Lockruf des Verlangens (German Edition)
ein Zeichen von alters her dafür, dass der Platz besetzt ist.« Die Anstrengungen des Tages fielen unter ihren zärtlichen Blicken ab, er ließ sich auf dem Boden nieder. »Hast du deine Familie heute sehen können?« Er zog sie an sich, als sie sich zu ihm setzte.
»Ja, nach unserer Rückkehr habe ich mit Marlee und Toby etwas Zeit verbracht, aber Walker war zu beschäftigt.«
»Da wir gerade von ihm sprechen«, murmelte er an ihrem Ohr. »Vor ein paar Minuten habe ich ihn dabei erwischt, dass er Lara anstarrte.« Hawke hatte sich verzogen, bevor einer der beiden auf ihn aufmerksam werden konnte, denn der Mediale würde sicher gut für die Heilerin sorgen. Es hatte ein paar Verletzte gegeben, und sie war noch erschöpft von der Nacht davor.
»Walker starrt nicht«, sagte Sienna und kniete sich vor ihm hin. »Er sieht einen einfach nur an, bis man gehorcht.«
Lachend nahm Hawke sie zwischen seine Beine und legte eigenartig zufrieden die Stirn an ihren Kopf. Sie besprachen noch ein paar Dinge, redeten über Toby und Marlee, über Cooper und seine Gefährtin, bis Hawke sich schließlich mit verschränkten Armen neben Sienna ausstreckte. »Zum Glück haben inzwischen vier Offiziere Gefährten«, sagte er, die Augen auf den Abhang gerichtet, aber mit seiner vollen Aufmerksamkeit bei dem verführerischen Duft der Frau neben ihm. »Wenn das alles vorbei ist, werden wir mehr denn je die dadurch gewonnene Stabilität in der Führung des Rudels brauchen.«
»Erzählst du mir von ihr?« Leise und ein wenig unerwartet.
Der Wolf war sehr im Vordergrund, als Hawke Sienna anblickte. »Sie hieß Theresa, aber ich habe sie Rissa genannt.«
Rissa. Eigenartig, endlich den Namen der Schattengestalt zu kennen, der Hawkes Herz und Seele gehörten. »Wie war sie?«
»Süß – in Gestalt und Geist.« Hawke fiel das Haar in die Stirn, als er sich wieder aufrichtete und die Knie anzog. »Selbst als Kleinkind hat sie ihre Spielsachen schon anderen gegeben, wenn sie weinten. Nie hatte sie einen Trotzanfall, sie hat immer nur gelächelt.«
Sienna vergrub die Hände im Sand. Offensichtlich war Hawkes Rissa ganz anders als sie gewesen. »Deshalb fühlst du dich zu Sascha hingezogen«, sagte sie und verbarg den Schmerz, verbarg alles. »Sie erinnert dich sicher an Theresa.«
»Das glaube ich auch.« Er runzelte die Stirn und strich das Haar zurück. »Aber ich weiß nicht, was aus ihr einmal geworden wäre – sie hatte nie die Möglichkeit, ihre Flügel auszubreiten.«
»Dennoch bist du sicher, dass sie deine Gefährtin geworden wäre?« Es war ihr einfach herausgerutscht, eine Bitte, in eine Frage gekleidet.
Sie schwiegen. »Es ist nicht zu ändern, Sienna.« Sanfte Worte. Unabänderliche Worte. »Das Wissen darum kann durch nichts gelöscht werden.«
In dem vergeblichen Versuch, den Schmerz bei sich zu behalten, drückte sie die Faust gegen den Magen. »Dagegen komme ich nicht an«, sagte sie. »Aber sie ist nun mal nicht deine Gefährtin geworden.« Sie waren zu jung gewesen, um sich auf diese Weise zu lieben.
»Der Wolf wählt nur einmal.« Er legte die Hand auf ihren Nacken, zog sie an sich, bis seine Lippen fast die ihren berührten. »Ich kann es nicht ändern, Baby.«
Tiefes Verlangen drängte sie zu einer Antwort. »Eine gute Entschuldigung, nicht wahr?«
Seine Augen glühten gefährlich und gnadenlos. »Es reicht, Sienna.« Sein Griff um ihren Hals wurde fester, dann ließ er sie los.
Ob er wirklich glaubte, dass nun Schluss war? »Es hat dir sicher das Herz zerrissen, sie zu verlieren«, sagte sie; sie musste insistieren, denn das alles konnte sie zerstören. »Für den Jungen muss es damals furchtbar gewesen sein. Ist es da ein Wunder, dass du dich weigerst, erneut so verletzlich zu werden?«
Er stand auf, trat an den Rand des Sees und starrte sie von dort aus an. »Du kannst die Wahrheit nicht wegdiskutieren, ganz egal, welche Worte du wählst.«
Sie stand ebenfalls auf und stählte sich innerlich, um seiner Dominanz entgegenzutreten. »Ich habe gesehen, wie das Band wirkt«, sagte sie und sah so lange in seine abweisende, verschlossene Miene, bis er wieder der Mann war, den nur wenige herausforderten. »Ich verstehe, warum ein Gestaltwandler sich nicht ein zweites Mal bindet.«
»Warum führen wir dann überhaupt dieses Gespräch?«
»Weil ihr keine Gefährten wart!« Sie hatte die Stimme erhoben, obwohl sie sich vorgenommen hatte, ganz vernünftig zu bleiben. »Hast du dich je gefragt, ob vielleicht nicht der
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