Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Loderne Glut

Titel: Loderne Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
regungslos da und starrte auf seinen Rücken. Hatte Taylor ihm eine Kopie des heutigen Stundenplans gegeben? Vielleicht war Dr. Montgomery nur wütend auf sich selbst, weil er einsah, daß er sich verspätet hatte oder weil er im Badezimmer gewesen war, als es nicht vorgesehen war.
    Er führte die komplizierten Handgriffe aus, die für das Starten seines kleinen gelben Wagens nötig waren, fuhr dann rückwärts aus der Garage und steuerte ihn so dicht an sie heran, daß er ihr fast die Zehen abgefahren hätte.
    »Steigen Sie ein!« befahl er.
    Amanda folgte dieser Aufforderung nur zu gern. Dieser kleine Wagen war wunderbar, und sie lächelte, als sie in das Polster des Beifahrersitzes sank und ihren Hut festhielt, während Dr. Montgomery die Kupplung losließ und der Wagen sich in Bewegung setzte. Dieses Automobil fuhr ganz anders als die Limousine. Sie beobachtete fasziniert, wie er die Gänge einlegte. Der Wagen beschleunigte. Sie war bisher nie rascher als zwanzig Meilen in der Stunde gefahren, und das war ihr schon schnell vorgekommen, doch jetzt, da der Wind ihre Haare zerzauste und sie ständig blinzeln mußte, weil ihr sonst Insekten in die Augen geflogen wären, wußte sie, daß sie sehr, sehr schnell fuhren. Und es gefiel ihr. O ja, es gefiel ihr sogar sehr. Sie liebte den Wind und die Geschwindigkeit, mit der Felder und Bäume an ihr vorbeirasten.
    Sie waren nicht sehr weit gefahren - nicht so weit, wie Amanda es gern gehabt hätte -, als es einen Knall gab und der Wagen rasch nach rechts hinüberzog. Es folgte ein wütender Ausruf von Dr. Montgomery, und Amanda sah interessiert zu, wie er mit dem Lenkrad kämpfte und der Wagen langsamer wurde. Er war mit Händen, Füßen und Augen zugleich bei der Sache, und sie hatte nicht einen Moment das Gefühl, daß er die Beherrschung über den Wagen verloren hatte.
    Als Dr. Montgomery den Wagen endlich zum Stehen gebracht hatte, wandte er sich ihr zu, und auf seinem Gesicht spiegelte sich - wenn dies überhaupt möglich war - eine noch größere Wut als beim Frühstück. »Ein geplatzter Reifen. Das sollte Ihre Pläne vollends durcheinanderbringen.«
    Da sie heute lediglich die Aufgabe hatte, Dr. Montgomery von Kingman fernzuhalten, hoffte Amanda, daß Taylor ihr nicht zürnen würde, wenn sie zu spät zu dem Vortrag kamen. Was sie selbst betraf, so wäre sie am liebsten den ganzen Tag mit diesem schnellen Wagen herumgefahren.
    Sie legte ihren Kopf an die Rückenlehne, schloß die Augen und lächelte in der Erinnerung an die letzten zehn Minuten.
    Ehe sie wußte, wie ihr geschah, hob Hank sie von ihrem Sitz, zog sie in seine Arme und küßte sie. Er küßte sie so heftig und leidenschaftlich, wie er mit seinem Wagen fuhr.
    Sie war so verblüfft von seiner Handlungsweise, daß sie zu keiner Reaktion fähig war. Sie hatte nicht einmal Zeit, die Augen zu schließen; aber als sie begriff, was mit ihr passierte, und dachte, daß sie das gar nicht so übel fand, stieß er sie so heftig von sich, daß sie mit dem Rücken gegen den Wagen prallte.
    Sie preßte den Handrücken gegen den Mund und starrte ihn mit wilden Augen an.
    »Stand das auf Ihrem Stundenplan, kleine Miß Schicklich? Hat die Autofahrt Sie so erschreckt? War die Geschwindigkeit zu groß für Ihre perfekte kleine Welt? Sie bilden sich vielleicht ein, Sie könnten jeden Mann in Ihrer Umgebung herumkommandieren; aber da täuschen Sie sich. Das mag für den armen Taylor zutreffen, weil er die Ranch Ihres Daddys haben möchte, aber das gilt nicht für alle Männer.«
    Wütend begab er sich dann zum Heck des Wagens, nahm einen der beiden Ersatzreifen herunter und begann, ein Hinterrad zu wechseln.
    Amanda blieb dort stehen, wo sie war. Seine Worte, sein Kuß - sein ganzes Verhalten überhaupt - waren ihr unverständlich. Sie wußte gar nicht, wovon er eigentlich sprach, und einen Moment lang hatte sie sogar Angst vor ihm. Sie waren hier ganz allein auf der Landstraße, zehn Meilen von Kingman entfernt, und es befand sich weder ein Haus in ihrer Nähe, noch waren irgendwelche Menschen auf der Straße zu sehen.
    Courage zeigen, Amanda, ermahnte sie sich. Sie trat auf Hank zu, hielt sich so aufrecht wie möglich und sagte: »Dr. Montgomery, ich bedaure, daß ich Ihr Mißfallen erregt habe. Es tut mir leid, daß Sie sich ärgern, weil wir den Stundenplan nicht einhalten können. Aber ich denke, ich sollte jetzt wieder nach Hause gehen.« Sie drehte sich um und machte sich auf den Weg nach Westen - auf Kingman

Weitere Kostenlose Bücher