Loecher, noch und noecher
Wirtshaus, groß ja, heimelig nein, so lässt sich der erste Eindruck zusammenfassen, begeistert ist er nicht. In den ewigen vier Wänden drüben am Friedhof in Ischl kann es nicht abweisender und kälter sein, denkt sich der Biermösel, „abweisender und kälter ist es nur noch in den Herzen von den Weibern, nicht wahr, lieber Herr Jesus, und trotzdem hängst du im Lendenschurz da oben am Kreuz herum, pass auf, dass du es dir nicht unten herum komplett vertust!“ Was den Umgang mit der alles beherrschenden Kälte im Tal anbelangt, sind sich der Jesus und er überraschend fremd, muss der Biermösel leider sagen, da ist er dem Eisbären näher und der Jesus dem Tarzan.
Der Biermösel versinkt jetzt noch ein bisserl weiter in seinem Wetterfleck und rutscht in die steinharte Kirchenbank hinein, wo ihm augenblicklich der Schmerz in den Arsch fährt. „Mit deiner Kirchenbank kann ich auch nicht zufrieden sein!“, wendet er sich wieder direkt an den Herrn Jesus, „Da bin sogar ich besser dran! Weil wenn ich auch sonst nichts mehr habe, so hab ich wenigstens mein Schafwollpolsterl auf meiner Ofenbank drüben im Auerhahn. Bei diesen harten Bänken brauchst du dich gar nicht wundern, wenn du am Stock gehst, was das Publikumsinteresse anbelangt! Sogar die Punschhütte draußen vor der Tür ist jeden Tag besser besucht als die Predigt von deinem Hochwürden, und die ganzen parfümierten Trotteln und Trampeln unter Vorsitz vom Jackpot Charlie führen sich dort jedes Mal ärger auf als deine Kreuzritter im finstersten Mittelalter, was sagst du dazu, keine entschiedene Meinung?“
„Ich aber sage dir“, richtet sich der Biermösel in der Kirchenbank leicht auf und nimmt die Haltung der römischen Gelehrten im Senat ein, während er doch durch und durch Gendarm aus dem Ausseerland bleibt, mit einer Flasche Schnaps im Wetterfleck, die er jetzt anzapft: „Insbesondere das mit der immer weiter um sich greifenden Verweichlichung ist ja nicht mehr zum Aushalten und nur deine Schuld, was glaubst denn du? Du machst es dir einfach und schleimst dich bei der breiten Volksmasse mit Vergebung und Erlösung ein! Mir aber hängen sofort die Zottelträger von Amnesty International am Arsch, wenn ich an die Doppelläufige und eine dazupassende Stirn wie die vom Jackpot Charlie oder vom Shubidu Jack auch nur denke. So aber macht das Ermitteln überhaupt keinen Spaß!“ „Und erst die Weiber!“, findet der Biermösel so sehr Gefallen an seiner Brandrede, dass er jetzt überhaupt aufsteht und den Wetterfleck zurück wirft wie der Anwalt im Gerichtsfilm: „Die Weiber haben dein Neues Testament gebraucht wie die empfindliche Haut den nässenden Ausschlag! Seit du der Sünderin alles vergeben hast, sind sie obenauf, und jetzt sag, lieber Herr Jesus, hast du das wirklich so gewollt mit den Weibern?“
Der Biermösel lehnt sich weiter nach vor und prostet dem Jesus mit versöhnlicher Geste zu.
„Wenn du Augen hast zum Sehen, dann sieh zu, dass das mit den Weibern in meinem Leben besser wird! Siehst du nicht, dass ich Liebeskummer habe, mehr als der einzelnen Mensch ertragen kann? Dass ausschließlich Spott und Hohn meine treuen Begleiter sind und mir im Spätherbst sogar der Damm gebrochen ist, wie ich die Anni hab packen wollen, sag einmal, hast du was auf den Augen, dass du das nicht siehst?“
Der Biermösel lehnt sich noch weiter nach vor und schaut den Herrn Jesus mit seinem süßesten Lächeln kann:
„Kannst du das mit der Anni nicht wieder in Ordnung bringen und den Jackpot Charlie über den Jordan schicken?“, fleht er ihn an. „Du weißt doch als Einziger außer mir, wie einsam ein Mensch sein kann, du da oben am Kreuz, ich da herunten in Aussee, ungeliebt wie der eitrige Zahn sind wir beide, gemieden und verspottet wie der Nichttrinker am Punschstand, also häng dich ins Geschirr und tu endlich was für mich, sonst gründe ich meine eigene Religion, Prostmahlzeit!“
Der Biermösel schmeißt die leere Flasche weit ins Kirchenschiff hinein, dass er das Echo vom Aufprall am Heiligen Sebastian erst viel später hört, und fährt dann fort, mit dem Herrn Jesus ins Gericht zu gehen:
„Wenn ich mir nämlich anschaue, wie weit es die Christenheit und die Muselmanerei bisher gebracht haben, dann wird es Zeit, dass einmal einer mit der Husqvarna in den Menschenwald hinein geht und die schadhaften Bäume herausholt! Da gehört manches anders gedacht, vieles anders geplant und alles anders gemacht!
Nehmen wir zum Beispiel nur den
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