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Loderne Glut

Titel: Loderne Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Freiheit ist ein Recht, das jedem zusteht, der unter der Amerikanischen Verfassung lebt. Kommen Sie mit mir, Amanda, ich werde Sie von hier wegbringen. Ich werde dafür sorgen, daß Sie nie mehr nach einem Stundenplan leben müssen.« Er streckte ihr die Hände mit nach oben gedrehten Handflächen hin, um ihr seine ehrlichen Absichten zu bekunden.
    Amanda war über sein Angebot so verblüfft, daß sie einen Moment lang nichts erwidern konnte. Sie blickte gegen das Licht der Sonne zu diesem großen, gutaussehenden Mann -hinauf, der ihr in diesem Moment vorkam wie ein Evangelist, der versuchte, Sünder von ihrer verworfenen Lebensweise abzubringen, und der Zorn, der sich seit seiner Ankunft in ihrem Haus in ihr regte, entlud sich jetzt wie ein ausbrechender Vulkan.
    »Wie können Sie sich ein Urteil über mein Leben anmaßen«, zischte sie mit zusammengepreßten Zähnen. »Wie können Sie es wagen, meinen Vater und meinen Verlobten zu kritisieren!« Sie trat einen Schritt vor, und der Zorn ließ sie größer- oder ihn kleiner- erscheinen, während sie ihm in die Augen starrte. »Was wissen Sie schon von mir oder meinem Leben? Sie kommen als Gast in unser Haus und meinen, Sie hätten das Recht, auf uns herunterzuschauen und Ihren Hohn über uns auszugießen? Wenn ich Sie aufklären darf -mir gefällt das Leben, das ich führe. Ich liebe die Ordnung. Ich liebe das Gefühl, etwas leisten zu können, und vor allem liebe ich meinen Vater und meinen Verlobten. Und was Ihre amerikanische Freiheiten betrifft, glaube ich, daß auch das Recht eines jeden Bürgers dazugehört, sich zu entscheiden , wie er sein Leben einrichten möchte. Und ich habe mich dafür entschieden, mein Leben einer Ordnung zu weihen. Und nun, Dr. Montgomery, schlage ich vor, daß Sie in Ihren kleinen schnellen Wagen steigen und so rasch davonfahren, wie sich die Räder drehen können. Ich werde nach Hause laufen, und sobald ich dort eingetroffen bin, werde ich als erstes veranlassen, daß man Ihnen Ihre Kleider nachschickt.«
    Mit steifem Rücken ging sie um ihn herum und wanderte weiter die Straße hinunter, wobei jeder Schritt ihren Zorn verriet.
    Hank blieb in einem Zustand des Schocks auf der Straße stehen und lauschte ihren wütenden Schritten, die sich immer mehr entfernten. Er kam sich vor wie ein Narr. Von dem Moment an, als er sie zum ersten Mal sah, hatte er das Gefühl gehabt, daß etwas zwischen ihnen sei. Er war ihr böse gewesen, weil sie das nicht wahrhaben wollte. Er war eifersüchtig auf Taylor gewesen, und er hatte nach einem Indiz gesucht, das ihm bestätigte, daß sie Taylor gar nicht wirklich liebte. Er kam sich vor wie ein eitler, aufgeblasener Idiot - so eitel, daß es ihm gar nicht in den Sinn gekommen war, sie könnte außer ihm einen anderen lieben. Er konnte spüren, wie ihm das Blut ins Gesicht schoß bei der Erinnerung an seine Arroganz, mit der er ihr gesagt hatte, er würde sie retten und von dem großen, bösen Taylor erlösen.
    Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und wischte sich den Schweiß ab. Seit er Amanda begegnet war, kannte er sich selbst nicht mehr. Er hatte sich wie ein Schuljunge benommen, der das Mädchen, das er mochte, beschenkte und eine Stunde später ohrfeigte. Wenn er im Geiste die letzten paar Tage Revue passieren ließ, schämte er sich. Er erinnerte sich, wie er durch die Straßen gegangen war und sie hinter sich herlaufen ließ, wie er sie mit ätzendem Spott und zuweilen mit Grobheiten überschüttet hatte. Er hatte sie gewaltsam geküßt - ein Betragen, das ihm früher niemals eingefallen wäre.
    Und womit hatte Amanda das alles verdient? Sie hatte nichts anderes getan, als sie selbst zu sein. Sie hatte ihn durch ein Museum geführt, und er hatte ihr Bemühen mit Hohn quittiert. Sie hatte sich erboten, mit ihm über Themen zu sprechen, die ihn ihrer Meinung nach interessierten, und er hatte sie mit Verachtung gestraft. Sie hatte ihn nach dem Dinner zu einer schlichten Lyriklesung gebeten, und er hatte sie damit lächerlich gemacht, daß er ein anstößiges Gedicht rezitierte.
    Er hatte sich noch nie in seinem Leben so klein gefühlt.
    Er drehte sich um, ging ihr nach und hielt sie an, indem er sich vor sie stellte. »Miß Caulden«, murmelte er, ehe sie protestieren konnte, »ich vermag in Worten gar nicht auszudrücken, wie sehr ich mich schuldig fühle. Sie haben in allem recht, was Sie zu mir gesagt haben. Mein Verhalten Ihnen gegenüber war unentschuldbar. Ich habe alle Regeln des Anstands

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