Lockruf des Verlangens (German Edition)
schon wieder auf ihrem Rücken, und seine rauen Fingerkuppen strichen über ihre bloße Haut. Ganz leicht und sehr langsam. Wieder und wieder.
Sie erschauderte.
»Dir ist kalt.«
Bevor sie wusste, wie ihr geschah, saß sie schon im Wagen und er auf dem Fahrersitz neben ihr. Erst als sie einen halben Block weiter waren, hatte sich ihr Herzschlag so weit beruhigt, dass sie wieder normal sprechen konnte. »Ich will noch nicht nach Hause.« Ein Teil von ihr hatte furchtbare Angst, weil sie nicht wusste, wie sie ihm begegnen sollte, wenn er so war, aber ein Rückzieher kam auch nicht infrage. Denn jetzt ging es um alles. »Hawke? Hörst du mir überhaupt zu?«
Er nahm eine Wasserflasche aus dem Halter zwischen den Sitzen. »Wasch seinen Geruch ab!«
Ihre Schenkel pressten sich aneinander, aber sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Nein.«
Ein tiefes Knurren, bei dem der Wagen vibrierte und ihre Brustwarzen schmerzhaft steif wurden. Beunruhigt, aber nicht schockiert über die heftige körperliche Reaktion, versuchte sie, sich wieder zu fassen, als er am Straßenrand anhielt. »Dann mach ich es eben.« Blassblau leuchteten seine Augen, und er klang gefährlich ruhig; nichts konnte das Raubtier mehr zurückhalten, das war ihr klar.
Obwohl es schwer war, sich seiner Dominanz zu entziehen, rief sie sich in Erinnerung, dass er nicht der Einzige im Wagen war, der Macht hatte. »Wenn du mich anfasst, senge ich dir die Brauen ab.«
Er zuckte die Achseln. »Die wachsen wieder nach.« Er zog das Tuch aus ihrem Haar und goss Wasser darüber.
»He!« Sie wehrte ihn mit aller Kraft ab, als er sie in die Ecke drängte.
»Du hast damit angefangen, Baby.« Die leisen Worte ließen sie auf der Stelle erstarren. »Jetzt müssen wir das Spiel auch beenden.«
Ihr Mund war wie ausgetrocknet, als er mit dem feuchten Tuch sorgfältig ihre Lippen abwischte. Sie hätte sich wehren sollen, aber ihre Stimme schien sie verlassen zu haben, seit er noch näher gekommen war – wahnsinnig groß und so wütend, dass er allen Raum einnahm, jedes Quäntchen Luft erfüllte. »Erledigt«, murmelte er, fuhr mit dem Tuch über Hals und Schulter, bevor er die Lippen auf das Mal seines Bisses drückte.
Erregung stieg in ihr auf, sie musste sich unglaublich beherrschen, um nicht zu stöhnen. Dabei war das doch keine erogene Zone. Das wusste sie genau. Doch sie wagte es nicht, sich zu rühren, aus Angst, die süße Qual könne enden. Er küsste sie noch einmal, diesmal länger. Sein Haar streifte ihre Haut wie tausend kleine Brandeisen, als sie seine Zunge spürte.
»Wenn der Leopardenlümmel dich noch einmal anfasst«, sagte er und hob den Kopf, »reiße ich ihm die Kehle auf und ertränke ihn in seinem eigenen Blut.« Das brachte er in einem solch vernünftigen Ton hervor, dass ihr erst Sekunden später klar wurde, was er da gesagt hatte.
Sie stemmte sich hoch und griff nach seinem T-Shirt. »Du wirst keinen meiner Freunde anrühren.«
Ein geduldiger Blick. Aus tödlichen Wolfsaugen.
»Hawke!«
Er beugte sich vor und leckte noch einmal das Mal, das seine Zähne hinterlassen hatten.
Sie zitterte am ganzen Körper, ihre Brüste drückten gegen die Korsage. »Kit ist tabu«, flüsterte sie; das lang unterdrückte Verlangen drohte übermächtig zu werden, sie konnte kaum noch sprechen.
Seine Hand umschloss ihren Hals. Doch es war keine Drohung. So zeigte ein Gestaltwandler, dass er Besitz von einer Frau ergriff, ohne gleich Sex mit ihr zu haben. »Erwähne seinen Namen nicht noch einmal.« Sein Daumen strich langsam über ihre Halsschlagader.
Sie hielt sein Handgelenk fest. »Du redest Unsinn.« Schon als sie das sagte, begriff sie, dass sie heute Nacht kein »menschliches« Verhalten erwarten durfte. Hawkes Wolf war immer nahe an der Oberfläche, jetzt hatte er vollkommen die Herrschaft übernommen. Oder vielleicht sollte man es besser so ausdrücken: Mann und Wolf hatten die Beschränkungen durch zivilisiertes Benehmen abgeworfen.
»Ich will immer noch nicht nach Hause.« Was nicht ganz der Wahrheit entsprach – sie wäre nur allzu gern mit ihm allein gewesen. Doch wenn sie ihn für sich gewinnen und behalten wollte, musste sie ihm deutlich machen, dass er sie nicht einfach so übergehen konnte. Denn das würde er tun, sobald sie ihm freie Hand ließ.
Er sah sie lauernd an.
»Ich will tanzen.«
Er lächelte.
»In einem Club«, fügte sie hinzu, denn sie war sicher, dass sie zu keinem vernünftigen Gedanken mehr fähig sein würde,
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