Loderne Glut
er.
Amanda blickte ihn an, und selbst im Dunkeln konnte sie noch den verschleierten Blick seiner Augen erkennen, seine leicht geblähten Nüstern, und mit der Faszination, mit der eine Kobra eine Flöte beobachtet, sah sie zu, wie er ihre Finger in seinem Mund bewegte. Ihr Körper fing an zu schmelzen, und gerade, als sie soweit war, sich ihm an den Hals zu werfen, ließ er ihre Hand fallen.
»Lassen Sie uns jetzt zum Essen gehen«, sagte er und ging zum Wagen, um ihr hineinzuhelfen.
Sie ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder und balancierte die Pakete auf ihrem Schoß.
Hank sprach kaum ein Wort auf dem Weg zum Restaurant. Er wußte, daß er mit dem Feuer spielte; aber er war wie ein Süchtiger, der sich nicht lösen konnte. Er konnte sie Driscoll wegnehmen - er wußte, daß er das fertigbringen würde. Aber das wäre ihnen beiden gegenüber nicht fair gewesen. Unter Amandas schöner Oberfläche barg sich noch immer die kleine affektierte, neunmalkluge Lady, die er kennengelemt hatte. Sie war nicht für ihn bestimmt, egal, wie süß sie auch schmeckte.
Amanda neben ihm hing ähnlichen Gedanken nach. Er war ein Mann, der arme Leute ermunterte, sich zu wehren. Er war kein Mann für sie. Wenn er ihr nicht zu nahe kam, konnte sie ihn so sehen, wie er wirklich war. Er gehörte zu jener Sorte von Männern, mit denen Frauen eine Affäre hatten; aber er war kein Mann, den eine Frau lieben sollte. Die Frau, die ihn liebte, hätte eine schmerzensreiche Zukunft vor sich.
Sie versuchte, sich das immer wieder bewußt zu machen, während sie ihm beim Chauffieren zusah, sein Profil betrachtete, das sich vor dem Mondlicht dunkel abzeichnete, und vor allem seine starken Hände am Lenkrad beobachtete - die Art, wie er den Schalthebel umklammerte. Sie sah, wie sich die Muskeln in seinen Schenkeln bewegten, während sein Fuß von einem Pedal zum anderen wechselten.
Hank musterte sie, bemerkte den hungrigen Blick in ihren Augen und vergaß seine vernünftigen Vorsätze. Er legte die rechte Hand auf ihr Knie und fühlte Seide unter den Fingern. »Tragen Sie nie etwas anderes als schwarze Seidenstrümpfe?«
»Taylor sagt, Schwarz wäre die vornehmste, einer Lady würdigste Farbe.«
Hank lachte. »Er ist entweder ein Narr oder ein Kenner.«
»Ich weiß nicht, was von beidem er ist«, sagte Amanda in den Fahrtwind hinein.
Das stille kleine Restaurant lag im Außenbezirk der Stadt, und als Hank davor hielt, blieb er noch eine Weile sitzen und sah sie an.
Als er etwas sagen wollte, legte Amanda ihm die Finger auf die Lippen. Er sah aus, als wollte er etwas sehr Wichtiges aussprechen. »Belassen wir es dabei, solange es dauern kann«, sagte sie leise. Sie nahm ihre Hand von seinem Mund. »Wie würde ein Verlobter nun seiner Braut aus dem Wagen helfen?«
Er lächelte sie an. Es schien, als würde sie nun die Regeln kennen und wissen, daß es nur ein Spiel war. »Zunächst würde er sie vermutlich küssen.«
»Oh?« machte Amanda und legte ihre Wange gegen das Lederpolster.
Hank berührte ihr Gesicht mit den Fingerspitzen und be-wegte sie bis zum Haaransatz hinauf. Mit jedem Tag war ihre Frisur lockerer und weicher geworden. »Aber er könnte es sich auch anders überlegen.«
Amanda war nur sehr selten in ihrem Leben geneckt worden und schon gar nicht von einem Mann. »Sie!« keuchte sie, und als dann Hank beide Hände hob, als wollte er sich vor Schlägen schützen, stürzte sie sich auf ihn, daß die Pakete auf den Wagenboden purzelten. Sie schlug nach ihm, während seine Hände ständig mit einigen ihrer reizvollsten Körperpartien in Berührung kamen.
»Ich ergebe mich«, rief er. »Ich werde Sie küssen.«
»Das werden Sie nicht, weil ich es Ihnen nämlich nicht erlaube«, entgegnete Amanda hochmütig und stieg aus dem Wagen.
Er sprang auf seiner Seite aus dem Auto, fing sie auf und drehte sie in seinen Armen herum. »Du willst dich mir versagen, Dirne?« rief er, den Tonfall des Bösewichts im Film nachahmend. »Entweder gibst du dich mir hin, oder ich werde deine alte Mutter in den Schnee werfen.«
»Aber, Sir«, sagte sie, und drehte den Kopf zur Seite, »draußen herrscht eine Temperatur von mindestens dreißig Grad im Schatten.«
»Dann verschleppe ich sie eben in die Wüste. Ohne Wasser natürlich. Nun, Dirne, ergibst du dich mir?«
Amanda gab ihm plötzlich einen Stoß, trat ihn noch gegen das Schienbein und rannte davon. »Nicht für mein Leben«, rief sie.
Hank hatte sie schon nach wenigen Metern eingeholt
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