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Lockruf des Verlangens (German Edition)

Lockruf des Verlangens (German Edition)

Titel: Lockruf des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Hiobsbotschaft, fühlte sich aber auch zum ersten Mal wie eine Partnerin und nicht nur wie ein junges Mädchen, das sein Herz auf der Zunge trug.
    »Die Raubkatzen haben auch noch nicht mit der Evakuierung begonnen, sie warten ab, genau wie wir«, berichtete er. »Im Augenblick ist es für alle hier am sichersten.«
    »Wenn die Jungen weggebracht werden«, sagte sie, »wird es sehr still in der Höhle sein.«
    Hawkes Wolf mochte den Gedanken an eine stille Höhle auch nicht. »Aber nicht für immer.«
    An einer Weggabelung wandte sich Sienna nach links.
    »Nein.« Er griff nach ihrer Hand. »Hier entlang.«
    Sie widersprach nicht. Sie schwieg genauso wie die anderen, denen sie unterwegs begegneten. Noch vor ein paar Tagen hätten sie gepfiffen und gespottet oder sie auf andere Weise spielerisch geneckt. Doch jetzt herrschte eine andere Stimmung, alle wussten, was auf sie zukam. Die Flure waren leerer als sonst, viele saßen in den Gemeinschaftsräumen zusammen und sprachen miteinander, stärkten einander. In dem mit Flusssteinen gepflasterten Flur, dessen Wände mit spielenden, jagenden und schlafenden Wölfen bemalt waren, hielt sich überhaupt niemand auf.
    Hawke wusste, warum Sienna diesen Ausgang der Höhle mied. Sie hatte die Wand aus Versehen beschädigt, das X-Feuer hatte das Wandgemälde an einer Stelle zerstört. »Ich bin nie wütend deswegen gewesen«, sagte er, als sie die bunte Wunderlandschaft betraten.
    »Dieser Ort … ist dir sehr wichtig.« Ihr Griff wurde fester.
    Er zog sie zu einer bestimmten Stelle. »Schau hier.«
    Sienna beugte sich vor. »Ein schlafendes Wolfsjunges – oh!« Er sah, wie sie das zweite Junge entdeckte, das sich sprungbereit hinter großen Blättern versteckte. »Den habe ich noch nie bemerkt.«
    »Sie hat viele Dinge versteckt«, sagte er, der Schmerz in ihm stammte aus längst vergangenen Zeiten der Trauer. »Das Kunstwerk sollte das Rudel zum Lachen und Spielen animieren.«
    »Zum Herzen der Wölfe sprechen.« Sie hob den Kopf. »Es war deine Mutter, nicht wahr?«
    »Ja.« Seine begabte, stets fröhliche Mutter. »Sie war eine untergeordnete Wölfin.«
    Sienna machte große Augen. »Ich hatte angenommen … «
    »Ich glaube, mein Vater war auch überrascht.« Der Wolf in ihm heulte die bittersüßen Erinnerungen an. »Er hat sie das erste Mal an dieser Stelle erblickt. Sie war aus einem anderen Sektor gekommen und hatte erst ein paar Stunden zuvor mit dem Wandgemälde begonnen.« Hawke konnte sie beinahe vor sich sehen, das weißblonde Haar mit einem der bunten Schals zurückgebunden, die sie so liebte, etwas Farbe klebte auf der Wange oder der Nase. »Er kam als Wolf mit einer dringenden Nachricht für Garrick herein. Und blieb wie angewurzelt stehen.«
    »Er wusste es sofort?« Sienna klang überrascht.
    Hawke umklammerte ihre Hand. »Es war, als hätte ihm jemand einen Knüppel vor den Schädel geknallt, hat er immer gesagt.« Sein Vater hatte stets den Kopf geschüttelt und über das ganze Gesicht gelacht, wenn er die Geschichte erzählte, die dunkelblauen Augen leuchteten hell dabei. »Er war schlammbespritzt und hatte etwas Dringendes zu erledigen, aber er konnte sie nur immer wieder anstarren.«
    »Und was hat deine Mutter getan?«
    Hawke lachte, denn ihm fiel ein, dass seine Mutter immer im Spaß die Zähne gefletscht hatte, wenn sie ihre Version der Geschichte preisgegeben hatte. »Sie hatte vor Schreck einen halben Eimer grüner Farbe über sich geschüttet, als er so völlig unerwartet hereingerast kam, und wollte ihn gerade zusammenstauchen, als ihr die Luft wegblieb. Aufgrund des niedrigeren Rangs hätte sie wegschauen müssen, aber sie konnte es einfach nicht, konnte die Verbindung nicht unterbrechen.
    Eine Stunde später fand Garrick die beiden, sie war immer noch voller Farbe, und sein Pelz war ganz steif von getrocknetem Schlamm. Sie saßen nur da und schauten einander in die Augen. Der Paarungstanz war abgeschlossen, und sie blieben bis zum Ende Gefährten.« Bis sein Vater starb und seiner Mutter das Herz brach.
    Er konnte nicht mehr weitersprechen, zog sie aus der Höhle zum See unter dem Wasserfall, die Oberfläche schäumte weiß. Geschützt durch den Abhang darüber war der Sandstrand ein stiller Hafen.
    »Das ist ein Kuschelplätzchen«, sagte Sienna, als sie hinuntergeklettert waren. »Evie hat mir das erzählt. Tai schleicht immer mit ihr hierher.«
    Hawkes Lippen zuckten. »Was glaubst du wohl, warum ich den Stein da oben umgedreht habe. Das ist

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