Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Titel: Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
Welt durften wir keine Leuchtbomben mitbringen?«
    »Der dritte Punkt hat mich auch gestört«, brummte George. »Kein vernünftiger Mensch stellt sich ohne Griechisches Feuer einem derart gefährlichen Besucher.«
    »Wir schon. Und Fairfax wusste das. Er wusste, wir brauchen dringend Bares. Ihm wiederum war es mit unserem Einsatz hier so dringend, dass er uns sechzigtausend Pfund allein dafür geboten hat, dass wir das Haus betreten. Ich dachte mir, entweder hat der Mann zu viel Geld, oder es steckt etwas anderes dahinter. Deswegen bin ich am nächsten Tag nach Combe Carey gefahren und habe mich im Dorf umgehört.«
    George zog wieder einen Stein heraus. »Wir sind durch!« Auf halber Höhe der Wand tat sich eine Öffnung auf. Dahinter war es so dunkel, dass man nichts erkennen konnte.
    »Na schön«, sagte Lockwood aufatmend. »Wir machen eine kurze Pause. Wie spät ist es, Lucy?«
    »Drei Uhr.«
    »Die Nacht verstreicht. Bis zum Morgengrauen müssen wir hier weg sein. Wie gesagt, ich bin ins Dorf gefahren und als Vertreter verkleidet von Tür zu Tür gegangen.«
    »Was hast du denn verkauft?«, wollte George wissen.
    »Deine Comicsammlung, George. Oh, keine Sorge, ich bin kein einziges Heft losgeworden. Ich habe den Preis absichtlich hoch angesetzt. Aber auf die Weise kam ich mit den Einheimischen ins Gespräch.«
    »Und? Was hast du erfahren?«, fragte ich.
    Lockwood machte ein verlegenes Gesicht. »Leider war mein ländlicher Dialekt nicht besonders überzeugend. Die Leute haben kein Wort verstanden und irgendwann haben mich drei bullige Kerle um den Dorfteich gejagt, weil sie dachten, ich hätte sie beschimpft. Aber nachdem ich das mit dem Akzent gelassen habe, lief alles glatt, und ich bekam einigen Tratsch über Fairfax zu hören. Er fährt oft mit dem Firmenlaster an seinem Haus vor. Der Wagen ist bis obenhin voll mit seinen neuesten Produkten, und die Männer aus dem Dorf helfen ihm gegen Bezahlung, das Zeug ins Haus zu tragen. Größtenteils handelt es sich um normalen Haushaltsbedarf – Türsicherungen, Fensteramulette und so weiter –, aber es müssen auch größere Gegenstände dabei sein, denn sie sind in riesige Kisten verpackt. Nach ein paar Tagen lässt er alles wieder abholen. Die Dorfbewohner sind überzeugt, dass er seine neuen Produkte an den Geistern von Combe Carey Hall erprobt. Was an sich«, Lockwood strich sich das Haar aus dem Gesicht, »nicht weiter ungewöhnlich wäre. Das machen alle Firmen so. Aber es brachte mich auf eine neue Frage: Wenn dieses Haus für ihn so nützlich ist, warum will er die Heimsuchung dann ausräuchern? Warum bittet er uns her?«
    »Und warum hat er uns nicht vorgewarnt, was uns hier erwartet?«, ergänzte ich. »Wenn er hier seine Experimente durchführt, muss er doch zumindest über das Rote Zimmer Bescheid wissen, wenn nicht gar über die verborgene Treppe.«
    »Genau … Ich bin dafür, dass wir uns diesen großen Stein hier vornehmen. Wenn wir den rausstemmen, kann sich vielleicht sogar George durchquetschen.«
    Georges Erwiderung ging im Hämmern und Klirren der Brecheisen unter. Der letzte Stein kostete uns mehrere Minuten Arbeit. Schließlich löste er sich halb aus der Wand, blieb dann aber stecken. Wir legten noch eine Verschnaufpause ein.
    »Kurz gesagt«, fuhr Lockwood fort, »ich war äußerst misstrauisch geworden, was Fairfax und seine Beweggründe anging. Und es gab mir noch mehr zu denken, als ich auf der Hinfahrt im Zug las, was George bei seinen Recherchen herausgefunden hatte. Was Fairfax als junger Mann für ein wilder Bursche war. Dass er auf Wunsch seines Vaters nach der Schule in die Firma einsteigen sollte, stattdessen aber jahrelang in London zechte, zockte und sich als Schauspieler versuchte. Aber ich wäre immer noch nicht draufgekommen, worum es hier eigentlich geht, wenn Lucy nicht diese geniale Eingebung gehabt hätte.« Er machte eine Kunstpause.
    »Nämlich …?«, fragte George. Ich war froh, dass er nachhakte, denn ich hatte auch keine Ahnung.
    »Lucy zeigte mir das hier.« Lockwood richtete sich auf und begann, in seinen Manteltaschen herumzukramen, warf mit Pfefferminzpapierchen, Kerzenstummeln und Schnurresten um sich, bis er gefunden hatte, was er suchte: ein zerknittertes, zusammengefaltetes Blatt Papier, das er uns feierlich überreichte.
    Es war die Kopie der Reportage, die George im Archiv entdeckt hatte. Die Fotostrecke über die reichen jungen Leute, die vor fünfzig Jahren Londons Cafés und Casinos unsicher gemacht

Weitere Kostenlose Bücher