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Lockruf des Verlangens (German Edition)

Lockruf des Verlangens (German Edition)

Titel: Lockruf des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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akzeptieren. Gehörte man einmal zum Rudel, musste man schon grundlegend das Vertrauen der anderen enttäuschen, um ausgeschlossen zu werden. Eigenartigerweise ähnelte das sehr der Treue bis aufs Blut in der Pfeilgarde. Eine seltsame Übereinstimmung.
    »Walker ist ein außergewöhnlich starker Telepath«, sagte er nun. »Doch er besitzt keine Erfahrung mit Sprengstoff.« Sein Bruder wurde für raffiniertere Dinge ausgebildet. »Katya Haas hat eine militärische Ausbildung, aber nicht annähernd ausreichend Erfahrung für einen solchen Einsatz.«
    »Ich glaube auch kaum, dass sich Santos dafür begeistern könnte.« Hawke rieb sich das Kinn, als er Katyas Mann erwähnte, den Kopf der Shine- Stiftung. »Hast du zu einem deiner Kontakte genügend Vertrauen?«
    Judd dachte an die rätselhaften Prioritäten des Gespensts. »Nein.« Dann fügte er der Liste noch einen Namen hinzu. »Sie hat die entsprechende Ausbildung und auch die Fähigkeit, unerkannt zu bleiben.«
    »Nein.« Klar. Ohne Kompromissbereitschaft. »Wie kommst du überhaupt darauf?«
    Judd musste selbst gegen den instinktiven Wunsch ankämpfen, das Mädchen zu beschützen, das seiner verlorenen Schwester so sehr glich. »Zu ignorieren, was und wer sie ist, ist gefährlicher, als sie bei dieser Aktion zu beteiligen.« Sienna hatte nicht nur starke Fähigkeiten, sie war auch sehr diszipliniert und gehorchte bedingungslos jedem Befehl. »Maria hat sie nicht grundlos herausgefordert. Das wissen wir doch beide.«
    Man hatte Hawke mehr als einmal einen kaltherzigen Mistkerl geschimpft. Doch niemals, wenn es um die Seinen ging – das Leben jedes Einzelnen im Rudel war wertvoll, er würde, ohne zu zögern, für jeden sein Leben geben. »Ich schicke keine Rekruten in tödliche Gefahren.«
    »Darum geht es hier nicht.«
    Hawkes Wolf stellte die Nackenhaare auf. »Ich würde weder Maria noch Riordan, noch nicht einmal Tai einer solchen Gefahr aussetzen.«
    »Keiner von ihnen hat zehn Jahre mit Ming LeBon hinter sich.« Judd ließ sich auch nicht davon abhalten, dass in Hawkes Augen plötzlich der Wolf aufschien. »Den Umgang mit Sprengkörpern hat man ihr im Alter von neun beigebracht.«
    Hawke fuhr herum. »Nicht einmal im Medialnet tun sie so etwas einem Kind an.«
    »O doch.« Judd starrte auf die Felswände. »Wie könnte man einem Kind besser beibringen, kontrolliert zu handeln, als es in einen Raum zu sperren, der beim geringsten Fehler explodiert.«
    Hawkes Wolf wäre liebend gern den Mistkerlen an die Kehle gesprungen, die Sienna so gefoltert hatten; er war kaum noch zu verstehen, als er knurrte: »Verdammt, Judd. Du warst doch Pfeilgardist!«
    Judd zuckte kurz zusammen. Hawke hätte es fast übersehen, wenn nicht das Raubtier in ihm den Medialen genau beobachtet hätte. »Als Marlee und Toby noch Kleinkinder waren, konnten wir nicht riskieren, das Medialnet zu verlassen.« Kalt und klar, als läge eine Eisschicht über jedem Wort. »Um zu entkommen, hätten wir die Verbindung kappen müssen – und das hätte sie höchstwahrscheinlich umgebracht.«
    Ein metallener Brieföffner flog durch die Luft und landete mit zitterndem Schaft in der Wand. Judd schloss die Augen und ballte die Fäuste. Erst nach etwa zwei Minuten brachte er wieder ein Wort heraus. »Wir mussten warten.« Die bloßen Worte sagten nichts darüber, was dieses Warten sie gekostet hatte.
    Einen Wolf hätte Hawke an der Schulter gepackt und in die Arme geschlossen. Doch Judd war nun einmal kein Wolf. Deshalb zog Hawke nur den Brieföffner schnaubend heraus und gab ihn Judd. »Lass es raus.«
    Der Brieföffner krümmte sich mehrere Male, bevor er zu einer Metallkugel zusammenschnurrte, die Judd immer wieder telekinetisch gegen die Mauer warf. Steinsplitter fielen zu Boden.
    »Wusste Sienna, dass ihr sie rausholen würdet?«, fragte Hawke, als er annahm, der Mediale sei wieder fähig zu kommunizieren. Wusste sie, dass man sie nicht vergessen hatte?
    »Nein. Lange Zeit hatte sie keine Ahnung.« Judd fing die verbeulte Kugel mit einer Hand auf. »Sie war zu jung, verbrachte die meiste Zeit mit Ming. Wir konnten sie erst einweihen, als ihre Schilde stark genug waren, um ihre Gedanken vor ihm verbergen zu können.«
    Hawke stellte sich Sienna als kleines Mädchen mit dunkelroten Haaren und Kardinalenaugen vor. In diesem Raum musste sie vor Angst den Atem angehalten haben, ihre Brust musste wie zugeschnürt gewesen sein. »Ein einziger Ausrutscher … «
    »Zuerst war es gelogen«, sagte Judd. »Ming

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