Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
Vom Netzwerk:
the renteer, den lahmen Gaul, zwanzig für den Schuster Ronnie, die stinkende Rockersocke, fünfzig für die Ackerbau- und Viehzuchtbank, das Hurenbeutelunternehmen, noch einmal achtzig für Mutti, die Drecksau – blöder hat dann jedenfalls noch kein Konzernlenker geschaut, weil ihm ein einfacher Angestellter die finale Kündigung per Arschtritt zugestellt hat, also dann noch neunzig für das blöde Schauen, wann hat man schon die Gelegenheit?
    Bei hundert hat der Jackpot Charlie kurz Luft geholt und sich angeschaut, was er stellvertretend für die Arbeitnehmerseite am Wirtschaftslenker für ein Exempel statuiert hat. Die Arbeitnehmerseite hat ja heute sonst kaum noch Möglichkeiten, an den Wirtschaftslenkern ein Exempel zu statuieren, da muss man die Gelegenheit beim Schopf packen, Trillerpfeifen und rote Transparente haben ihnen ja die Gewerkschafts-Lulus selbst weggenommen, also eine noch für die ehemals roten Gewerkschafter.
    „Aua! Das tut doch weh!“, hat der Raff-Kahn immerzu gejammert, und der Jackpot Charlie hat jedes Mal geantwortet. „Ja hoffentlich!“
    Dann hat er die Hydraulik vom Tigerfellbezugbett auf „Buckelpiste“ gestellt und ist auf der Sackratte herumgesprungen wie damals der Schuster Ronnie auf seiner Maxisingle vom Shubidu Jack, und bald hat es im Schlafzimmer vom Konzernlenker ausgeschaut wie auf dem Scheißhaus vom Biermösel, „und ich hab dir nicht geglaubt, Anni, dass es so was Grausliches wirklich gibt!“
    Der Jackpot Charlie hat sich dann den von Blut und Scheiße total versauten Rauledermantel ausgezogen wie der Fleischhauer seine Schürze, und nach einer letzten Rundumbesichtigung hat er sich dann ungefähr vorstellen können, wie lange die Konzernlenkerdrecksau nicht mehr geschissen hat.
    In einem rührigen Hollywood-Schinken täte für den Jackpot Charlie jetzt im Silbertannenwald vielleicht eine Telefonzelle mit Fußbodenheizung und Würstelstand gleich nebenan bereit stehen, und er täte den Biermösel, der vom Michael Douglas gespielt wird, anrufen und ihm unter Tränen alles erklären, und dann täte der Michael Douglas als Biermösel nach ein paar schnell gezischten Bierchen sagen:
    „Verstehe, verstehe. Die Umstände. Die Kindheit im Waisenhaus. Die fehlende Liebe. Verstehe, verstehe. Für dieses eine Mal will ich die Venen in den Stutzen lassen, werd du mit der Anni glücklich, geh hin in Frieden.“
    Aber wer da natürlich nicht mitspielt, das ist der Michael Douglas im Film und der Biermösel in der Wirklichkeit.
    Der alles erklärende Anruf täte dem Jackpot Charlie vielleicht leichter fallen, wenn er nicht im Spätherbst drei Tage lang am Krautacker vom Brunner-Bauern vorbeigefahren wäre, und mit jedem Tag hat er mehr in sich hineingekichert, an dem er den Biermösel immer noch verkehrter herum und immer noch auswegloser auf seiner Vogelscheuche herumhängen gesehen hat, jedes Mal hat schon der Hahn gekräht, wenn er in der Dämmerung vom Wirtshaus nach Hause gefahren ist, damals noch nicht zur Anni, sondern zu irgendeiner parfümierten Blonden, bei der er nie die Wärme gefunden hat, nach der er sich immer so gesehnt hat.
    Er hat beobachtet, wie die Krähen und Raben schon um ihn herumgehüpft sind und gierig darauf gewartet haben, dass sie ihm endlich die Augen auspecken können, das hätte dem Jackpot Charlie damals gefallen, er hat sogar schon die Pocketkamera eingepackt gehabt, um das alles auf Film festzuhalten. Wie der Ertrinkende hat der Biermösel immer um sich geschlagen, und geflucht hat er bis zum Schluss wie ein Bauarbeiter, was das Fluchen betrifft, war seine Konstitution einmalig. Aber am vierten Tag war die Vogelscheuche auf einmal abgeräumt wie ein Christbaum nach Weihnachten, und nicht zuletzt wegen seinem Spott und dem auf ihn geschütteten Punsch und dem blöden Spruch in der Schule wird der JC vom Biermösel kein gutes Wort zu erwarten haben, wenn er vor den Richter tritt, also jetzt lieber Brasilien als der ungeheizte Kerker unter dem Gendarmerieposten in Aussee.
    Wie der Jackpot Charlie die Flucht aus dem Flachdachneubau ergreifen wollte, vor der ihn der Biermösel in seinen Predigten immer gewarnt hat, da hat sich der Raff-Kahn noch einmal gerührt, und der Charlie ist zurück zu ihm und hat gesehen, wie der Konzernlenker den Schädel von seinem Schaukelpferd streichelt, und dann hat er geflüstert, mit ganz entrücktem Blick:
    „Rosblatt.“
    „Rosblatt?“, hat der Jackpot Charlie ihn gefragt. „Was soll den das heißen?“
    Da

Weitere Kostenlose Bücher