Lockruf des Verlangens (German Edition)
waren, und setzte ihren Weg lautlos wie ein Wolf fort. Zwei Schritte vor einem Gebäude, das ihren Berechnungen nach leer sein musste, ging auf einmal alles schief.
Die Tür öffnete sich nach außen.
Sienna erstarrte dahinter, das Metall versperrte ihr die Sicht auf den Soldaten auf der anderen Seite. Aber sie konnte ihn … sie hören.
»Wie viele sind es heute?«
»Fünfzehn.«
»Es geht langsamer voran, als mir lieb ist.«
»Wenn wir zu schnell vorgehen, entdecken sie uns.«
»Klar.« Eine kurze Pause trat ein. »So weit ist es nur gekommen, weil einige im Rat zu schwach sind.«
»Um die müssen wir uns keine Sorgen mehr machen.«
Jemand trat hinter der Tür hervor – eine große, dunkelhäutige Frau. Sienna hielt den Atem an, stand regungslos wie eine Statue da, als die Tür von innen verriegelt wurde. Die Frau sah auf ihren Organizer und drehte sich dann um.
Gleich würde sie Sienna entdecken.
Mit trockener Kehle streckte sie der Makellosen Medialen die telepathischen Hände entgegen, um den Schlag abzuwehren.
Am nächsten Morgen sah Hawke Brenna über die Schulter. »Sag was, Süße.« Er hatte sich nach seiner Jagd von ihr ferngehalten,eine Liste von Rekruten aufgestellt, die sich bei den Lagerhäusern umsehen sollten, und die jungen Leute eingewiesen, aber inzwischen hätten Judd und Sienna längst zurück sein müssen.
Walker hatte bereits bestätigt, dass es keine telepathische Verbindung zu ihnen gab. »Aber sie sind am Leben«, hatte er vor zehn Minuten mit tiefen Falten um die Augen erklärt. »Ich kann sie im Laurennetz sehen.«
»Kannst du über das Netz mit ihnen Kontakt aufnehmen?« Hawke wollte weder Judd noch Sienna ablenken, aber er musste wissen, ob etwas schiefgegangen war und das Rudel eine Rettungsaktion in die Wege leiten musste.
Walker hatte den Kopf geschüttelt. »Die Möglichkeiten in unserem Netz sind begrenzt, weil es so klein ist. Wenn einer der Erwachsenen weiter weg ist, kann es das ausgleichen, aber bei zweien ist es bereits überlastet. Um es zu halten, muss ich mich nur darauf konzentrieren.«
Selbst die kleinste Lücke hätte katastrophale Konsequenzen, das wusste Hawke. »Kümmere dich um Marlee und Toby.« Das hatte Priorität. Weder Judd noch Sienna würden etwas anderes wollen.
»Ich sage Bescheid, sobald ich etwas höre. Übrigens – Hawke?« Blassgrüne Augen hatten seinen Blick festgehalten. »Nach ihrer Rückkehr müssen wir miteinander reden.«
Im Kommunikationszentrum der Höhle schüttelte Brenna nun den Kopf. »Ich habe beiden Handys mitgegeben, die nicht geortet werden können, aber wahrscheinlich wollen sie nicht das Risiko eines Anrufs eingehen.«
Hawke umklammerte die Rückenlehne ihres Stuhls. »Könntest du sie im Flieger erwischen?« Der gebuchte Rückflug ging in wenigen Stunden.
»Nein.« Brenna strich sich den Pony aus den Augen. »Wir haben ein Virus in die Flughafen-Computer eingeschleust. Dadurch werden beide aus dem System gelöscht, sodass es sinnlos wäre, die Aufnahmen anzuschauen.« Sie atmete langsam aus und legte ihre Hand auf seine. »Es geht ihnen gut.«
Die Sicherheit in ihrer Stimme überraschte ihn, er sah ihr ins Gesicht. »Meinst du wirklich?«
»Natürlich bin ich auch in Sorge«, gab sie zu, und ihre Augen wurden ganz dunkel. »Aber Judd schickt mir durch unser Band die Schwingung, dass er in Sicherheit ist.«
Hawkes Wolf grollte, weil er Sienna nicht auf diese Weise erreichen konnte.
»Außerdem ist mein Gefährte ein knallharter Typ«, fuhr Brenna fort. »Mal ehrlich, dein Mädchen könnte wirklich nicht in besseren Händen sein.«
Trotz des unruhigen Wolfs in sich spürte Hawke, wie seine Lippen zuckten. »Dann solltest du wissen, dass Sienna auf dem besten Weg ist, ebenso knallhart zu werden.« Er musste sich damit zufriedengeben, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als zu warten, obwohl die Untätigkeit an seinen Nerven zerrte. »Ich muss etwas mit den Raubkatzen besprechen – sobald du irgendetwas hörst, melde dich. Verstanden?«
»Vollkommen.« Brenna stand auf. »Ich könnte eine Umarmung gut gebrauchen.«
Wortlos nahm er sie in die Arme. Sie gehörte zum Rudel. Auch ihn beruhigte der Kontakt. Doch der Wolf würde halbwahnsinnig in ihm umherstreifen, bis Sienna endlich wieder sicher in seinem Revier war. »Besser?«
»Ja.«
Er strich ihr noch einmal über die Wange, bevor er ging. Las Riley an der Hütte auf, die dieser mit Mercy bewohnte, und fuhr mit ihm zu der Besprechung, die im Heim der
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