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Loderne Glut

Titel: Loderne Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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derartig schamlos einem Fremden gegenüber benahm, der mit ihr spielte? Dr. Montgomery mochte zwar wie ein Mann mit gutem Charakter erscheinen, wenn man seine akademischen Würden und Titel bedachte, aber er war es nicht. Er zitierte vulgäre Gedichte, fuhr zu schnell Auto, lud Frauen, die er nicht kannte, zum Tanzen ein und machte einem verlobten Mädchen unschickliche Avancen - praktisch unter den Augen ihres Bräutigams. Das war nicht das Verhalten eines Mannes mit hohen moralischen Grundsätzen. Taylor fuhr niemals zu schnell - er fuhr, genau genommen, überhaupt nicht. Taylor gab sich niemals mit so einem unziemlichen Zeitvertreib wie Tanzen ab, und Taylor würde nie, niemals, mitten in der Nacht losfahren und sich mit jemandem wie Reva Eiler treffen. Und er näherte sich niemandem, nicht einmal der Frau, die er heiraten sollte, auf eine so unschickliche Weise. Taylor sagte nicht zu einer Frau, daß ihre Lippen zum Küssen geschaffen seien oder zum Flüstern von Liebesworten oder zum Liebkosen . . .
    Die Haut eines Mannes liebkosen, dachte sie. Zum Küssen seiner bloßen Schulter oder seines Halses oder seines Handgelenks oder gar seines . . . Nein! Schlage dir solche Gedanken aus dem Kopf. Oder stelle dir wenigstens vor, daß du Taylors bloße Schultern küßt, wenn dich solche Gedanken plagen - nicht Dr. Montgomerys Schulter . . . Aber sie konnte sich noch so sehr anstrengen — sie konnte sich Taylor einfach nicht in Hemdsärmeln, geschweige denn mit bloßem Oberkörper, vorstellen.
    Als sie sich auf den Rückweg zum Haus machte, wußte sie, daß sie noch nie in ihrem Leben so verwirrt gewesen war wie jetzt, und abermals wünschte sie sich, daß Dr. Montgomery niemals hierhergekommen wäre. Von nun an würde sie sich nach Kräften bemühen, seine Nähe zu meiden.
    Hank schlief wenig in dieser Nacht. Er wußte nicht, ob es Schuldgefühle waren oder schlichtweg Verliebtheit, die ihn wach hielten. Warum schien er stets die Frauen zu begehren, die er gar nicht haben sollte? Er war nicht im mindesten an Blythe Woodley interessiert gewesen, als sie seine Studentin war; doch kaum war sie die Verlobte eines anderen Mannes, konnte er die Hände nicht von ihr lassen.
    Nun war es Amanda - keineswegs die Sorte von Frau, die große Leidenschaften entfachte -, von der er sich nicht fernhalten konnte. Sie war hübsch, aber es gab eine Menge Frauen, die hübscher waren als sie. Sie war zu dünn, im Übermaß prüde und anständig, hatte zuviel von einer alten Jungfer. Weshalb war er dann so verrückt nach ihr?
    Er stieg aus dem Bett, und ehe er seine Meinung wieder ändern konnte, fing er an zu packen. Morgen würde er das Caulden-Haus verlassen und sich ein Quartier in Kingman suchen. Das war in jedem Fall vorteilhafter, da die Gewerkschaftsführer ihn dort leichter erreichen konnten. Er würde sich ein Zimmer im »Kingman Arms« nehmen und jeden Abend mit einer anderen Frau ausgehen - mit einer Frau aus echtem Fleisch und Blut, die auch Schweinekoteletts aß, Bier trank und Tanzen nicht für eine Todsünde hielt. Er würde sich eine Frau suchen, mit der er reden konnte.
    Es war bereits drei Uhr morgens, als er endlich einschlief.
    »Amanda«, sagte Taylor streng. Sie waren im Eßzimmer und warteten mit dem Frühstück auf Dr. Montgomery. »Mrs. Gunston sagt, Montgomery hätte seine Reisetasche gepackt. Das bedeutet, daß er noch heute das Haus verlassen will.«
    Amanda schluckte schuldbewußt. Sie war dafür verantwortlich, daß Dr. Montgomery abreiste.
    »Vielleicht verstehst du nicht, was das bedeutet. Dieser Montgomery ist praktisch ein Sozialist. Alle seine Schriften bestätigen das - er glaubt daran, daß man den armen Leuten alles geben müsse. Er will dir dein Haus wegnehmen, deine hübschen Kleider. Er möchte, daß du auf dem Feld arbeitest, eine Dienerin bist, Amanda. Würde dir das gefallen, Amanda?«
    Sie erinnerte sich an die Mahlzeit - Roastbeef und Kartoffelbrei -, die sich die Dienerschaft in der Küche einverleibt hatte, aber sie verdrängte dieses Bild rasch wieder. »Nein, das gefiele mir nicht«, erklärte sie feierlich.
    »Dies könnte Wirklichkeit werden, wenn sich Dr. Montgomerys Ansichten durchsetzen würden. Wenn diese Gewerkschaftsleute hierherkommen, werden sie zu ihm gehen, und er wird sich auf ihre Seite stellen und die Arbeiter zum Streik animieren.«
    Amanda sah auf ihre Hände nieder. Und wenn das passiert, wird es meine Schuld sein, dachte sie bekümmert, aber sie wußte nicht, was sie nun

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