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Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Titel: Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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dieses Zimmer der friedlichste Ort im ganzen Haus zu sein. Das sollten wir ausnutzen. Lasst uns die Geheimtür suchen. Es ist diese Wand, oder, George?«
    »Genau. Wir halten Ausschau nach jeder Art Hinweis auf einen verborgenen Eingang. Einen Knopf oder Hebel, irgend so was. Klopft die Wand auch ab, ob sie irgendwo hohl klingt.«
    »Gut. Lucy und ich fangen an, du bleibst hier und gibst uns Rückendeckung.«
    Lockwood und ich begaben uns an die beiden entgegengesetzten Ecken der Wand und unsere Schritte hallten in dem leeren Zimmer wider. Wir hatten die Kegel unserer Taschenlampen klein gestellt, damit uns das Licht möglichst nicht von anderen Wahrnehmungen ablenkte. Durch die verdreckte Scheibe des nicht zugemauerten Fensters auf meiner Seite blinkten die Lichter des fernen Dorfes und ein paar winterliche Sterne.
    Ich knipste meine Taschenlampe aus und ließ beide Handflächen über die Wand gleiten. Die Oberfläche war glatt, die Tapete nirgendwo eingerissen. Ich strich nach rechts und links, nach oben und unten. Zwischendurch hielt ich immer wieder inne und lauschte, aber alles blieb still.
    »Riecht ihr das auch?«, fragte Lockwood plötzlich. Im Schein seiner Taschenlampe sah ich, dass er die Nase kraus zog.
    »Was denn?«
    »Es riecht irgendwie … süßlich und trotzdem säuerlich. Der Geruch kommt mir bekannt vor, aber ich weiß nicht, woher.«
    »Klingt verdächtig nach Lucy, finde ich«, brummte George hinter uns.
    Die Minuten verstrichen. Meine Hand streifte die von Lockwood. Wir hatten uns in der Mitte der Wand getroffen. Wir hielten kurz inne, dann kehrte jeder wieder an sein Ende zurück und klopfte die Wand im Gehen mit den Knöcheln ab.
    »Plasmabildung«, meldete George, »aber nur ganz kleine Schlieren.«
    »Sollen wir lieber aufhören?«
    »Nein, macht erst mal weiter.«
    Als ich schon fast wieder am anderen Ende in der Fensterecke angekommen war, hörte sich mein Klopfen plötzlich anders an. Er klang höher und hallender, als sei die Wand hohl.
    »Hier könnte etwas sein«, sagte ich. »Hier ist eine Stelle, die hohl klingt. Wenn man –«
    »Was war das denn?!«, unterbrach mich George. Irgendwo aus dem dunklen Zimmer ertönte ein dumpfes, nachdrückliches Plopp! . Lockwood und ich drehten uns um.
    »Kommt lieber in den Kreis«, sagte George. »Und lasst eure Taschenlampen aus. Ich mache meine an.«
    Der Lichtstrahl glitt langsam an uns vorbei, über die Wände, die Zimmerdecke und den Fußboden. Alles sah genauso aus wie vorher.
    Oder doch nicht? Die Atmosphäre hatte sich unmerklich verändert. Etwas lag in der Luft. Etwas Hinterhältiges.
    Rücken an Rücken standen wir zu dritt in unserem Bannkreis und drängten uns aneinander.
    »Ich mache meine Lampe jetzt aus«, sagte George.
    Das Licht erlosch. Wir starrten in die Finsternis.
    »Was hörst du, Lucy?«, fragte Lockwood.
    »Das Raunen hat wieder angefangen. Ganz plötzlich. Und die Stimmen sind ziemlich laut.«
    »Kannst du feststellen, wo sie herkommen?«
    »Von überall her.«
    »Und du, George? Was siehst du?«
    »Leuchtende Lichtkringel und Schlieren. Sie sind hell, aber sie blitzen nur flüchtig auf. Sie konzentrieren sich nicht auf eine Stelle.«
    Stille. »Und du, Lockwood?«, fragte ich dann.
    »Jetzt sehe ich Todesschein«, antwortete er mit hörbarer Überwindung.
    »Einen Todesschein oder mehrere?«
    »Dutzende. Keine Ahnung, wieso sie mir nicht schon vorher aufgefallen sind. Dieses Zimmer ist eine Todeskammer …« Er holte scharf Luft. »Degen raus!«
    Drei Schulterpaare prallten gegeneinander und es klirrte metallisch.
    »Ich hab’s auch gespürt«, sagte George. »Die Lichter haben plötzlich verrücktgespielt. Aber jetzt ist es vorbei.«
    »Lucy?«
    »Das Raunen ist lauter und zorniger geworden, aber dann ist es wieder abgeebbt. Was sollen wir machen?«
    »Da! Ich rieche es wieder!«, kam es von Lockwood. »So durchdringend. Das müsst ihr …« Frustriert rief er: »Riecht ihr denn beide nichts?«
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Lockwood, hör mir lieber zu. Was sollen wir jetzt machen? Sollen wir abhauen?«
    »Ich glaube, wir sollten abhauen. Irgendwas Machtvolles braut sich hier zusammen. Ahhh – dieses Leuchten ist aber grell!« Ich hörte, wie er nach seiner dunklen Brille kramte und sie hastig aufsetzte.
    »Aber Lucy hat doch gesagt, dass sie eine Geheimtür entdeckt hat«, wandte George ein. »Wollen wir nicht erst noch …«
    »Keine Tür. Nur eine Stelle an der Wand, die irgendwie hohl klingt.«
    »Auch egal«,

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