Loderne Glut
verletzt. Ich erwarte nicht von Ihnen, daß Sie mir das alles verzeihen, und deshalb werde ich sofort Ihr Haus verlassen. Ich habe nur noch eine Bitte - darf ich Sie mit meinem Wagen heimbringen?«
Amandas Zorn kühlte sich bereits ab, und sie dachte jetzt nur noch daran, wie wütend Taylor sein würde, wenn sie ihm beichtete, daß sie Dr. Montgomery befohlen hatte, ihr Haus sofort zu verlassen.
»Ich sollte mich bei Ihnen entschuldigen«, entgegnete sie hastig, obwohl ihr nicht danach zumute war. Sie dachte im Augenblick nur daran, daß ihre zukünftige Ehe mit Taylor von dieser Lüge abhängen konnte. »Auch mein Verhalten war unentschuldbar. Bitte, bleiben Sie unser Gast.«
Bitte, dachte er. Sie sah ihn mit diesen großen Augen an, aus denen Trauer sprach, und sagte bitte. Er sollte von hier fortgehen — er wußte das. Er wußte, daß sie nicht gut für ihn war. Sie war so verlockend wie eine Torte für einen Übergewichtigen, so unwiderstehlich wie Branntwein für einen Alkoholiker. Doch er wußte auch, daß er sie nicht verlassen konnte. Er würde in ihrem Haus bleiben und lernen, sie in Ruhe zu lassen. Er war mit einem Auftrag hierhergekommen, und diesen würde er ausführen.
»Ja, ich werde bleiben«, sagt er endlich. »Wollen Sie mit mir zum Wagen zurückkehren und dort im Schatten so lange warten, bis ich den Reifen gewechselt habe? Ich werde Sie nach Terrill City zu Ihrem Vortrag bringen und verspreche Ihnen, daß ich nicht schnell fahren werde.«
Sie murmelte zustimmend und setzte sich unter einen Baum, während er die Felge mit dem neuen Reifen an der Hinterachse befestigte. Sie war im Recht gewesen mit allem, was sie zu ihm gesagt hatte. Jedes Wort, jede Silbe waren richtig gewesen; aber seine Rede hallte noch in ihren Ohren nach. Stimmte es, daß andere Menschen keine Stundenpläne hatten? Stand es ihnen frei, zu essen, wann und was sie wollten ?
Sie versuchte diese Gedanken aus ihrem Bewußtsein zu verdrängen. Es war ihre freiwillige Entscheidung, Taylors Tageseinteilung zu befolgen.
Kapitel Sieben
Hank fuhr mit einer Geschwindigkeit von sechzehn Meilen pro Stunde nach Terrill City. Die Stadt war ungefähr dreimal so groß wie Kingman und viel moderner, mit vielen Läden und interessanten Sehenswürdigkeiten, und die Leute auf den Straßen waren modischer gekleidet.
Einige Damen verfolgten Hank in seinem sportlichen gelben Wagen mit wohlwollenden Blicken, aber er war in einer zu bedrückten Stimmung, um das zu bemerken. Er hielt vor der Freimaurer-Halle, in der der Vortrag stattfinden sollte, stieg aus und öffnete den Wagenschlag für sie.
»Wann ist der Vortrag zu Ende?« fragte er mit tonloser Stimme.
»Um eins. Sie kommen nicht mit?«
»Ich fürchte, Eugenik ist nicht mein Fall.«
»Die Bibliothek ist. . .«
»Ich habe ein Plakat gesehen, daß hier eine Matinee stattfindet. Ich denke, ich werde sie besuchen.«
Amandas Augen weiteten sich. »Eine Filmvorführung?«
Hank hatte seine Hände in den Taschen vergraben. »Ja, natürlich. Ich sehe Sie dann um eins.«
Amanda stand auf dem Gehsteig und sah ihm nach. Eine Filmvorführung, dachte sie. Er besuchte doch tatsächlich eine Filmvorstellung. Worum es in diesem Film wohl ging?
In der Freimaurer-Halle redete die Frau, die den Vortrag hielt, mit Begeisterung von der menschlichen Zuchtwahl, die dem Ziel diente, eine reine Rasse intelligenter, perfekter Wesen zu erschaffen, und die ganze Zeit über kreisten Amandas Gedanken nur um die Filmvorstellung.
Nach dem Referat ging sie wieder ins Freie, und dort stand Dr. Montgomery, seitlich gegen seinen Wagen gelehnt, und wartete auf sie.
»Möchten Sie erst lunchen und dann nach Hause fahren?« fragte er.
Sie war mit dieser Reihenfolge einverstanden, und er fuhr mit ihr zu einem hübschen kleinen Restaurant am Rande der Stadt. Amanda lief das Wasser bereits im Munde zusammen, als sie den Fuß über die Schwelle des Lokals setzte. Als sie das letzte Mal zusammen mit Dr. Montgomery auswärts gegessen hatte, hatte sie eine überaus köstliche Mahlzeit eingenommen.
Amandas Magen knurrte erwartungsvoll, als die Kellnerin kam, um ihre Bestellungen aufzunehmen, aber Dr. Montgomery sagte, ehe sie zu Wort kommen konnte: »Die Lady hält eine Spezialdiät ein. Könnten Sie ihr ein paar einfache gekochte, ungewürzte Kartoffeln bringen, gedünstete grüne Bohnen und gedünsteten Fisch, ebenfalls ungewürzt?«
Die Kellnerin blickte Amanda an, und Amanda hoffte, die junge Frau würde sagen: >Nein,
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