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Loderne Glut

Titel: Loderne Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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um fünf Bahngeleise herumgebaut worden war, und dem Gedränge und Geschiebe der Leute nach zu urteilen, schien es sich um eine wachsende Gemeinde zu handeln. Da war das Kulturzentrum, in dem es jeden Freitag- und Samstagabend eine Filmvorstellung und Matinees während der Woche gab. Er kam an einen Wohlhabenheit signalisierenden Wohnbezirk mit großen, gepflegten Häusern vorbei.
    An einer Tankstation am Westrand der Stadt fragte er, wo die Caulden-Ranch zu finden sei. Der Tankwart drehte sich um und deutete auf den Horizont. Alles, was Hank dort am entfernten Rand der Ebene sah, war wieder eine Stadt.
    »Liegt sie in der Nähe der Stadt?« fragte Hank.
    »Diese >Stadt< ist die Ranch«, erwiderte der Tankwart.
    Hank stand bei seinem Wagen und starrte eine Weile zu der Ranch hinüber, betrachtete die Gebäude, die sich am Horizont entlangzogen, und begann zu verstehen, warum die VAW diesen Betrieb als erstes aufs Korn nehmen wollte. Wenn es dort zu Tumulten kam, würde die ganze Welt den Lärm hören.
    Er stieg wieder in seinen Mercer und fuhr auf die Caulden-Ranch zu. Er passierte mehrere Nebenstraßen, die zweifellos in die Ranch hineinführten; bog aber ab, als er auf eine Allee stieß, die von Palmen und blühenden Sträuchern gesäumt war. Diese Allee brachte ihn nach einer halben Meile zu einem zweistöckigen Ziegelhaus mit einer breiten Veranda.
    Niemand kam bei dem Geräusch, das sein Wagen erzeugte, aus dem Haus; also ging er zur Tür und klopfte an. Ein Hausmädchen öffnete ihm - eine lustlos aussehende kleine Frau, die ihm höflich seinen Strohhut abnahm und ihn aus dem mit dunklen Paneelen verkleideten Vestibül in die große Halle führte. Linker Hand sah er zwei französische Türen, und das Hausmädchen klopfte höflich dort an und schob dann eine der Türen zur Seite.
    »Sie werden erwartet«, murmelte das Mädchen, und Hank ging an ihr vorbei in den Raum hinein.
    In der Bibliothek, direkt vor ihm, war ein Kamin, flankiert von zwei Fenstern, die vom Boden bis zur Decke reichten und auf ein Treibhaus hinausblickten. Hank lächelte bei dem Anblick der üppigen Grünpflanzen und dachte, er würde sich dort gern einmal umsehen. Auf der rechten Seite befanden sich wieder zwei Türen, die aber beide geschlossen waren.
    Von seiner Linken spürte er die Blicke eines Menschen, also drehte er sich langsam zur Seite und sah dort zwei Männer. Der ältere von ihnen zeigte die angriffslustige Miene eines unartigen kleinen Jungen, dem man etwas aufgetragen hatte, was er nicht tun wollte, während der andere so perfekt aussah wie ein Kaufhaus-Mannequin. Das ist ein kalter Fisch, dachte Hank bei sich und fand den älteren der beiden sofort sympathischer.
    »Ich bin J. Harker Caulden«, eröffnete ihm der ältere Mann, als wollte er Hank zum Duell herausfordern. »Und das ist mein Schwiegersohn, Taylor Driscoll.«
    Hank streckte den Arm aus, um Caulden die Hand zu schütteln, doch dieser ignorierte ihn; also drehte Hank sich Driscoll zu, dessen Rechte so kalt war, wie der Mann aussah, und sie fühlte sich in Hanks Hand zerbrechlich an.
    »Sie sehen mir nicht nach einem Hochschulprofessor aus«, beurteilte ihn J. Harker im herausfordernden Ton.
    Ehe Hank etwas erwidern konnte, trat Taylor einen Schritt vor. »Was Mr. Caulden damit meint, Dr. Montgomery, ist, daß wir annahmen, Sie wären älter - ein wenig reifer.«
    Hank grinste. »Ich hoffe, ich bin für Sie keine Enttäuschung.«
    »Nein, natürlich nicht«, versicherte Taylor eilfertig. »Sie sind willkommen. Ich vermute, Sie wollen sich vor dem Lunch noch etwas frisch machen. Martha wird Ihnen Ihr Zimmer zeigen.«
    Hank wußte, daß er damit wieder entlassen war. Er nickte und verließ den Raum. »Deine Enttäuschung ist nicht geringer als meine, Mr. Eisberg«, dachte er bei sich. Ich hatte ein hübsches kleines Farmhaus erwartet. Nun, er konnte ja in ein, zwei Tagen wieder abreisen. Er folgte Martha die Treppe hinauf.
    J. Harker lief, auf einer kalten Zigarre kauend, in der Bibliothek auf und ab. »Das gefällt mir überhaupt nicht«, knurrte er. »Er sieht ganz und gar nicht so aus, wie sich das für einen Professor gehört. Er ist viel zu jung und zu gesund. Es scheint fast so, als würde er selbst auf die Felder hinausgehen und einen Streik anzetteln.«
    »Um so mehr haben wir Grund, ihn dort zu behalten, wo wir ihn überwachen können. Ich gebe zu, daß mich sein Alter und sein Aussehen für eine Sekunde aus der Fassung gebracht haben; aber ich werde mich

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