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Lockruf des Verlangens (German Edition)

Lockruf des Verlangens (German Edition)

Titel: Lockruf des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Moment Walker im Türrahmen stehen. Früher hätte sie gedacht, er käme ihretwegen, jetzt fiel ihr als Erstes ein, dass jemand verletzt sein könnte. »Wer ist es?«, fragte sie und stand auf. »Was ist – «
    Er griff nach ihrem Handgelenk, und sie spürte die Kraft seiner Hand. Erstarrte sofort, und der Schock dämpfte jede andere Reaktion. Denn sie mochte seine Hände, mochte auch die Schwielen, die dadurch entstanden waren, dass er in seiner freien Zeit wunderschöne Dinge schuf – unter anderem die kleinen Möbel für das Puppenhaus seiner Tochter.
    Während er sie festhielt, stellte er ein Tablett auf den Tisch; sein Duft nach Waldseen und schneebedeckten Fichten hüllte sie ein. Es gab kein Entkommen für sie. »Du hast das Abendessen ausgelassen. Wieder einmal.«
    Bei einem Wolf wäre das ein Zeichen für eine ernsthafte Werbung gewesen; Lara zitterte innerlich, unterdrückte es aber, so gut sie konnte. Sie würde sich nicht noch mehr verletzen lassen. »Ich hatte zu tun.« Trotz ihrer Antwort ließ sie sich von ihm widerspruchslos zu ihrem Stuhl zurückführen.
    Doch als er sich an den Schreibtisch lehnte – so nah bei ihr stand, dass sie seinen Schenkel in den stramm sitzenden Jeans hätte streicheln können – , den Teller in die Hand nahm und ihr eine Gabel vor den Mund hielt, konnte sie sich endlich aus dem Schockzustand befreien. »Bitte«, sagte sie und nahm ihm den Teller aus der Hand. »Das solltest du nicht tun.«
    »Warum?«
    Sie rückte ein wenig von ihm ab und zwang sich zu einer Antwort. »Es ist etwas sehr Intimes … ebenso wie Körperprivilegien.«
    Walker fragte nicht weiter, aber er ging auch nicht – obwohl Laras Körpersprache deutlich erkennen ließ, dass er genau das tun sollte. Er wusste, dass er unaufgefordert in ihre Privatsphäre eindrang, aber er konnte es einfach nicht ertragen, wenn sie so wenig für sich sorgte, und wollte nicht mehr länger nur zuschauen. Es wäre natürlich klüger gewesen, auf Distanz zu gehen, weil ihre Nähe ihn nervös machte … aber er hatte ihr Zusammensein vermisst.
    »Hast du mitbekommen, dass Marlee in den Kinderchor eingetreten ist?«, fragte er. Bei Lara war er nie um Worte verlegen, und zum ersten Mal in seinem Leben strengte er sich an, um eine Beziehung zu einer Frau aufzubauen – oder besser gesagt: wiederherzustellen.
    Ein frohes Lächeln leuchtete durch die Schatten auf Laras Gesicht. »Ich habe zugehört, als Ben und sie zusammen geübt haben. Sie hat eine wunderbare Stimme.«
    Lara nicht minder, dachte Walker.
    Sienna fuhr im Bett auf, das schwarze Top klebte an ihrem Leib. Monatelang hatte sie dieser Albtraum nicht mehr verfolgt, heute hatte er die verlorene Zeit mehr als wettgemacht. Sie warf die Decke von sich, schwang die Beine über die Bettkante und strich ein paar Haarsträhnen aus dem schweißnassen Gesicht.
    »Perfekt.« Ming sah sie an, wie ein Mensch wohl ein leistungsstarkes Auto betrachtet hätte. »Du bist ein Musterexemplar vollkommener Genetik.«
    Vollkommen – wenn man eine kaltblütige Massenmörderin brauchte. Abgesehen davon, dass von kaltblütig inzwischen keine Rede mehr sein konnte. »Aber immer noch eine potenzielle Mörderin«, flüsterte sie und zitterte so stark, dass alles vor ihren Augen verschwamm.
    »Wir sind, was wir aus uns machen.« Judd, auf seine ruhige, überzeugende Art. »Dein Wille ist stärker als deine genetische Vorbestimmung.«
    Daran klammerte sie sich, Judd hatte es schließlich auch geschafft. Er hatte seine Gabe verwandelt, nicht mehr der Tod, sondern das Leben war sein Begleiter geworden, er war von einem Mörder zu einem Heiler geworden. Diesem Beispiel konnte Sienna zwar nicht folgen, ihre Gabe war zu gewalttätig, doch sie würde einen anderen Weg finden – keinesfalls die Todeswaffe werden, zu der Ming sie hatte machen wollen, auf die er so viele Jahre gewartet hatte, um sie mit Leib und Seele zu vereinnahmen. Doch dann war sie selbst für ihn zu gefährlich geworden. »Aber du Mistkerl hast meinen Geist nicht brechen können.« Damals nicht und jetzt erst recht nicht.
    Sie stand auf, zog sich aus und ging unter die Dusche, drehte das heiße Wasser fast bis zum Anschlag auf. Erst als ihre Haut glühend heiß war und fast wehtat, stellte sie die Dusche ab und rieb sich trocken. Die Uhr zeigte, dass es erst fünf war. Sie zog sich an und band das feuchte Haar zu einem Zopf; dann loggte sie sich in den Dienstplan ein und stellte fest, dass sie bei einer Ausbildungseinheit von zwölf

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