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Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Titel: Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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die Bombe fallen. Das Zündschnurglimmen ließ die Brunneneinfassung kurz aufleuchten, dann war es verschwunden.
    Lockwood drehte sich zu mir um. Dunkle Augen blickten mich aus einem schmalen, blassen Gesicht an.
    Die Kapuzenmänner stürzten sich auf uns.
    Dann verstummte das Kreischen, die Schatten erstarrten und eine Millisekunde später explodierte die Welt in einem stummen Blitz.

Kapitel 23
    Ich erwachte plötzlich, schmerzgepeinigt. Ich riss die Augen auf und auf einmal waren da meine Schwestern und Lockwood und Annabel Ward in ihrem hübschen Sommerkleid mit den gelben Blumen. Sie standen alle um mich herum und schauten lächelnd auf mich herab. Ich sah sie unscharf, mit verschwimmenden Konturen, und sie schienen in einer Art Wolke zu schweben.
    Selbstverständlich ließ ich mir von ihnen nichts vormachen, außerdem hatte ich scheußliche Kopfschmerzen. Deshalb starrte ich sie bloß grimmig an, bis sie verblassten und schließlich völlig verschwanden und mich im Dunkeln zurückließen.
    Besser gesagt, im Halbdunkeln, denn meine Umgebung leuchtete in einem silbrigen Schimmer.
    Still war es auch, aber nicht totenstill, denn ich hatte ein Klingeln im Ohr.
    Der Klingelton war hoch und blechern und so nervig wie das Sirren einer Mücke, aber ich freute mich darüber. Er bedeutete, dass meine Ohren noch etwas hörten, was wiederum bedeutete, dass ich noch am Leben war. Ich ruhte nicht in unendlicher Stille auf dem Grund des Brunnens.
    Außerdem roch ich etwas, nämlich Rauch und Schießpulver, und ich hatte einen chemischen Geschmack im Mund. Ich lag auf der Seite und etwas Hartes drückte gegen meine Wange.
    Als ich den Kopf heben wollte, zuckte ich zusammen. Es war wieder so schlimm wie nach dem Sturz aus dem Fenster von Mr Hopes Arbeitszimmer. Mir tat jeder einzelne Muskel und Knochen weh. Ich rollte mich schwerfällig herum und stemmte mich hoch, wobei etwas Körniges aus meinem Haar rieselte.
    Die Wucht der Explosion hatte mich in die hinterste Ecke der Brunnenkammer geschleudert und da saß ich nun. Meine Stirn war blutverklebt. Ich war – wie auch alles andere im Raum – mit einer weißlichen Schicht aus Asche und Eisenspänen überzogen, die immer noch aus der Luft herabrieselten. Ich hustete und spuckte aus, worauf mein Kopf noch heftiger pochte.
    Eine fahle weiße Rauchsäule stieg aus dem Brunnenschacht in der Mitte des Raumes auf. Sie war erleuchtet von einem silbrigen Schein, der flackernd und pulsierend aus der Tiefe drang. Der ganze Raum wurde von dem Magnesiumlicht erhellt. Von weit her hallte noch das Krachen der Explosion wider und die Steinfliesen unter mir bebten.
    Die Brunneneinfassung war teilweise zerstört, ein tiefer Riss schlängelte sich über den Fußboden. An seinem Rand waren die Fliesen gesprungen und aufgeworfen. Wo der Riss auf die Wand traf, waren die Steine verschoben. Einige waren herausgefallen, andere ragten schief aus der Mauer. Überall lagen Splitter. Auch die reglosen Gestalten auf dem Boden waren mit Splittern bedeckt.
    Drei reglose Gestalten unter einer weißlichen Ascheschicht. Drei reglose Gestalten, die von der Druckwelle umgeworfen worden waren. Reglos … und leblos?
    Was den Jungen von Fittes anging, war das in Ordnung. Er war schließlich schon länger tot.
    Lockwood und George dagegen …
    Ich richtete mich langsam und vorsichtig auf, stützte mich dabei an der Wand ab. Mir war schwindlig, aber es ging mir deutlich besser als vorher, als mich das Kreischen halb wahnsinnig gemacht hatte. Der Angriff der Geister hatte eine Leere in meinem Verstand hinterlassen. Ich fühlte mich benommen und kraftlos wie jemand, der nach einer schweren Krankheit zum ersten Mal das Bett verlässt.
    George lag mit ausgebreiteten Armen und Beinen auf dem Rücken. Er sah wie ein Kind aus, das im Schnee einen Engel macht, aber seine Brille war heruntergefallen, und eine Hand blutete. Seine Brust hob und senkte sich, er atmete mühsam.
    Ich kniete mich neben ihn. »George?«
    Er ächzte hustend: »Lass mich. Es hat keinen Sinn mehr. Lass mich schlafen …«
    Ich schüttelte ihn kräftig und verpasste ihm eine Ohrfeige. »Wach auf, George! Bitte wach auf!«
    Er blinzelte. »Aua! Die Backe war das Einzige, was mir nicht wehgetan hat.«
    »Hier … deine Brille.« Ich klopfte die Asche von den Gläsern und setzte ihm das Gestell auf die Nase. Ein Glas war gesprungen. »Du musst aufstehen.«
    »Ist Lockwood …?«
    »Keine Ahnung.«
    Ich fand ihn jenseits des Brunnens. Er lag auf der Seite

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