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Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Titel: Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Kette abgesehen. Alles andere wäre ein zu großer Zufall. Irgendwer ist ganz wild auf das Ding.«
    »Ja, und wir wissen, wer das ist«, sagte ich. »Hugo Blake.«
    »Na ja …«, kam es von George. »Da wäre nur ein Problem. Er sitzt momentan hinter Schloss und Riegel.«
    »Das will nichts heißen«, entgegnete Lockwood. »Blake ist ein vermögender Mann. Er kann den Einbruch auch in Auftrag gegeben haben. Trotzdem verstehe ich nicht ganz, weshalb ihm die Kette so wichtig ist. Die lateinische Inschrift auf dem Anhänger ist doch kein Beweis dafür, dass er ein Mörder ist.« Er zögerte. »Es sei denn …«
    Ich fiel ihm ins Wort. »… es sei denn, die Kette birgt noch ein anderes Geheimnis, von dem Blake nicht will, dass es gelüftet wird.«
    »Richtig. Kommt, wir sehen uns das Ganze noch mal bei Tageslicht an.«
    Wir traten in den kleinen Garten hinaus. Lockwood hielt die Kette in die Höhe, damit wir sie alle betrachten konnten. Der Anhänger sah unverändert aus: Gold mit Perlmuttstückchen, auf einer Seite eingedrückt und aufgeplatzt.
    Ich sah noch einmal hin. Aufgeplatzt …
    »Wir sind ja so was von blöd!«, entfuhr es mir. »Das liegt doch auf der Hand.«
    Lockwood schaute mich fragend an. »Wieso?«
    »Weil man den Anhänger öffnen kann! Da, an der Seite. Es ist ein Medaillon!«
    Ich nahm ihm die Kette aus der Hand und zwängte meinen Daumennagel in den Spalt. Obwohl das Schmuckstück verzogen war, gab es sofort ein befriedigendes Klick! von sich, und beide Hälften sprangen auf. Ich klappte es ganz auf und legte das offene Medaillon in meine Handfläche.
    Ich kann nicht sagen, was ich eigentlich erwartet hatte, aber auf jeden Fall irgendetwas . Eine Haarlocke vielleicht? Ein Foto? Man bewahrt in Medaillons Dinge auf. Dazu sind sie da.
    Wir starrten ins Innere des Anhängers.
    Aber da war keine Locke. Auch kein Foto, kein gefalteter Zettel oder irgendein Andenken. Aber das heißt nicht, das Medaillon sei leer gewesen. Es war etwas darin.
    Es enthielt eine zweite Inschrift, säuberlich in die goldene Innenseite graviert:
    A ‡ W
H. II. 2. 115
    »Das muss es sein!«, sagte Lockwood. »Der verborgene Hinweis. Das will er verbergen.«
    » AW steht ja wohl für Annabel Ward«, sagte ich.
    »Und H für Hugo«, setzte George hinzu. »Hugo Blake.«
    »Und weiter?«, fragte Lockwood. »Das kann ja noch nicht alles gewesen sein. Was bedeuten diese Zahlen? Das muss ein Code sein …«
    »Ich bin dafür, dass wir die Kette der BEBÜP übergeben«, sagte ich unvermittelt. »Wir können sie nicht länger zurückhalten. Sie könnte ein wichtiges Beweismittel sein, das die Polizei sehen muss. Außerdem weiß Blake, dass die Kette hier im Haus ist.«
    »Da hast du natürlich recht«, erwiderte Lockwood. »Ich habe zwar nicht die geringste Lust, Barnes reinen Wein einzuschenken, und würde den Fall lieber selbst lösen, aber …« Im Büro klingelte schrill das Telefon. »Aber uns bleibt wohl nichts anderes übrig. Gehst du bitte ran, George?«
    George verschwand nach drinnen. Als er nach einer ganzen Weile wiederkam, hatte Lockwood das Medaillon wieder in seinem Glasbehälter verstaut, und ich war dabei, die Scherben auf dem Fußboden zusammenzufegen.
    »Verschon mich«, sagte Lockwood. »Schon wieder Barnes?«
    George war ein bisschen rot im Gesicht. »Nein. Ein neuer Auftrag.«
    »Eine alte Dame, in deren Baum eine Geisterkatze sitzt?«
    »Nein. Lass die Scherben liegen, Lucy, und räum lieber oben ein bisschen auf. Das war Mr John Fairfax, der Inhaber der Fairfax-Eisenwerke. Er kommt gleich vorbei.«
    * * *
    Alle waren sich darüber einig, dass das Problem, das die Britischen Inseln heimsuchte, schlecht für die Wirtschaft war. Tote, die wiederkehrten, um die Lebenden zu peinigen, Erscheinungen, die nachts die Straßen unsicher machten – all das hatte Folgen. Die Moral und die Produktivität hatten gleichermaßen gelitten. Kein Arbeiter wollte mehr Nachtschichten übernehmen. Im Winter schlossen die Geschäfte schon nachmittags. Es gab aber auch Unternehmen, die florierten, weil sie eine Nachfrage bedienten. Zum Beispiel die Fairfax-Eisenwerke.
    Fairfax hatte schon immer zu den führenden Herstellern von Eisenprodukten gehört, aber mit dem Ausbruch der Krise hatte die Firma die Agenturen Fittes und Rotwell mit Plomben, Eisenspänen und Ketten beliefert. Als das Problem immer schlimmer wurde, ging die Regierung dazu über, massenweise Geisterlampen herstellen zu lassen, und es war Fairfax, die große Mengen des

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