egoistischer Hund und würde das auch nie bestreiten. Jedenfalls nicht, wenn es Sienna Lauren betraf. »Ich habe noch nie jemandem diesen Ort gezeigt.«
Die Sterne zeigten sich wieder in ihren Augen. »Du spielst mit mir.« Er sah die Verletzlichkeit in ihrem Gesicht.
Ihn verwunderte allerdings nicht, wie sehr er wollte, was er in ihr sah – das Verlangen war schon längst zu einem dauerhaften Schmerz in ihm geworden. »Dennoch stimmt es.« Sein Wolf wartete auf eine Reaktion.
Als sie ihm schließlich folgte, ballte er die Faust, um nicht in das schimmernde Haar zu greifen, sie an sich zu ziehen und sein Gesicht in ihrem weichen Schopf zu versenken, ihr ganz nah zu sein … so nah, dass er sie streicheln und zum Schmelzen bringen konnte. »Haben alle X-Medialen so rotes Haar?«, fragte er, denn wenn er sie schon nicht anfassen konnte, musste er wenigstens ihre Stimme hören.
Sie sah ihn ehrlich überrascht an. »Weiß ich nicht. Aber es ist schon eigenartig, wie gut die Farbe zu uns passt.«
Dunkles Feuer. Ja, das passte genau. »Erzähl mir von deinen Fähigkeiten.«
»Du weißt doch schon alles.«
»Aber nicht von dir.« Judd hatte ihm die grundlegenden Fakten mitgeteilt, ihm gesagt, was zu tun war, wenn sie ein kritisches Stadium erreichte und die anderen im Laurennetz ausgeschaltet waren. Sein Wolf knurrte. Hawke hatte schon viele rücksichtslose Entscheidungen gefällt, aber er wusste nicht, ob er es über sich bringen würde, ihr so wehzutun, dass sie augenblicklich das Bewusstsein verlor.
Die Frau an seiner Seite schwieg lange. Er hörte das leise Rascheln nächtlicher Wesen, die wieder ihren Geschäften nachgingen, nachdem Siennas Ausbruch abgeklungen war. »Es nennt sich kaltes Feuer … X-Feuer«, sagte sie schließlich. »In Sekundenbruchteilen verbrennt es alles zu Asche … jedes Ding, jedes lebende Wesen.«
Er spürte den alten Schmerz in ihren Worten. »Du warst noch ein Kind?«
Sie nickte, entzog sich aber einer Berührung, wollte seinen Trost nicht. Der Klang ihrer Stimme machte deutlich, dass sie nicht über die Schmerzen ihrer Kindheit sprechen würde. Ein Eishauch umgab sie, doch tief im Innern zitterte sie. »Das kalte Feuer kommt als Erstes. Doch die Kraft kann noch stärker werden, bis – «
Wieder schwieg sie, sein Herzschlag passte sich ihrem an.
»Synergienenntsichdas.FallsichjemalsindasStadiumdieserSynergiekomme – «Sieatmetetiefein.»MannenntunsnichtohneGrundtödlicheWaffen.«DannsahsieihnmiteinemdurchdringendenBlickan.»DumusstdirkeineSorgenmachen,dasRudelistnichtinGefahr.ManchmalhabeichAngst,dieKontrollezuverlieren«,sagtesiemitvölligerOffenheit,»dochdannverwendeichnochmehrZeitdarauf,meineSchildezuverstärken.FürdenNotfallhabenwiraucheineSicherungeingebaut.«
Ihm war klar, dass diese Sicherung ihren Tod bedeuten konnte. »Glaubst du wirklich, ich würde dich so einfach gehen lassen?«
Den Blick aus Augen, die plötzlich Jahrzehnte älter schienen, vermochte er nicht zu deuten. »Ich gehöre dir nicht, mich zu halten liegt nicht in deiner Macht.«
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WIEDERHERGESTELLTE DATEI COMPUTER 2(A)
STICHWORTE: PRIVATKORRESPONDENZ, VATER, HANDLUNG NICHT ERFORDERLICH
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von: Alice
an: Dad
am: 18. November 1971 um 22:32
betrifft: AW : AW : AW : JA Article
Lieber Dad,
vielen Dank für deine letzte E-Mail. Ja, du hast vollkommen recht. Was ich hier tue, könnte eines Tages den X-Medialen helfen. Deshalb muss ich weitermachen, auch wenn es zunehmend schwieriger wird.
Ich schreibe dir nur kurz, weil ich in Paris bin und gleich eine meiner Untersuchungspersonen treffe. Ein faszinierender Junge – intelligent, witzig und viel zu ruhig für sein Alter. Das konnte ich bei allen X-Medialen feststellen, die ich bisher getroffen habe. Es fällt mir nicht leicht, das zu schreiben, den Grund für dieses Verhalten so deutlich zu benennen, doch es scheint, als lebten sie ihr Leben im Schnelldurchlauf, würden alt, noch bevor sie richtig jung gewesen sind.
Ich melde mich nach dem Treffen wieder.
In Liebe
Alice
14
Am späten Nachmittag, als Toby und Marlee mit außerschulischen Aktivitäten beschäftigt waren, erwischte Walker Lara im Aufenthaltsraum der Krankenstation und schloss die Tür hinter sich.
Offensichtlich hatte sie ihn schon vorher gewittert, denn sie lehnte mit verschränkten Armen an der Küchenzeile. »Ja, bitte?« In den hellbraunen Augen, die ihn immer an den leuchtenden Blick von Füchsen erinnerten, stand nichts als