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Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Titel: Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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glaube nicht, dass George das auch so sieht«, wandte ich ein.
    »George spürt genau wie ich, dass du etwas Besonderes bist. Er hat sehr gestaunt, wie gut du den Test bestanden hast.«
    Ich rief mir Georges Konzert aus Geschnaube, Gegähne und bissigen Bemerkungen ins Gedächtnis. »Zeigt er das immer so?«
    »Daran gewöhnst du dich schon noch. George verabscheut Heuchler – Leute, die einen mit Lob überschütten, aber hintenrum schlecht über einen reden. Er ist stolz drauf, es gerade andersherum zu machen. Abgesehen davon ist er ein hervorragender Agent. Er hat sogar mal bei Fittes gearbeitet. Dort legt man großen Wert auf Höflichkeit, Verschwiegenheit und Diskretion. Du kannst dir vorstellen, wie lange es gedauert hat, bis sie ihn rausgeschmissen haben.«
    »Zwanzig Minuten?«
    »Ein halbes Jahr. So gut ist er.«
    »Wenn sie es so lange mit ihm ausgehalten haben, muss er wirklich hervorragend sein.«
    Lockwood strahlte mich an. »Ich sehe das so: Wenn ich dich und George in meinem Team habe, kann uns nichts mehr aufhalten.«
    So wie er es sagte, klang es völlig einleuchtend. Aber ich sollte bald feststellen, dass es einem immer so ging, wenn er einen auf diese Art anlächelte.
    »Danke«, sagte ich. »Das hoffe ich auch.«
    Er lachte. »Das Hoffen kannst du dir sparen. Wenn wir drei unser Können zusammenwerfen – was soll da noch schiefgehen?«



Kapitel 9
    Wirklich erstaunlich, wie rasch sich so ein Feuer in einem durchschnittlichen Vorstadthaus ausbreitet. Noch bevor Lockwood und ich aus dem Fenster purzelten – vielleicht sogar noch, während wir mit dem Geistermädchen kämpften –, musste ein Nachbar Alarm geschlagen haben. Die Rettungsdienste trafen innerhalb weniger Minuten ein. Aber als diese spezielle Nachteinsatztruppe in ihren eisernen Kettenhemden und in Begleitung eines Agententeams von Rotwell durch den Garten gerannt kam, brannte das Obergeschoss von Mrs Hopes Haus bereits lichterloh.
    Weiße Flammen ergossen sich wie Wasserfälle aus den Fenstern im ersten Stock, nur gen Himmel. Die Dachziegel knackten, ihre Ränder glühten wie Drachenschuppen. Dünne Feuerwimpel flatterten aus den Schornsteinen und ließen Funken auf die Bäume und Häuser der Nachbarschaft regnen. Der Nebel über dem Boden waberte rötlich. Agenten, Sanitäter und Feuerwehrleute rannten kreuz und quer durch eine flackernde Wolkenlandschaft aus Licht und Schatten.
    Mittendrin hockten Lockwood und ich vor dem Gebüsch, das uns das Leben gerettet hatte. Wir beantworteten die Fragen der Sanitäter und ließen sie ihre Arbeit tun. Ringsumher zischten Wasserschläuche, barsten Balken. Erwachsene Berater scheuchten finster dreinblickende Kinder herum, die Salz auf dem Rasen verstreuten. Es war ein unwirkliches Schauspiel. Alles schien weit weg zu sein, die Geräusche waren eigenartig gedämpft. Sogar die Tatsache, dass wir noch am Leben waren, war schwer zu begreifen.
    Wir hatten Glück, dass offenbar weder Mr noch Mrs Hope leidenschaftliche Gärtner gewesen waren. Die Büsche hinter dem Haus durften ungebändigt wuchern. Wir waren durch die obersten Zweige gestürzt, hatten die unteren abgeknickt und waren schließlich dicht über dem Boden jäh abgefangen worden. Unsere Kleidung war zerrissen, und wir hatten überall Schürfwunden, aber die Büsche hatten uns immerhin davor bewahrt, uns den Hals zu brechen.
    Ein Feuerschwall schoss aus dem Schornstein und ergoss sich über das Dach. Ich saß da und starrte ins Leere, während mir ein Sanitäter den Arm verband. Ich dachte an das Mädchen im Kamin. Wahrscheinlich waren ihre Überreste inzwischen nur noch Asche.
    Was für eine Aufregung – und das alles nur meinetwegen! Es hätte gar nicht zu einer Auseinandersetzung mit dem Geist kommen müssen. Wir hätten das Mädchen genauso gut in Ruhe lassen können – oder vielmehr, wir hätten es tun müssen, als wir gemerkt hatten, wie gefährlich sie war. Lockwood hatte den Rückzug antreten wollen, aber ich hatte ihn überredet weiterzumachen. Nur deshalb hatte die Sache ein solches Ende genommen.
    »Lucy!« Das war Lockwoods Stimme. »Wach auf, Lucy! Sie wollen dich ins Krankenhaus bringen. Dort wirst du wieder zusammengeflickt.«
    Meine Lippe war geschwollen. Ich konnte kaum sprechen. »Und … und du?«
    »Ich komme gleich nach. Ich muss noch kurz mit jemandem reden.«
    Ich sah alles verschwommen, allerdings nur mit dem rechten Auge, denn das linke war zugeschwollen. Ich glaubte einen Mann im schwarzen Anzug zu erkennen, der

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