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Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Titel: Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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gegen mich, als der Laden nachgab. Dahinter wehten dicke Spinnweben wie verfilztes Leichenhaar. Aber meine Taschenlampe beleuchtete noch etwas anderes … eine schmale bogenförmige Öffnung.
    Blut spritzte auf die Kante des Fensterladens und auf die Degenklinge, die ich über uns hielt. Ich spürte, wie es auf meinen Ärmeln und Handschuhen verdampfte.
    »Los – rein!«, kommandierte ich. Lockwood und George verschwanden in der Öffnung, ich schob mich rückwärts hinterher auf einen steinernen Absatz. Das Blut lief schon an der Innenseite des Fensterladens herunter und wogte rasch auf meine Schuhe zu.
    Auf der Rückseite der Geheimtür hing an einem Eisenring ein verstaubter Strick. George und Lockwood packten ihn und zogen daran. Die Geheimtür schwang nach innen zu. Blut ergoss sich durch den Spalt und spritzte auf Georges Arm. Mit einem Fluch ließ er den Strick los und fiel gegen mich, sodass auch ich das Gleichgewicht verlor. Lockwood versetzte dem Strick einen letzten Ruck. Die Tür schlug zu – und wir standen im Finstern, hörten nur noch das tosende und trommelnde Blut, mit dem das namenlose Wesen jenseits der Mauer seinen rasenden Zorn austobte.

Kapitel 22
    Plötzlich, als wäre ein Schalter umgelegt oder ein Stecker gezogen worden, verstummte der schreckliche Lärm jäh. Wir waren wieder allein.
    Die Stille ließ mich zusammenzucken. Ich saß mit dem Rücken gegen eine unebene Steinwand gelehnt und rang mit offenem Mund nach Luft. In meinen Ohren hämmerte das Blut, jeder Atemzug stach in den Lungen. In dem engen Gang war es stockdunkel, sodass ich meine Kollegen nicht sehen konnte, aber ich hörte sie ebenfalls keuchend nach Luft ringen.
    Wir waren in einem Knäuel alle gleichzeitig zu Boden gegangen. Die Luft war kühl und säuerlich, aber wenigstens war der überwältigende Blutgestank verflogen.
    »He, George«, krächzte ich, »alles in Ordnung?«
    »Nein. Irgendwer zerquetscht mir mit seinem Hintern den Fuß.«
    Ich rutschte zur Seite. »Ich meine deine Schulter, wo es dich erwischt hat.«
    »Ach so. Danke der Nachfrage. Zum Glück ist das Zeug nicht auf meine Hand getropft, aber ich glaube, meine Jacke ist hinüber.«
    »Ein Glück. Ich fand sie schon immer potthässlich. Hat jemand eine Taschenlampe? Meine ist mir runtergefallen.«
    »Meine auch«, sagte Lockwood.
    »Hier.« George knipste seine Lampe an.
    Der Lichtstrahl einer Taschenlampe schmeichelt niemandem. George und ich sahen in dem grellen Schein jedenfalls furchtbar aus, wie wir uns da mit hervortretenden Augen zusammenkauerten, das Haar von Angstschweiß verklebt. Auf Georges Arm prangte ein großer grünlicher Fleck, der immer noch qualmte, genau wie der auf Georges Degen, der über meinen Knien lag. Meine Schuhe und Leggings hatten grünliche Plasmaspritzer davongetragen.
    Lockwood war wundersamerweise bis auf ein paar Flecken auf dem Mantel und eine angesengte, vom Plasma gebleichte Stirnlocke so gut wie unversehrt davongekommen. Im Gegensatz zu Georges puterrotem Gesicht war seines höchstens eine Spur blasser als sonst. Während wir beide uns japsend krümmten, saß er kerzengerade da und wartete ruhig ab, bis sein Atem wieder gleichmäßig ging. Er hatte die dunkle Brille abgenommen und seine braunen Augen funkelten. Der Unterkiefer war trotzig vorgeschoben. Ich spürte, dass er seine aufgewühlten Gefühle tief in sich verschloss. In seiner Miene lag ein Ausdruck, den ich bei ihm noch nie zuvor gesehen hatte.
    »Fürs Erste haben wir’s überstanden«, sagte er.
    George richtete die Taschenlampe auf die Geheimtür. Eben waren noch dicke Blutrinnsale daran heruntergelaufen, aber jetzt war das Holz auf einmal wieder trocken, sauber und nur ein bisschen eingestaubt. Es gab kein Anzeichen dafür, dass überhaupt etwas passiert war. Wenn wir in das leere Zimmer zurückgekehrt wären, hätte es zweifellos genauso sauber und trocken ausgesehen. Nicht dass wir dahin je wieder zurückkehren würden.
    Lockwood zog die in Luftpolsterfolie gewickelten Kettenschlingen über seiner Schulter zurecht. »Eigentlich ist doch alles prima gelaufen«, sagte er. »Gut, wir haben einen Satz Ketten und unsere Taschen eingebüßt, aber wir haben immer noch unsere Degen, die Eisenspäne und die Silberplomben. Und wir haben gefunden, wonach wir gesucht haben.«
    Ich heftete den Blick auf die scheinbar unberührte Tür. »Warum verfolgt er uns nicht? Türen und Wände sind für Geister doch kein Hindernis.«
    Lockwood zuckte die Achseln. »Manche

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