Lockruf Des Mondes
rächen.«
»Was dich zu meinem Gefangenenwärter, aber nicht zu meinem Ehemann macht, und ich bin nichts anderes als dein und Lachlans Rachewerkzeug.«
»Ich bin dein Ehemann«, wiederholte Drustan scharf.
Cait seufzte. Er hatte ja recht. Was immer daraus werden mochte, er war der Mann, an den sie ihr Leben lang gebunden sein würde. »Ja, du bist mein Ehemann. Durch das Gesetz der Kirche«, konnte sie sich nicht verkneifen hinzuzufügen.
»Durch deine eigene Zustimmung und deine Gelübde gestern Nacht.«
Sie weigerte sich, diesen Seitenhieb zur Kenntnis zu nehmen. »Aber ich bin nicht jemand, für den du etwas empfindest?«
»Willst du denn, dass ich etwas für dich empfinde?«
»Welche Frau würde sich das nicht wünschen? Ich bin immerhin deine Ehefrau, und wir haben noch viele gemeinsame Jahre vor uns.«
»Du sagst, du hättest deine Sorgen Sean nie anvertraut, aber hat er dich geliebt?«
Das konnte Cait beim besten Willen nicht beantworten. Wenn ja, hatte er es ihr nie gesagt. »Er war rücksichtsvoll mir gegenüber.«
»Und ich bin es nicht?«
»Du hast meine Sorgen um Emily außer Acht gelassen, als wären sie vollkommen belanglos.«
»Sie waren grundlos, das habe ich dir gesagt. Und obwohl ich das wusste, habe ich mich bereit erklärt, beim Mittagessen mit Lachlan zu sprechen, obwohl ich eigentlich vorhatte, unsere Zimmer erst frühestens morgen wieder zu verlassen. Du kannst mir also wirklich nicht vorwerfen, ich hätte deine Sorgen außer Acht gelassen.«
»Aber ...«
»Du hast keine Geduld.«
»Ich hatte Angst um Emily, kannst du das denn nicht verstehen?«
»Würdest du mir vertrauen, müsstest du auch keine Angst haben.«
»Wie kann ich dir vertrauen?«
»Ich bin dein Ehemann«, wiederholte er, als müsste das allein schon ausreichen, um ihre Ängste zu beschwichtigen.
»Aufgrund einer Vergeltungsaktion.«
»Ist es wichtig, warum wir geheiratet haben? Du bist jetzt meine Gattin, nicht irgendein Frauenzimmer, das mir das Bett wärmt, wenn es mir gerade passt. Du wirst meine Kinder gebären und bis zum Ende unserer Tage meine Gefährtin sein.«
»Ich möchte dir ja vertrauen«, gab sie leise zu. Es wäre so viel leichter, wenn sie sicher sein könnte, dass ihre Gefühle und Wünsche eine Rolle für ihn spielten und er immer in ihrem Interesse handeln würde.
»Dann tu es.«
»So einfach ist das nicht.«
»Das ist es, wenn du es wirklich willst.«
»Und wenn du am Ende meinen Bruder tötest?«
»Dazu müsste er uns schon den Krieg erklären oder versuchen, dich mir wegzunehmen.«
Was alles andere als beruhigend war, da beides mehr als nur wahrscheinlich war. »Und mein Baby?«
Drustan nahm eine seiner Hände von ihrer Taille und legte sie in einer besitzergreifenden Geste auf ihren Bauch. »Was ist mit deinem Baby?«
»Talorc wird es für die Sinclairs wollen.«
Drustan verzog angewidert das Gesicht. »Es ist unrecht, eine Mutter von ihrem Kind zu trennen.«
»Das würde ihn nicht kümmern.« Cait liebte ihren Bruder, doch Talorc konnte manchmal furchtbar unnachgiebig sein. »Da Sean ein Chrechte war, wird auch das Kind ein Chrechte sein.«
»Ich werde nicht zulassen, dass Talorc es bekommt.«
Cait war ebenso erschrocken wie beruhigt über dieses Versprechen. »Ich will keinen Krieg.«
»Das ist die Lebensweise unseres Volkes.«
»Und wir sind deswegen fast ausgestorben. Krieg ist nicht der richtige Weg, Drustan.«
»Soll ich eine Beleidigung etwa einfach so vergessen? Wäre es dir lieber, wenn ich das Baby deinem Bruder übergäbe? Wirst du erst zufrieden sein, wenn die Balmorals von den Sinclairs zertreten und zertrampelt wurden?«
»Nein!«
Was zum Teufel willst du dann, verdammt noch mal?
Cait hörte die Worte, die laut genug waren, um einen Baum zu fällen, aber Drustans Lippen hatten sich nicht bewegt.
Hast du dich gerade auf geistiger Ebene mit mir verständigt?, fragte sie, indem sie ihre Gedanken auf ihn richtete.
Seine grünen Augen weiteten sich. Nicht absichtlich. Was hast du gehört?
»Ich habe dich brüllen gehört: Was zum Teufel willst du dann, verdammt noch mal?«, sagte sie laut. »Aber ich habe es nur in meinem Kopf gehört.«
Mit einer fast ehrfürchtigen Handbewegung berührte Drustan ihr Gesicht. »Wir sind Seelenverwandte.«
Cait, die das nicht glauben konnte, schüttelte den Kopf. Sie konnten nicht Seelenverwandte sein. Nicht nach einer einzigen Nacht ... nicht, wo ihre Ehe nur das Ergebnis seiner Rachegelüste gegen ihren früheren Clan
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