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Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Titel: Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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sagte Lockwood. »Wir verlassen dieses Zimmer – jetzt!«
    Plopp! , ertönte es in der Dunkelheit, ein leises, aber sattes Geräusch. Dann noch mal. Und noch mal.
    »Das kommt von der Tür«, sagte George. »Irgendwas versperrt uns den Fluchtweg.«
    »Nein, ich glaube, es kommt …«
    »Ruhe! Lauscht einfach«, unterbrach uns Lockwood.
    Plopp-plopp-plopp … Regelmäßig und bedächtig. Zwischen jedem Plopp zählte ich fünf Herzschläge. Es ließ sich nicht sagen, wo das Geräusch herkam oder wodurch es verursacht wurde, aber es kam mir irgendwie bekannt vor … Vor meinem geistigen Auge erschien das untere Badezimmer in der Portland Row, wo ich manchmal duschte, und wo man ständig Gefahr lief, über Georges schmutzige Unterwäsche zu stolpern und sich den Hals zu brechen. War es dieses unterschwellige Angstgefühl, das mich die Verbindung zwischen den beiden Räumen herstellen ließ? Nein, es war etwas anderes. Es war der defekte Duschkopf, aus dem es tropfte.
    Plopp-plopp-plopp …
    »Mach deine Taschenlampe an, Lockwood«, flüsterte ich. »Es ist direkt vor dir.«
    Er gehorchte sofort. Vielleicht war er auch draufgekommen.
    Der Lichtschein fiel wie ein zierlicher Goldring auf den Dielenboden. In seiner Mitte wurde ein dunkler, unregelmäßiger Umriss wie eine unförmige Spinne mit zu vielen Beinen sichtbar. Plopp! Der Spinne wuchs noch ein Bein. Plopp! Wieder ein Bein, diesmal dünner und länger. Bei jedem Plopp! zuckte der dunkle Spinnenleib. Er glänzte schwarz mit einem leicht rötlichen Schimmer.
    Lockwood ließ den Lichtstrahl der Taschenlampe lang sam aufwärtswandern und erhaschte den nächsten Tropfen im freien Fall. Er richtete die Taschenlampe noch weiter nach oben, bis das Licht die stuckverzierte Zimmerdecke beschien. Zwischen den Ornamenten breitete sich ein dunkler Fleck aus. In seiner Mitte sammelte sich eine sirupartige dunkle Flüssigkeit, die zähe Tropfen bildete, bevor sie zu schwer wurden und platschend zu Boden fielen.
    »Endlich weiß ich, wonach es hier riecht«, sagte Lockwood halblaut.
    »Nach Blut«, sagte ich.
    »Genau genommen nach Plasma«, berichtigte George mich. »Der Besucher hat eine äußerst unübliche, nicht körperliche Erscheinungsform gewählt, die …«
    »Bitte keine Vorlesung! Es sieht aus wie Blut, es riecht wie Blut – für mich ist es Blut!«
    Inzwischen sammelte sich so viel Flüssigkeit an der Decke, dass es noch an einer zweiten Stelle zu tropfen anfing, näher bei uns und in kürzeren Abständen. Als ich meine eigene Taschenlampe auf den Fußboden richtete, sah ich, dass längliche Blutspritzer wie Finger nach unserem Kettenkreis tasteten.
    »Passt bloß auf«, warnte George. »Das Zeug hat die gleiche verheerende Wirkung wie jede Geisterberührung.«
    »Raus hier«, kommandierte Lockwood. »Nehmt die Taschen und lasst die Ketten einfach liegen, wir haben ja noch andere. Seid ihr so weit? Dann kommt!«
    Wir verließen den Schutzkreis und hasteten zur Tür, wobei wir achtgaben, nicht in das dunkle Zeug zu treten, von dem wabernde bösartige Schwingungen ausgingen. Im Zimmer war es bitterkalt geworden.
    »Tschüss und auf Nimmerwiedersehen!«, sagte George, als wir schon fast an der Tür waren.
    Aber die Tür … war zu.
    Einen Augenblick standen wir stocksteif. Ich spürte, wie eine Welle aus Panik meinen Magen durchflutete. Lockwood machte drei rasche Schritte und rüttelte an der Klinke. »Ich krieg sie nicht auf!«
    »Wo ist der verdammte Keil?«, fragte ich.
    »Der BTS «, korrigierte mich George.
    Jetzt war das Maß voll. »Es ist mir scheißegal, wie das blöde Ding heißt! Es ist weg! Du hast es nicht richtig festgeklemmt.«
    »Doch.«
    »Nein! Du hast ihm höchstens einen Stups versetzt, und zwar mit deinem BTF . Das heißt übrigens: Bekloppter Trampelfuß!«
    »Halt die Klappe, dumme Kuh!«
    »Haltet beide die Klappe!«, kam es von Lockwood. »Helft mir lieber mit der Tür.«
    Zu dritt zogen und ruckelten wir an der Klinke, aber es hatte keinen Zweck. Die Tür war und blieb zu.
    »Der Schlüssel!«, rief ich aus. »Den hast du, Lockwood. Hol ihn raus!«
    »Äh … ich hab ihn draußen stecken lassen.«
    »Na toll! Du bist auch nicht besser als George! Warum habt ihr dem Besucher nicht gleich ein Herzlich willkommen -Schild hingestellt?«
    »Ich habe den Keil ordentlich unter der Tür festgeklemmt und außerdem noch Salz auf die Schwelle gestreut.« Wütend kickte George gegen ein paar der Körner. »Da! Der Geist hätte nicht mal in die Nähe der

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