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Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Titel: Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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wurde?« Er zuckte die Schultern. »Sag du’s mir.«
    »Woher soll ich das wissen?«, fuhr ich ihn an. »Ich war schließlich nicht dabei.«
    »Eben, aber genau das hättest du sein sollen!«, brüllte George plötzlich so laut, dass ich vor Schreck zusammenzuckte. Dabei schlug er wütend gegen die Wand, sodass ein Flaschenkürbis aus dem Regal fiel und über den Boden rollte. »Wenn du besser aufgepasst hättest, wäre das alles gar nicht erst passiert! Natürlich war es schlimm! Seine ganze Hand ist angeschwollen. Er hat mir erzählt, seine Finger hätten schon wie blaurote Würstchen ausgesehen, aber er wollte nicht in den Krankenwagen einsteigen. Und warum nicht? Weil er sich Sorgen um dich gemacht hat! Weil er sich erst vergewissern wollte, dass dir nichts passiert ist. Er wollte einfach nicht vernünftig sein, obwohl ihn die Geistersieche befallen hatte und er innerhalb der nächsten Stunde gestorben wäre, wenn nicht jemand so viel Verstand gehabt hätte, ihm einfach eine Spritze in den Hintern zu rammen. Er lässt sich einfach nichts sagen! Von den Sanitätern nicht und von mir auch nicht. Er hätte ja warten können, bis ich Erkundigungen zu dem Fall eingezogen habe. Aber nein, er hatte es wie immer viel zu eilig. Wenn er mir ausnahmsweise mal genug Zeit gegeben hätte, dann …«, George versetzte dem Flaschenkürbis einen Tritt, sodass er über den Boden trudelte und an der Fußleiste in zwei Hälften zerbrach, »… dann wäre dieser ganze verdammte Schlamassel nicht passiert!«
    Um es noch mal kurz zusammenzufassen: In den letzten zwölf Stunden hatte mich ein bösartiger Geist beinahe umgebracht. Ich war aus dem Fenster gefallen und in ein Gebüsch gestürzt. Ich hatte mir den Arm verstaucht. Ein pickliger Typ hatte die halbe Nacht gebraucht, um mit einer Pinzette Splitter und Dornen aus empfindlichen Teilen meines Körpers zu pulen. Außerdem hatte ich ein kleines Vorstadthaus abgefackelt. Ach ja, und Lockwood war von der Geistersieche befallen worden und wurde gerade, trotz seiner zweifellos schlechten Verfassung, von der Polizei in die Mangel genommen. Ich brauchte dringend ein Bad, etwas zu essen und viel Ruhe. Und ich musste so bald wie möglich zu Lockwood.
    Stattdessen hackte George auf mir herum. Das konnte ich jetzt wirklich nicht gebrauchen.
    »Reg dich ab«, sagte ich. »Jetzt ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt für so was.«
    »Und wann soll das sein, bitte schön?«, fauchte er. »Wenn du und Lockwood beide tot seid? Wenn ich eines Nachts die Tür aufmache und ihr zwei hinter der Eisenlinie rumwabert, Plasmafäden hinter euch herzieht und die Würmer sich in euren Augenhöhlen ringeln? Alles klar!«
    Allmählich verlor auch ich die Beherrschung. »Sehr witzig. Außerdem würde ich so nicht wiederkehren. Ich würde eine hübschere Erscheinung wählen.«
    »Echt? Woher willst du wissen, wie du mal als Besucher aussiehst, Lucy? Du hast doch keine Ahnung! Du hast nichts von dem gelesen, was ich dir gegeben habe. Du machst dir nie irgendwelche Notizen. Du und Lockwood – ihr wollt immer gleich losziehen und Geister aufstöbern! So was wie Vorarbeit interessiert euch nicht!«
    Ich baute mich vor ihm auf. Hätte mein Arm nicht so wehgetan, ich hätte ihn vor die Brust geboxt. »Weil wir Geld verdienen müssen«, sagte ich. »Wenn man nur in alten Papieren rumwühlt wie du, kommt keine Kohle rein.«
    Seine Augen hinter den blöden Brillengläsern blitzten zornig. »Ach nein?«
    »Nein. Wenn du nicht immer so einen Aufstand machen würdest, hätten wir in den letzten Monaten doppelt so viele Aufträge annehmen können. Gestern zum Beispiel. Wir haben den ganzen Nachmittag auf dich gewartet. Du hättest uns begleiten können. Aber du warst ja zu beschäftigt – in irgendeiner Bücherei oder so. Wir haben bis um fünf gewartet, dann haben wir dir auf dem Weisen Tuch eine Nachricht hinterlassen.«
    Er antwortete, jetzt etwas ruhiger: »Ihr hättet besser noch länger gewartet.«
    »Und dann? Was wäre dann anders gewesen?«
    »Das kann ich dir sagen! Komm mal mit.« Er stapfte in die Küche. Dort ignorierte er meine entsetzte Miene angesichts der schmutzigen Geschirrberge, riss die Tür zum Keller auf und trampelte die Eisentreppe hinunter. »Komm!«, rief er wieder. »Natürlich nur, wenn es dir nicht zu viel Mühe macht.«
    Von der Verwünschung, die ich ausstieß, wäre garantiert die Milch sauer geworden – wenn sie nicht sowieso schon seit sechsunddreißig Stunden auf dem Küchentisch

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