Lodernde Träume
»Nein, Tiff...«
Doch schon war ihre Freundin aus der Tür, und Megan hörte, wie sie Devlin draußen in der Halle anfuhr: »Ihre Frechheit kennt ja wirklich keine Grenzen, Mr. Jefferys! Wie können Sie es überhaupt wagen, nach dem, was Sie sich geleistet haben, sich hier noch blicken zu lassen? Selbst wenn Megan bereit wäre, Sie zu empfangen, würde allein ich es schon nicht zulassen. Verlassen Sie auf der Stelle dieses Haus und kommen Sie nie wied... Moment mal... Sie können doch nicht einfach...«
Megan wappnete sich innerlich. Jetzt war es also passiert, gleich würde Devlin hereingestürmt kommen und sich vor ihr aufbauen. Und genauso war es. Es war genau die Situation, die sie um jeden Preis hatte vermeiden wollen. Trotzdem, wie er da so vor ihr stand, zitternd vor Wut - sie konnte nicht anders, sie schmolz einfach dahin.
»Hast du es ihr gesagt?«
Sie wusste , was er meinte. »Nein, das nicht«, zischte sie leise. »Das andere!«
»Was denn?«
» Dass du mich übers Knie gelegt hast.«
»Oh!« entfuhr es Devlin, und mit einem Schlag wich sein ganzer Zorn aus dem Gesicht, und er fragte richtig besorgt: »Tut dir irgend etwas weh, Megan?«
»Überhaupt nichts«, erwiderte sie frostig.
»Wir müssen miteinander reden.«
»Nein!«
»Auf die Dauer kannst du mir nicht entkommen!«
Die Selbstsicherheit, mit der er das sagte, weckte in Megan ihren alten Widerspruchsgeist. »Das kann ich sehr wohl! Zumindest bis ich verheiratet bin ... und zwar mit jemand anderem!«
Diese Idee gefiel ihm offensichtlich überhaupt nicht. Er geriet darüber in solche Wut, dass Megan richtig Angst vor ihm bekam. Doch er drehte sich nur wortlos um und verließ den Raum. Als er an Tiffany vorüberging, die wie erstarrt in der Tür stand, knurrte er: »Sie hat es verdient gehabt.«
Tiffany knallte die Tür hinter ihm zu. »Ist der Kerl immer so unverschämt?« fragte sie Megan entrüstet.
»Immer.«
»Dann hätte man ihn schon viel früher feuern sollen, und zwar ohne Rücksicht auf irgendwelche Vertragsklauseln!«
Megan fiel in ihren Sessel. Eine totale Verzweiflung kam über sie; sie war den Tränen nahe. Tonlos sagte sie: »Er ist ja gar nicht entlassen.«
»Wie bitte? Das kann doch nicht dein Ernst sein! Und was sagt dein Vater dazu?«
»Mein Vater hat keine Ahnung von allem. Ich habe ihm nichts davon erzählt.«
»Aber Megan! Warum denn bloß? Also, wenn das kein Grund für eine Entlassung ist...«
»Aber wenn ich es vielleicht verdient hatte?«
»Selbst dann! Er hat doch nicht das mindeste Recht, dich in irgendeiner Folrm zurechtzuweisen... Aber hattest du es denn verdient?«
»Irgendwie schon. Ich habe dir doch schon erzählt, dass er sich übertriebene Sorgen um mich macht. Deshalb war er ja auch so in Rage, weil ich mich in dieser besagten Nacht in Gefahr begeben hatte.«
»In welcher Nacht? Meinst du die, in der du ihn verfolgt hast?«
»Ja, genau.«
»Aber als du mir das damals erzählt hast, hast du mir von dieser Geschichte gar nichts gesagt!« Tiffanys Stimme klang vorwurfsvoll.
Megan fühlte sich immer elender und konnte schließlich ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. »Ich wollte einfach nicht mehr daran denken müssen, glaub mir«, stieß sie schluchzend hervor. »Ich bin wirklich nicht sehr stolz darauf, dass er mich wie ein kleines Kind behandelt hat!«
»Oh Meg, wein doch nicht«, sagte Tiffany zerknirscht. »Es tut mir wirklich leid. Ich hätte da nicht meine Nase reinstecken sollen!«
»So ein Quatsch«, entgegnete Megan. »Wozu sind denn schließlich Freundinnen da, wenn nicht, um ihre Nase reinzustecken!«
Sie hielten beide einen Augenblick inne, dann musste n sie über diese etwas ulkige Formulierung lachen. Megan wischte sich die Tränen aus den Augen und meinte dann entschuldigend: »Devlin hat doch nur versucht, mir klarzumachen, wie gefährlich es ist, so leichtsinnig und sorglos durch die Welt zu marschieren!«
Warum habe ich dann bloß nicht auf ihn gehört? Megan machte sich bittere Vorwürfe.
Eine Woche später war es dann soweit. Megan musste der Wahrheit ins Auge blicken: Das Schicksal war grausam gewesen. Sie trug ein Kind unter ihrem Herzen.
Hewlett-Packard
26
Devlin schwamm unter Wasser bis ans andere Ufer des Teiches und wieder zurück, ehe er wieder auftauchte, um Luft zu holen. Er hatte es sich angewöhnt, jeden Tag in der Frühe hierherzukommen und zu schwimmen. Denn seit Megan nicht mehr zu ihrem Morgenritt in den Stall kam,
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