans Gegenwart bemerkte, bis ihr Blick wieder klar genug war, um ihn direkt vor sich stehen zu sehen.
Und da fuhr sie erschrocken zusammen und erhob den Blick zu ihm. »Oh. Du bist wieder da.«
Er legte ihr die Hände auf die Schultern und strich mit den Daumen über ihr Schlüsselbein, während sich seine rötlich braunen Augenbrauen besorgt zusammenzogen und seine grünen Augen bis auf den Grund ihrer Seele zu blicken schienen. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Mir geht es gut«, erwiderte sie schnell, weil sie Angst hatte, er könnte vielleicht irgendwie ihre Gedanken lesen. »Wie kommst du darauf, dass es nicht so sein könnte?«
»Du hast mich nicht hereinkommen gehört.«
»Woher weißt du das?«
Sein Mund verzog sich zu einem spöttischen kleinen Lächeln, aber er antwortete nicht. Natürlich war es offensichtlich, dass sie ihn nicht hatte kommen hören. Schließlich war sie zusammengezuckt wie eine verbrühte Katze, als sie ihn endlich bemerkt hatte. Kein Wunder, dass er fragte, ob mit ihr etwas nicht in Ordnung war. Er hatte ihre Gedanken nicht gelesen - das könnte er auch gar nicht. Selbst wenn sie wahre Seelenverwandte wären, schloss die geistige Kommunikation nicht die Fähigkeit mit ein, die Gedanken einer anderen Person zu lesen, sondern höchstens, sie zu hören, wenn sie einem selbst galten.
Und sie und Drustan waren so oder so keine Seelenverwandte. Sie war nur eine x-beliebige Frau, die er aus reiner Vergeltungssucht geheiratet hatte.
»Ich ...« Sie verstummte wieder, als sie eine blutige Schnittwunde an seiner Brust bemerkte, einen blauen Fleck an seinem Arm und Schmutzflecken auf seiner Kleidung und dem Rest von ihm. Erschrocken sprang sie auf und schüttelte seine Hände ab, die noch immer auf ihren Schultern lagen. »Was ist passiert? Hat es einen Kampf gegeben?«
Hatten sie Talorc gefunden? Caits Kehle wurde eng, als panische Angst ihr den Magen zusammenkrampfte.
Drustans Gesicht spiegelte Verwirrung wider, als könnte er ihre Reaktion auf solch geringfügige Verletzungen nicht verstehen. »Ich habe mit den Soldaten trainiert.«
»Oh.« Erleichterung durchflutete sie, rasch gefolgt von Sorge. »Ich werde ein feuchtes Tuch holen und deine Wunden säubern.«
»Wunden! Das da ist nur ein kleiner Schnitt, aber du kannst den Rest von mir waschen, falls dir danach ist.« Der sinnliche Unterton in
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