Lockruf Des Mondes
war. Ein Gefühl der Kälte überkam sie, und sie fröstelte und fühlte sich ganz merkwürdig benommen. Dann wurde es dunkel um sie herum, und Drustans Gesicht verschwamm vor ihren Augen.
Als sie wieder zu sich kam, lag sie auf dem Bett, und Drustan beugte sich über sie.
Er lächelte, aber seine Augen waren ganz schmal vor Sorge. »Ich glaube, ich habe noch nie von einer Werwölfin gehört, die in Ohnmacht fiel bei der Erkenntnis, dass ihr Ehemann ihr geheiligter Gefährte war.«
Caits Herz verkrampfte sich bei dieser uralten Bezeichnung. »Aber ... ist das nicht unmöglich?« Es musste unmöglich sein.
»Warum? Weil du eine Sinclair bist und ich ein Balmoral? Wir sind beide Chrechten.«
Sie hatte immer angenommen, um eine wahre Seelenverwandte zu sein, müsste eine Frau ihren Gefährten lieben. War das so? Ihre Gefühle im Hinblick auf Drustan verwirrten sie. Und er? Empfand er mehr für sie als nur Begehren? Er hatte gesagt, er wolle ihr Vertrauen. War das nur männliches Gerede oder der Ausdruck eines tieferen Bedürfnisses, das er noch nicht in Worte gefasst hatte? Oder war Seelenverwandtschaft etwas so Grundlegendes, wie brünstig zu werden? Etwas sehr Körperliches, wovon sie immer geglaubt hatte, dass es mehr war als nur körperlich.
»Ich weiß es nicht«, bekannte sie schließlich.
»Du warst nicht seelenverwandt mit Sean.« Er klang, als wäre er sehr erfreut darüber.
»Nein, natürlich nicht, das hatte ich dir doch schon gesagt. Aber wenn ich es gewesen wäre, wie könnte ich dann auch deine wahre Seelenverwandte sein?«
Drustan strich ihr sanft das Haar aus dem Gesicht. »Ich habe von Chrechten gehört, die mit mehr als einem wahren Gefährten in ihrem Leben gesegnet waren.«
»Ist es ein Segen? Für dich?«
»Ja. Egal, aus welchem Grund wir zusammenkamen, ich möchte, dass unsere Ehe eine starke ist. Ich möchte, dass du glücklich bist, Cait.«
»Wirklich?« Hatte Sean das auch gewollt? Sie hatte immer den Eindruck gehabt, dass ihrem ersten Mann die Zufriedenheit ihres Bruders wichtiger gewesen war als ihre.
»Ja.«
»Oh. Das ist schön«, murmelte sie.
Drustan lächelte. »Du bist noch ein bisschen durcheinander von deiner Ohnmacht, nicht? Das muss etwas mit deiner Schwangerschaft zu tun haben.«
»Möglich.«
»Und was ist mit mir?«, fragte er.
»Was ist mit dir?«
»Möchtest du auch, dass ich glücklich bin?«
Ob er glücklich war, dürfte sie eigentlich nicht kümmern. Sie hatte ihn weder aus freiem Willen noch aus Pflichtgefühl geheiratet, sondern weil sie dazu gezwungen worden war. Deshalb fand sie es ja so eigenartig, dass er sie in ihrer Ehe glücklich sehen wollte. Ihre Gefühle kümmerten ihn also offensichtlich schon, und wenn auch vielleicht nur ein bisschen, doch sie wusste einfach nicht, warum.
Es sei denn, es wäre seine Pflicht als Ehemann, die ihn dazu veranlasste, so fürsorglich zu sein.
Doch ungeachtet dessen, warum er so empfand, wie er empfand, war es auch ihr nicht gleichgültig, ob er mit ihr als Gefährtin zufrieden war. Ganz und gar nicht. »Ja, ich möchte, dass du glücklich bist.«
»Dann werden wir es sein.«
»Ich werde nicht glücklich sein, falls du meinen Bruder tötest«, warnte sie.
Sein grimmiger Blick war scharf genug, um sie zusammenfahren zu lassen. »Versuch nicht, unsere Ehe zu benutzen, um mich zu manipulieren. Ich werde tun, was ich tun muss als Krieger.«
»Dann hast du mich also belogen?«, fragte sie und versuchte vergeblich, sich seinen Armen zu entziehen. »Du willst nur, dass ich glücklich bin, wenn das bedeutet, dass du tun kannst, was du willst?«
»Ein Krieger kann sich nicht immer den Luxus erlauben zu tun, was er will. Er tut, was er tun muss.«
»Aber wenn du mit Talorc reden würdest, statt ihn zu bekämpfen, würdest du feststellen, dass kein Grund für einen Krieg zwischen unseren Clans besteht.«
»Er würde dir da wohl kaum zustimmen.«
»Das Baby ist noch nicht geboren. So Gott will, werden wir vorher zu einer Einigung gelangen, die mir nicht das Herz zerreißen wird - aber das ist nicht das nächstliegende Problem.«
Drustan seufzte und rollte sich auf den Rücken. »Lachlan hätte Susannah nie erlaubt, allein zu jagen, und meine Schwester würde nicht lügen. Niemals.«
Cait vermisste die Wärme seines Körpers, doch die Tragweite seiner Worte war sogar noch viel ernüchternder. »Willst du damit sagen, dass ich lüge?« Denn das tue ich nicht!, schrie sie ihm in Gedanken zu.
Er drehte sich wieder auf
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