Lockruf des Verlangens (German Edition)
klang, als hätte er ernsthafte Zweifel. »Henry wird doch die stärksten Truppen gegen die Wölfe schicken.«
»Wir haben Waffen und genügend gut ausgebildete Soldaten.« Die Leoparden sorgten für die Sicherheit der Stadt, aber selbst sie konnten nicht alle schützen. »Der Einsatz von Medialen dort könnte sogar meine Leute entlasten.«
»Vaughn wird Anthonys und Nikitas Leute einweisen. Ich melde mich wieder.«
Hawke legte auf. Spätestens morgen würde alles bereit sein. Nun musste man nur noch die Gegner im Auge behalten und reagieren, wenn der Krieg begann.
Ein »Falls« gab es nicht mehr.
»Wir sollten das Lager in Südamerika bald in die Luft jagen«, sagte Judd zu Hawke eine halbe Stunde später, als sie eine Gruppe von Rekruten und jungen Soldaten beim nächtlichen Übungslauf beobachteten.
Hawke verfolgte Sienna mit eisblauem Blick – sie verfügte nicht über die scharfe Nachtsicht der Wölfe, hielt sich aber ausgezeichnet mit den Nachtsichtgläsern. »Bewegt sich was?«
»In einem, allerhöchstens zwei Tagen ist die Landebahn fertig. Die Waffen werden bereits im Hangar zum Verladen in Kisten gepackt.«
Judd hatte den Hangar vermint, das war also kein Problem. »Vor einer Stunde hat Jem ihren Bericht aus Los Angeles geschickt«, sagte Hawke und runzelte die Stirn, als Tai aus Versehen Sienna umrannte und beide in den Schlamm fielen. Lara hatte den gebrochenen Arm des jungen Mannes geheilt, die Verletzung war zum Glück leicht gewesen und hatte keine Kraft beansprucht, die schwerer Verletzte brauchten. »Sieht so aus, als hätten die Scotts doch mehr Waffen und Truppen reingeschafft, als wir angenommen hatten.«
»Dann schwächt sie der Verlust des Lagers nicht.«
»Nein,aberesmachttrotzdemEindruckundwirdsieanspornen,eherzuzuschlagen,wasimGrundenochwichtigerist.Wennunsdasgelingt,bevorsieihreVorbereitungenganzabgeschlossenhaben,sindwirimVorteil.«HawkebehieltTaiundSiennaimAuge,alssiegemeinsameinHindernisüberwanden.»DrückaufdenKnopf,wenndudenZeitpunktfürrichtighältst.AbersagunsBescheid, damit wir uns gegen einen Angriff wappnen können.«
Judd wies mit einem Nicken zum Parcours. »Wirst du Sienna einsetzen?«
Krallen hinterließen blutige Kratzer auf seiner Haut. »Nur, wenn es unbedingt nötig ist.«
»Aber du schließt es nicht aus?«
»Ich bin ja nicht blöd.«
Judd zuckte mit einer Achsel. »Passiert manchmal bei Gestaltwandlern – ihr seid sehr beschützend.«
»Das sagt gerade der Richtige.«
»Was meinst du, warum ich so gut ins Rudel passe!«
VierzigMinutenspäterbatHawkeSiennainseinBüro,ließihrabererstZeit,sichzuwaschen.»Hier«,sagteerundtippteaufdieKarte,unterdrücktenurmühsameinKnurren,alseranihreWorteamWasserfalldachte.»BeieinemAngriffstehstduhier,mischstdichabererstein,wennichdenBefehldazugebe.«
Ein knappes Kopfnicken, kein Widerspruch. »Du willst mich als Überraschung in der Hinterhand behalten. Verstehe.« Sie klang ganz ruhig und pragmatisch – als hätten sie nie eine Auseinandersetzung gehabt.
Sein Wolf zeigte die scharfen Reißzähne. »Willst du so tun, als wärst du noch in Silentium? Zu spät, Baby.«
Gefährlich hell flackerte es in den schwarzen Augen auf. »Wäre es dir lieber, wenn ich das hysterische Weibchen spielen würde, damit du mich in Ruhe anschreien kannst?«
Er hielt sich am Schreibtisch fest. »Sei ja vorsichtig.«
»Warum denn?« Der Blick hätte auch gut von einer wütenden Wölfin stammen können. »Ich bin ja nicht diejenige, die Arbeit und Vergnügen nicht auseinanderhalten kann.«
»Heute die kleine Kratzbürste, was?« Insgeheim war er sehr zufrieden, dass er sie so schnell aufgebracht hatte – Distanz würde er bei dieser Frau weder zulassen noch akzeptieren.
»Tu das nicht.« Unerwartet ernst. »Mach mich nicht klein. Apropos: Nenn mich auch nicht mehr Baby.«
»Falls du meinst, du hättest mich im Griff«, sagte er, und das Tier drängte nach vorn, »dann hast du dir den falschen Wolf ausgesucht.«
»Können wir uns jetzt wieder der Arbeit zuwenden?« Die kühlen Worte gingen ihm mächtig gegen den Strich.
Sienna wusste nicht, wie ihr geschah. Gerade noch hatte sie, gegen die Dissonanz ankämpfend, auf die Karte geblickt, die zwischen Hawke und ihr lag, da hatte er sie schon an der Taille gepackt und so schnell auf den Schreibtisch gehoben, dass es ihr den Atem verschlug. Nun kniete sie auf dem dunklen Holz, die Hände auf seinen Schultern.
»Du kannst doch nicht – « Doch er hatte bereits ihren Hinterkopf
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