Lockruf des Verlangens (German Edition)
er hätte sie nackt auf das weiche Gras gezogen – ihr Körper weiß im Mondlicht, das Haar eine rote Flamme inmitten der Wildblumen. Das Bild war so lebendig in seinem Kopf, dass sein Wolf knurrte und auf der Stelle die Jagd nach seiner Lieblingsbeute aufnehmen wollte.
»Das ist aber nicht der Blick eines Mannes, der es kaum erwarten kann, mit mir ins Bett zu steigen«, sagte Rosalie, als sie sich neben ihn legte.
Er spielte mit ihrem Haar, die mahagonifarbenen Flechten waren wunderschön, doch seine Gedanken konnten sich nicht von dem seidigen dunklen Feuer losreißen, das er vergangene Nacht im Mondlicht gesehen hatte. »Du bist viel zu gut für mich, Rosa.«
Ein heiseres Lachen. »Ja, natürlich.« Sie küsste ihn auf die Wange, ihre Brüste strichen über seinen Oberkörper. »Dein Wolf zerrt an der Leine.«
Hawke gefiel es überhaupt nicht, von seinem körperlichen Verlangen zu dieser Sache getrieben zu werden. Doch an Rosalie lag es nicht. »Ich bin ein Mistkerl.«
»Allerdings«, stimmte sie zu und legte die Arme um seinen Hals.
Er hob eine Augenbraue.
»Oho, jetzt meldet sich der Leitwolf. Und alles, was ich sagen darf, ist: Ja, bitte, und bitte gleich noch einmal.« Sie fuhr mit dem Finger seine Lippen nach und sah ihn mit den dunkelgrünen Augen unter dichten Wimpern ernst an. »Du weißt doch, dass alles zwischen uns ganz freiwillig geschieht. Ohne irgendwelche Fesseln.«
Statt sich auf diese Einladung zu stürzen, wie Hawke es erwartet hatte, saß sein Wolf nur traurig herum, obwohl ihn das Verlangen fast zerriss. »Ja, ich weiß.«
Rosalie legte den Kopf schräg, das Haar fiel ihr über die Schulter. »Warum reißt du mir dann nicht die Kleider vom Leib?« Das klang nicht zurechtweisend, nur besorgt.
Er strich ihr über die Wange. Der Wolf fand sie sinnlich, schön und intelligent. Der Mann konnte ihm nur zustimmen. Es gab nur ein Problem. »Indigo hatte recht.« Die Erkenntnis brachte seine Welt ins Wanken. »Mein Hunger wäre nicht gestillt.« Denn sein Verlangen war ausschließlich auf eine bestimmte Frau gerichtet.
Rosalie stemmte die Hände in die Hüften. »Willst du damit sagen, dass du mich erst heißgemacht hast und nun abblitzen lässt?«
»Bist du sauer?« Er legte den Kopf an ihren Hals, der Wolf wollte sie nicht verletzen.
Rosalie lachte, laut und herzlich, wie es sich für eine Frau gehörte, deren Großzügigkeit es ihr nicht gestattete, irgendwelchen Groll zu hegen. »Ist eigentlich keine große Überraschung, mein Süßer.« Lächelnd küsste sie ihn. »Ich bin gekommen, weil wir Freunde sind – du brauchtest Berührung, und ich habe mir gedacht, dass du nur zu stur bist, um ihr hinterherzulaufen. Mir war nicht klar, wie weit es zwischen euch schon gediehen ist.«
Hawke knurrte wegen der Schlussfolgerung, die ihre Worte zuließen. »Ich muss ja nicht jeder Begierde nachkommen.«
»Lass mich mal zusammenfassen, ob ich dich richtig verstanden habe.« Rosalie pikste ihn mit dem Finger in die Brust. »Du willst sie so sehr, dass ich fast schmecken kann, wie scharf du bist – und verdammt noch mal, das ist so was von sexy – , aber du holst sie dir nicht?«
Hawke fiel ein, wie jung Sienna war, wie unerfahren.
Ich will nicht als alte Jungfer sterben.
Er war bestimmt nicht der richtige Liebhaber für eine Jungfrau, vor allem jetzt nicht, da seine Selbstbeherrschung an einem dünnen Faden hing. Himmel, er würde ihr wahrscheinlich eine solche Angst einjagen, dass sie nie wieder Sex haben wollte. »Es ist kompliziert.«
»Ach, wirklich.« Rosalie klang nicht überzeugt, doch sein Handy klingelte, bevor sie ihm weiter zusetzen konnte.
Überraschenderweise meldete sich José am anderen Ende. »Lucas ist dran«, beschied er ihn kurz, er war nicht in der Stimmung, den Babysitter für Rudelgefährten zu spielen, die es eigentlich besser wissen mussten. Wenn sie heute Mist machten, konnten sie ihr Mütchen im Knast kühlen.
Der Barbesitzer atmete schwer aus. »Ich glaub kaum, dass du willst, dass ein anderer sich um dein Mädchen kümmert.«
Hawkes Krallen fuhren aus. »Wenn jemand sie anfasst, ist er tot.«
»Keine Sorge, es geht ihr gut – abgesehen davon, dass sie zu viel Alkohol in sich reinschüttet … und in den Armen einer Raubkatze liegt.«
Hawke fluchte heftig. »Pass verdammt noch mal auf, dass sie nicht mit ihm abhaut.« Er drückte die rote Taste. Rosalie grinste von einem Ohr zum anderen. »Sei bloß still.«
»Na hör mal, ich bin nur ein unbeteiligter
Weitere Kostenlose Bücher