Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Titel: Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
verlegen, »gefällt dir das Haus denn?«
    »Sehr. Mein Zimmer ist wunderschön.«
    »Ist das Bad nicht zu klein?«
    »Nein. Alles ist bestens. Sehr gemütlich.«
    »Gemütlich? Da bin ich aber froh.«
    »Was die Anrede betrifft … mir ist aufgefallen, dass George immer nur Lockwood zu dir sagt.«
    »Die meisten Leute nennen mich so.«
    »Nennt dich niemand Anthony?«
    »Meine Mutter hat mich so genannt. Und mein Vater.«
    Ich wartete ab, aber es kam nichts mehr. »Hat dich auch schon mal jemand Tony genannt?«
    »Tony? Also, Miss Car…, äh, Lucy … Nenn mich, wie du willst, solange du bei Lockwood oder Anthony bleibst. Bitte nicht Tony und auch nicht Anton . Und wenn du jemals auf die Idee kommen solltest, mich Locky zu nennen, muss ich dich leider vor die Tür setzen.«
    Das ließ ich auf mich wirken. »Äh … hat denn schon mal jemand Locky zu dir gesagt?«, fragte ich dann zaghaft.
    »Meine erste Mitarbeiterin. Sie hatte die Stelle nicht lange.« Wieder lächelten wir uns an. Die Uhr tickte noch lauter, so kam es mir jedenfalls vor. Ich bereute allmählich, dass ich nicht gleich nach oben gegangen war.
    »Was liest du da eigentlich?«, fragte ich.
    Er hielt die Zeitschrift hoch. Auf dem Titelblatt war eine blonde Frau abgebildet, deren Zähne hell wie Geisterlampen strahlten. Sie stieg aus einem schwarzen Auto, dessen Fenster mit Eisengittern gesichert waren. Im Ausschnitt ihres Abendkleides steckte ein üppiger Lavendelstrauß. » Die feine Gesellschaft. Ein elendes Klatschblatt. Aber man muss auf dem Laufenden bleiben.«
    »Was passiert denn gerade so?«
    »In erster Linie geht man auf Partys.« Er warf mir die Zeitschrift zu. Sie war voller Fotos schick angezogener Männer und Frauen, die in irgendwelchen überfüllten Räumen in die Kamera lächelten. »Man sollte doch annehmen, das Problem würde die Leute dazu bringen, sich um ihr Seelenheil zu kümmern«, sagte Lockwood. »Aber bei den Reichen bewirkt es eher das Gegenteil. Sie putzen sich raus, gehen weg, tanzen unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen die Nächte in irgendwelchen Hotels durch und gruseln sich beim Gedanken an die Besucher, die draußen vor den Fenstern lauern. Die Party in diesem Artikel hat vergangene Woche die BEBÜP gegeben, die Behörde zur Erforschung und Bekämpfung Übersinnlicher Phänomene. Die Inhaber aller bekannten Agenturen waren eingeladen.«
    »Oh.« Ich ließ den Blick über die Fotos wandern. »Bist du auch irgendwo mit drauf?«
    Er zuckte die Schultern. »Nein.«
    Ich blätterte noch ein bisschen in der Zeitschrift herum. Die Seiten raschelten laut. »In der Anzeige stand, Lockwood & Co. sei eine bekannte Agentur. Dann war das wohl geschwindelt, oder?«, fragte ich nach einer Weile.
    Die Zeitschrift raschelte, die Uhr tickte. »Ich würde es eher als leichte Übertreibung bezeichnen«, gab Lockwood dann widerstrebend zu. »Aber das machen doch alle so. Du zum Beispiel hast mir erzählt, du hättest den Vierten Grad erhalten und deine Ausbildung somit abgeschlossen. Gleich nach unserem Gespräch habe ich bei der BEBÜP NORDENGLAND angerufen. Dort hat man mir gesagt, du hättest nur die Prüfungen Eins bis Drei absolviert.«
    Er klang nicht verärgert. Er saß einfach da und schaute mich aus großen dunklen Augen an. Mein Mund war auf einmal trocken, ich hatte heftiges Herzklopfen. »Ich … tut mir leid«, brachte ich heraus. »Es ist einfach so, dass … dass ich den Vierten Grad bestimmt auch noch erreicht hätte. Ich bin gut, das weiß ich. Aber meine Ausbildung bei Mr Jacobs hat kein gutes Ende genommen. Als ich dann nach London kam … ich brauchte dringend eine Stelle. Es tut mir ehrlich leid, Lockwood. Möchtest du vielleicht wissen, was zwischen Mr Jacobs und mir vorgefallen ist? Ich würde es dir erzählen …«
    Aber Anthony Lockwood hatte bereits die Hand gehoben. »Lass nur. Es spielt keine Rolle. Was damals geschehen ist, ist Vergangenheit. Es ist die Zukunft, auf die es ankommt. Und ich weiß jetzt schon, dass du gut bist. Was Lockwood & Co. betrifft, so kann ich dir versichern, dass wir eines Tages zu den drei erfolgreichsten Agenturen in London gehören werden. Du wirst schon sehen. Und du kannst dabei sein, Lucy! Ich halte dich für äußerst fähig, und ich bin froh, dass du hier bist.«
    Ich wurde knallrot, was bei diesem Dreierpack kein Wunder war: Erstens hatte er mich bei einer Lüge ertappt, zweitens hatte er mir ein Kompliment gemacht, und drittens hatte er mir seine Träume anvertraut. »Ich

Weitere Kostenlose Bücher